Unsere amerikanischen Gäste Magdalen und Brian haben eine 3-wöchige Tour durch Nordindien hinter sich. Was sie am meisten interessierte war indische Züge zu erleben, wir haben deswegen besonders viele Zugreisen in ihre Tour eingeplant.
In diesem Post teilen die zwei ihre Erlebnisse und geben Tipps. Den Original-Post und viele weitere Abenteuer von Magdalen und Brian findet ihr auf ihrem Blog.
Brian und Magdalen schreiben auf ihrem Blog begeistert von ihrer Zugreise durch Indien (Credit: uglyducktravel)
Die Zugklassen, in denen wir reisten
Für fast alle Reisewege, die wir während unseres 3-wöchigen Urlaubs zurückgelegt haben, nutzten wir Züge. UnserFazit: Indische Züge sind eine fantastische Art durch Indien zu reisen.
Wir haben India Someday gebeten, bei der Planung unseres Trips darauf zu achten, viele verschiedene Zugklassen zu buchen. Vom Erste-Klasse-Schlafwagen mit Klimaanlage bis hin zum Sitzwagen ohne Klimaanlage war alles dabei. Zusammenfassend empfanden wir die Zugfahrten als sichere, bezahlbare und abenteuerliche Art des Reisens.
India Someday hat ja schon einige Blogs geschrieben, die euch Auskunft über die verschiedenen Klassen geben und erklären, wie man einen Zug bucht.
Die strahlend blauen Züge sind erstaunlich weit vernetzt und ihr könnt beinahe jedes Ziel in Indien mit dem Zug erreichen
“Reserved seater” ohne Klimaanlage
Unsere erste Fahrt erlebten wir im “Reserved Seat non-AC aka. second seating class” Wagon am frühen Abend von Agra nach Delhi. Die Fahrt dauerte rund 4,5 Stunden und wir hatten glücklicherweise keine Verspätung. In diesen Wagon passen ca. 90 Personen und alle Sitze sind nummeriert, sodass ihr nur auf eurem Ticket nachsehen müsst, welcher Sitzplatz für euch reserviert wurde. Als wir unsere Plätze fanden, saßen bereits andere Leute dort, aber sie überließen uns die Plätze sofort, als wir sie höflich darum baten.
Die Fahrt kostete uns für zwei Personen INR 223 (circa 3 EUR), was ziemlich günstig ist. Im Gang standen einige Leute, aber für unser Gepäck war in der Ablage über unseren Köpfen Platz. Da der Wagen über keine Klimaanlage verfügte, waren die Fenster des gesamten Wagons offen, was besonders zusammen mit den vielen Ventilatoren einen enormen Geräuschpegel erzeugte. Ohrstöpsel wären hier angenehm gewesen.
Das Zugfahren in Indien ist ein wundervoller Weg, um mit den Einheimischen in Kontakt zu treten
Seater Class mit Klimaanlage
Für eine Tagesfahrt nahmen wir die ‘A/C Seater Class aka. Chair Car’. Der Zugwagon war im Grunde identisch mit den Zügen, die wir vonzu Hause kennen. Pro Reihe gab es 6 Sitzplätze mit einem Gang, der durch die Mitte des Wagens führte. Die Rückenlehnen der Sitze waren ein bisschen verstellbar und ja, wir hatten eine Klimaanlage.
Klimatisierter Sitzwagen – CC Chair Car
Sleeper Overnight Trains
Als nächstes fuhren wir mit den klimatisierten Schlafwagen der dritten und zweiten Klasse. In Indien werden diese A/C 3 and A/C 2 Tier Sleeper Class aka. 2nd AC genannt. Der größte Unterschied zwischen beiden ist die erlaubte Anzahl der Personen in den Wagons. Die dritte Klasse nimmt mehr Personen auf und lässt dementsprechend weniger Privatsphäre zu. Generell sind die Wagons in Räume aufgeteilt (ohne Vorderwand und Türen), in denen Schlafplätze zu finden sind, die man wahlweise auch zu einem Sitz umklappen kann.
3 Tier A/C (3 AC) – Die hier abgebildete Rückenlehne lässt sich zu dem Mittelbett aufklappen
Im Zweite-Klasse-Wagon (2 AC) mit Klimaanlage können zwei Personen auf der Bank sitzen und keines der Betten muss hierfür zugeklappt werden. Ein dritter Schlafplatz oben ist nicht vorhanden. Im Dritte-Klasse-Wagon mit Klimaanlage (3 AC) muss das mittlere Bett tagsüber zusammengeklappt werden, sodass die Reisenden aufrecht auf ihren Plätzen sitzen können.
2 Tier A/C (2 AC) – Nur zwei Betten übereinander auf einer Seite
Von Udaipur nach Delhi fuhren wir dann endlich auch mal mit der ersten Klasse. Mit INR 6.000 (circa 85 EUR) für uns beide war es unsere teuerste Zugfahrt. Wir waren positiv überrascht, als uns ein privates Zimmer zugeteilt wurde: Zwei Betten hinter einer Tür – für eine 12,5 Stunden Fahrt ein süßes kleines „Zuhause“. Es gab eine Klingel, mit der man den Zugbegleiter rufen konnte, damit er die Betten machte oder andere Dinge für uns erledigte. Als wir in Delhi ankamen, wurde an unsere Tür geklopft, um uns beim Tragen unseres Gepäcks zu helfen. Das ist wahrer Service – indische Züge haben uns immer wieder überrascht!
In der ersten Klasse erwartet euch eine eigene Kabine mit Vorhängen, Bettzeug und privatem Servicepersonal
INdische Züge bieten eine vielfältige Auswahl an Essen
In indischen Zügen wird viel gegessen, um die lange Zeit zu vertreiben. In der Regel laufen mehrere Verkäufer regelmäßig durch die Abteile. Manchmal wurden wir von ihnen geradezu mit Essensangeboten bombardiert. Das Essen ist von Zug zu Zug und von Bahnhof zu Bahnhof unterschiedlich.
Bei den Getränken ist die Auswahl fast endlos: von Wasser (INR 20 – circa 28 Cent) und anderen Kaltgetränken bis hin zu Milk Masala Chai (INR 10) und Kaffee (wir waren uns nicht sicher, was das wirklich war). Besonders den leckeren Chai kauften wir uns immer wieder gerne.
Auch das Essensangebot war sehr umfangreich. Es wurden Chips, Kekse, Cookies, Cracker und andere Snacks verkauft. Außerdem bot ein anderer Verkäufer Samosas mit Kartoffeln und Kichererbsen oder Daal an. Kostenpunkt sehr überschaubare INR 10 (circa 14 Cent).
Ein Essensverkäufer im Zug (Credit: Indi Samarajiva – Flickr)
Indische Züge und die vielen Snacks
Als nächstes kam der Tomatensuppenmann. Der war unserer Meinung nach der Beste.
Vorab – die Art und Weise wie die indischen Verkäufer “Tomato Soup!” aussprachen, brachte uns jedes Mal wieder dazu, von einem Ohr zum anderen zu grinsen. Für gerade einmal INR 20 bekamen wir eine Tasse super leckere Tomatensuppe (mit wirklich unfassbar leckeren Croutons). Das war toll!
Nebenan verkauften die Jungs Pakora (frittierte Gemüsetaler) und Samosa (Teigtaschen). Die Pakora, die wir einmal bestellten, waren leider nicht so lecker. Aber wir hatten großen Hunger, von daher war es ok. Der Preis lag bei rund INR 20. Es wurden auch Omeletts verkauft, aber die haben wir nicht probiert.
Chai und Snacks in allen Variationen (Credit: Rajesh_India – Flickr)
Ganze Mahlzeiten in indischen Zügen
In unseren Nachtzügen wurden sogar ganze Mahlzeiten verkauft. Wahrscheinlich ist dies nur in den oberen Wagon-Klassen der Fall (wir haben es nur in der ersten und zweiten A/C-Klasse gesehen). Für INR 250 bekommt ihr einen kompletten Thali Teller: ein Dal-, Kartoffel- oder Paneer-Menü stand zur Auswahl, das jeweils mit (viel zu dickem, kalten, harten und unappetitlichem) Chapattis, Reis, Gulab Jamun und einem Plastiklöffel serviert wurde. Alles in allem war die Mahlzeit gut, ganz schön scharf und wirkte frisch und hygienisch (es wurde in einem mit Plastik versiegeltem Tablett serviert).
Ganze Mahlzeiten werden in Zügen serviert, die über Nacht fahren, damit niemand mit rumorendem Magen einschlafen muss
An den verschiedenen Bahnhöfen gibt es meistens eine umfangreiche Essensauswahl. Zumindest eine Person werdet ihr immer finden, die Getränke, Snacks und abgepacktes Essen im Angebot hat. Die Verkäufer an den größeren Bahnhöfen verkaufen auch Obst und es gibt viele Läden, in denen ihr Samosas und Sandwiches bekommt. An den größten Bahnhöfen findet ihr draußen in unmittelbarer Nähe auch Restaurants. Die einzige Herausforderung ist dabei, rechtzeitig wieder im Zug zu sein bevor er abfährt!
Unser Fazit: Das Zugfahren ist für jeden Indienreisenden ein Muss, denn hier erlebt ihr das echte Indien hautnah!
Aufgrund der vielen verschiedenen Zugklassen und -typen, ist es ziemlich kompliziert, indische Züge zu buchen. Wir helfen euch, die richtigen Verbindungen auszusuchen und buchen diese für euch zuverlässig. Lasst uns hier von eurer Traumreise wissen und wir erstellen einen ersten unverbindlichen Plan für euch.
3 Blogger berichten und geben die besten Indien Reisetipps
Im zweiten Teil unserer Serie von Interviews mit Reisebloggern erfahrt ihr mehr über beeindruckende Jain-Tempel, das Gefühl der Sehnsucht nach Indien und einem Treffen mit dem Dalai Lama. Um euch ein paar neue Perspektiven auf Indien zu geben, haben wir drei Reiseblogger nach ihrer Meinung gefragt. Sie berichten von ihren Erfahrungen, erzählen uns von ihren liebsten Orten und Gerichten und geben besondere Indien Reisetipps.
Ob beim Sonnenaufgang in Hampi, in einem Ashram in Dharamshala oder auf unentdeckten Pfaden durch Gujarat: diese Indien Reisetipps werden euch zu eurem eigenen Abenteuer inspirieren
FÜR STEFAN UNVERgesslich: Tigersafari in Indien
Seit fast drei Jahren schreibt Stefan auf Faszination Südostasien über seine Reiseerlebnisse. Bei der regionalen Eingrenzung hat er allerdings etwas geschummelt und sein Themenspektrum neben den elf südostasiatischen Staaten noch um Indien, Sri Lanka und die Malediven erweitert. Auf seiner Facebook-Seite posten inzwischen auch immer mehr Leser Bilder von ihren Reisen.
Stefan ist ein wahrer Abenteurer und erzählt von seiner Faszination für Indien (Credit: faszination-südostasien)
Wenn du für deine nächste Indienreise wählen müsstest: Nord- oder Südindien?
Meine letzten beiden Reisen gingen in den Südwesten sowie in den Nordwesten. Als Nächstes würde ich daher gerne in den Nordosten! Auch Varanasi, Kalkutta und Darjeeling stehen in jedem Fall noch auf meiner Liste.
Indien gilt als Land der tausend Tempel und Paläste. Welche gehören zu deinen Indien Reisetipps?
Ein gutes Reiseziel diesbezüglich ist Jaipur. Der Palast der Winde in der Innenstadt und das Amber Fort in den angrenzenden Bergen sind beide wunderschön. Und den Sonnenuntergang kannst du dann später auf der Festungsmauer des Tiger Forts mit grandiosem Ausblick auf die City genießen.
Auch viele Tempel in Indien sind sehenswert. Beeindruckt hat mich der neue Akshardham Tempel in Delhi – einer der außergewöhnlichen Indien Reisetipps. Der hat erst 2005 eröffnet und gilt als größte hinduistische Tempelanlage der Welt, auch wenn um den Titel gerade gestritten wird. Du kannst dort Stunden verbringen und dir die vielen Skulpturen, Verzierungen und Kunstwerke anschauen. Leider ist dort das Fotografieren verboten.
Welcher Ort in Indien hat dich am meisten fasziniert?
Ich war auf einer Safari im Kanha Nationalpark im Madhya Pradesh. Dort habe ich neben unzähligen anderen Tieren einen Tiger und einen Bären in freier Wildbahn gesehen. Das Erlebnis werde ich in meinem Leben niemals vergessen.
Diese majestätischen Raubkatzen in freier Wildbahn zu sehen ist für viele das Highlight ihrer Indienreise
Erzähl uns von deinem Lieblingsgericht, was muss man in Indien unbedingt gegessen haben?
Oh, die indische Küche ist ein Thema für sich. Allein ihretwegen könnte ich jedes Jahr nach Indien fahren. Diese geschmackliche Vielfalt gibt es sonst nirgendwo auf der Welt. Ich liebe die einzigartigen Gewürze und die angenehme Schärfe.
Um die Touristenrestaurants mache ich immer einen großen Bogen. Am liebsten esse ich dort, wo auch die Einheimischen essen. Da schmeckt es einfach am besten. Und natürlich ist Thali, ein Gericht bestehend aus verschiedenen Beilagen mit Reis und indischem Brot, meine absolute Nummer 1. Du weißt nie genau, was dich erwartet, aber lecker ist es eigentlich immer. Ein anderes Highlight ist Masala Dosa.
Indien gilt als sehr intensives Reiseland. Wie wohl hast du dich in Indien gefühlt?
Indien gilt zurecht als das Land der Gegensätze. Leben und Tod, Armut und Reichtum, Liebe und Hass, all das liegt nah beieinander. Und auch meine Gefühle dort waren sehr unterschiedlich. Ich habe mich jedes Mal wohl gefühlt und die Zeit genossen, war am Ende aber auch immer froh, dass der Zeitpunkt der Weiterreise gekommen war. Doch schon nach kurzer Zeit war die Sehnsucht nach Indien wieder da.
Blick auf einen Innenhofe des Amber Forts in Jaipur (Credit: India Someday)
Marion & Daniel schwärmen von den Jain Tempeln in Palitana
Auf Geschichten von unterwegs stellen Marion und Daniel ihre spannenden Film-, und Fotoreportagen vor. Außerdem dürfen natürlich die ein oder anderen ausgefallenen Indien Reisetipps nicht fehlen!
Marion bei Filmaufnahmen – mit Publikum (Credit: geschichtenvonunterwegs.de)
Wenn ihr für eure nächste Indienreise wählen müsstest: Nord- oder Südindien?
Marion: Das ist schwer zu sagen. Ich habe zwar großes Interesse an den bekannten Sehenswürdigkeiten in Rajasthan wie z. B. dem Taj Mahal, aber wahrscheinlich würde ich mir doch zuerst mal die Backwaters in Südindien anschauen. Das stelle ich mir wesentlich entspannter vor. Eine Tiger Safari auf dem Rücken eines Elefanten steht auch noch auf meiner To-Do Liste.
Daniel: Bei mir wäre es auch der Süden. In Nordindien bin ich schon zweimal gereist von daher fällt mir die Wahl nicht schwer.
Indien gilt als Land der tausend Tempel und Paläste. Welche gehören zu euren Indien Reisetipps?
Marion: Der Jain Tempel in Palitana ist ein sehr besonderer und wunderschöner Ort. Die Menschen der Jain-Religion sind unglaublich friedliche Menschen und würden keiner Ameise was zu Leide tun – im wahrsten Sinne des Wortes.
Daniel: Wie Marion, die Jain Tempel Shatrunjaya bei Palitana sind wirklich außergewöhnlich.
Für Marion und Daniel ein Highlight in Indien: Die Jain Tempel von Palitana (Credit: geschichtenvonunterwegs.de)
Welcher Ort in Indien hat euch am meisten fasziniert?
Marion: Eigentlich haben mich die Menschen im Bundesstaat Gujarat am meisten fasziniert. Ihre offene, neugierige, direkte und fröhliche Art machte meinen Aufenthalt zu etwas Einzigartigem.
Daniel: Varanasi ist wohl eine der faszinierendsten Städte in Indien. Wer nach geheimen Indien Reisetipps sucht, dem kann ich nur den Bundestaat Gujarat empfehlen. Dort gibt es garantiert nicht viele Reisende und dennoch eine Menge faszinierender Sehenswürdigkeiten.
Indien gilt als sehr intensives Reiseland. Wie wohl habt ihr euch in Indien gefühlt?
Marion: Ich habe mich so wohl gefühlt, dass ich auf jeden Fall bereit wäre zurückzukehren.
Daniel: Ich hab mich durchgängig sehr wohl gefühlt und bereise das Land immer wieder gerne.
Gujarat ist noch immer relativ unberührt vom Tourismus im Vergleich zu Rajasthan oder Kerala – hier Mandvi in Gujarat
Shirani berichtet über ihre Zeit in Dharamsala
Mein Name ist Shirani und in meinem Blog schreibe ich über meine beiden größten Leidenschaften, Reisen und Yoga. Am liebsten kombiniere ich diese beiden Themen und besuche unterwegs gerne Ashrams, Yogastudios und Tempel. Meine bisher schönste Erfahrung war der Besuch in Dharamsala, der Exilheimat des Dalai Lamas und einer meiner liebsten Indien Reisetipps.
Shirani hat Indien als sehr herzliches Land kennengelernt (Credit: Kleiner Elefant)
Wenn du für deine nächste Indienreise wählen müsstest: Nord- oder Südindien?
Während meiner ersten Indienreise war ich in Nordindien. Der Ort am Fuße des Himalayas hat mich total verzaubert. Das nächste Mal würde ich allerdings nach Goa reisen. Viele der Yogaschulen, die ich aus dem Norden kenne, haben auch dort Schulen, und mir gefällt der Hippicharme, der diesen Ort umgibt. Auch wenn ich weiß, dass Goa nicht unbedingt typisch indisch ist, zieht es mich wie magisch dorthin. Und nachdem ich die Berge gesehen habe, kann ein bisschen Strand mit Sicherheit nicht schaden.
Indien gilt als sehr intensives Reiseland. Wie wohl hast du dich in Indien gefühlt?
Gerade als alleinreisende Frau muss man sich an die ständigen Fragen und neugierigen Blicke erst einmal gewöhnen. Oftmals liegt dieser Fragerei jedoch vielmehr ernsthafte Neugier als ein romantisches Interesse zugrunde. Ernsthaft bedroht gefühlt habe ich mich nie – klar, ich würde vielleicht nicht unbedingt nachts alleine mit dem Zug reisen oder an einem einsamen Strand entlang spazieren. Und natürlich sollte man sich auch kleidungstechnisch an das Land anpassen – nackte Beine oder Schultern sind für viele Inder, gerade in den ländlicheren Gegenden einfach immer noch sehr befremdlich. Ich habe Indien allerdings als ein sehr herzliches und freundliches Land empfunden.
Dharamsala ist nicht nur ein Naturparadies, sondern auch ein Paradies für Spirituelle und Yogis
Welcher Ort in Indien hat dich am meisten fasziniert?
Ich war in Indien tatsächlich nur an einem Ort: Dharamsala. Die Exilheimat des Dalai Lamas sprüht geradezu vor Spiritualität und war für mich ein wahnsinnig inspirierender Ort. Dort leben sehr viele Tibeter, man bekommt also viel von der tibetischen Kultur mit, und natürlich ist es dort auf fast 2000 m Höhe auch nicht so heiß wie im Rest des Landes. Und wenn man dann noch das Glück hat, den Dalai Lama persönlich anzutreffen, hat man alles richtig gemacht. Dharamsala ist für mich ein Ort, an den ich jederzeit wieder reisen würde.
Erzähl uns von deinem Lieblingsgericht, was muss man in Indien unbedingt gegessen haben?
Ich liebe indisches Essen und könnte es jeden Tag essen. In Dharamsala leben allerdings so viele Tibeter, dass ich dort auf den Geschmack von Momos, einer tibetischen Spezialität gekommen bin – einer meiner kulinarischen Indien Reisetipps. Die gefüllten Teigtaschen haben mich so begeistert, dass ich sogar an einem Kochkurs teilgenommen habe, um zu lernen wie man die kunstvollen Taschen selber formt. Das ist allerdings gar nicht so leicht, wie es aussieht. Aber ich werde weiterüben…
Leckerbissen der tibetanischen Küche: Momos
Habt ihr nun Lust bekommen, das Land von einer ganz anderen Seite zu entdecken und euch die Indien Reisetipps der Reiseblogger zu beherzigen? Dann schreibt uns und wir helfen euch eine außergewöhnliche Reise mit unvergesslichen Momenten zu planen!
3 Reiseblogger verraten euch ihre Indien Reisetipps
In unserem Blog teilen wir ja bekanntlich unsere Indien Erfahrungen mit euch und stellen die schönsten Reiseziele und Reiserouten in Indien vor. Wir wissen, dass Indien ein sehr polarisierendes Land ist. Um nicht immer nur unsere Perspektive auf dieses facettenreiche Land darzustellen, haben wir einigen weitgereisten Reisebloggern ein paar kurze Fragen zu ihren Erlebnissen in Indien gestellt. Hier findet ihr ihre Antworten rund um die Themen Tempel, Essen & Indien Reisetipps (Hier geht’s zu Teil 2)
Auch das ist Indien: Ladakh – Traumziel von Anika (Credit: Praveen)
Anika über den hype ums Taj Mahal und ihre Liebe zu Kokosgerichten
Auf anidenkt.de möchte ich inspirieren zum Reisen, zum Leben, aber auch zum Reflektieren. Ich schreibe viel über das Reisen an sich, über diesen „einzig schönen Moment“, den es auf jeder Reise gibt und der mich jedes Mal dazu inspiriert, darüber schreiben zu wollen. Dazu gibt es hochwertige Fotostrecken, Kolumnen und manchmal auch Interviews mit spannenden Persönlichkeiten.
Anika genießt die Auszeit auf einem Hausboot in Kerala (Credit: Deniz Ispaylar)
Wenn du für deine nächste Indienreise wählen müsstest: Nord- oder Südindien?
Wahrscheinlich würde die Wahl auf Ladakh fallen, da ich gerade aus Kerala zurückkomme und deswegen vielleicht eher den Norden wählen würde. Aber generell sehe ich mir jeden Fleck dieses Landes an und gerade so Traumziele wie Kerala möchte ich mehrmals sehen.
Indien gilt als Land der tausend Tempel und Paläste. Was sind deine Indien Reisetipps für die schönsten Tempel und Paläste?
Das ist es in der Tat. Mich hat der Goldene Tempel in Amritsar schlichtweg umgehauen und das Fort in Jaipur fand ich auch überwältigend. Aber auch abseits der Tempel und Paläste finde ich die Architekturstile an sich wunderschön. In Kerala beispielsweise liebe ich die alten Kolonialhäuser. Und mein liebster der Indien Reisetipps ist der Chhatrapati Shivaji Terminus (auch Victoria Station genannt) in Mumbai – irre schön!
Welcher Ort in Indien hat dich am meisten fasziniert?
Das Taj Mahal. Ich war noch nie an einem Ort, der so gehyped ist, aber diesem Hype auch wirklich gerecht wird. Vor dem Taj Mahal bei Sonnenaufgang zu stehen hat mich fast zu Tränen gerührt und ich hätte den ganzen Tag dort verbringen können und beobachten, wie die Sonne den Marmorstein immer wieder in verschiedene Farben taucht.
Erzähl uns von deinem Lieblingsgericht, was muss man in Indien unbedingt gegessen haben?
Ich habe in Kerala kürzlich die südindische Küche mit viel, viel Kokos kennengelernt und es hat mir sehr gut geschmeckt! Trotzdem liebe ich die nordindische Küche über alles, allen voran die Daals und alles, wo sich Paneer drin findet. Am liebsten esse ich Paneer Butter Masala mit Reis und Knoblauch-Naan.
Indien gilt als sehr intensives Reiseland. Wie wohl hast du dich in Indien gefühlt?
Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Indien war und ist immer wieder negativ in der Presse und sicherlich herrscht in dem Land ein anderes Frauenbild als in Europa. Allerdings finde ich es unfair, wenn stark pauschalisiert wird und dabei Ängste geschürt werden. Weltweit und in jeder Sekunde passieren schreckliche Dinge, doch wenn ein Beispiel medial ausgeschlachtet wird, schadet das einem ganzen Land. Ich wurde in Indien auf meinen bisherigen Reisen nicht ein einziges Mal berührt, angegafft oder ähnliches. Bezüglich genereller Sicherheit und Diebstahl ist das übrigens das Gleiche – selten so freundliche und offene Menschen getroffen. Aber es gilt: Immer schön verhandeln und den Touristenpreis nicht gleich annehmen – natürlich will jeder ein Stück vom Kuchen 🙂
Das indische Essen ist unglaublich vielfältig
Doreens Empfehlungen für Nordindien
Trekking in Nepal, zu Fuß über die Alpen oder Backpacking in Südamerika – darüber schreibt Isolde MaReisen auf ihrem fernsuchtblog. Nach einem Auslandspraktikum im nordindischen Baroda (in Gujarat) ist sie Indien voll und ganz verfallen. Lest hier über ihre Indien Reisetipps und folgt ihr auf Facebook und Instagram!
Doreen vom fernsuchtblog: “Indien ist mein absolutes Lieblingsland “ (Credit: fernsuchtblog.de)
Wenn du für deine nächste Indienreise wählen müsstest: Nord- oder Südindien?
Ganz klar Nordindien! Der Norden Indiens ist unfassbar abwechslungsreich und bietet ausreichend Stoff für Abenteuer. Die farbenfrohen Städte Jaipur und Jodhpur können mit einzigartigen Palästen aufwarten, ganz zu schweigen von Agra mit dem berühmten Taj Mahal. Auf dem Rücken eines Kamels kann man in der Wüste Thar ein Märchen aus Tausend und einer Nacht erleben und unter dem freien Sternenhimmel schlafen. Meine Indien Reisetipps sind die vielen sehenswerten Nationalparks, in denen es wilde Elefanten, Tiger und sogar weiße Löwen zu sehen gibt. Sehr spirituell geht es in Haridwar und Varanasi zu, während in Kolkatta das Chaos herrscht. In der Yoga Hochburg Rishikesh kann man im Ganges baden, durch Reisfelder spazieren oder in einem Ashram meditieren. Mit dem Himalaya Gebirge im hohen Norden gibt es zudem atemberaubende Wanderrouten. Was will man mehr?
Indien gilt als Land der tausend Tempel und Paläste. Was sind deine Indien Reisetipps für die schönsten Tempel und Paläste?
Diese Frage zu beantworten ist unheimlich schwer, denn Indien hat so viele wunderschöne Tempel. Ein ganz besonderes Exemplar befindet sich im südindischen Madurai: der Minakshi-Tempel. Der sechs Hektar große Tempelkomplex besteht aus zwölf emporragenden Türmen mit bunten religiösen Figuren und verwinkelten Korridoren. Für den Besuch des Minakshi-Tempels sollte man einen ganzen Tag einplanen, um den Einheimischen bei ihren religiösen Ritualen zuzusehen und die imposanten Statuen zu begutachten. Gegenüber vom Tempelkomplex gibt es einige Dachterrassen, von denen man einen fantastischen Panoramablick auf diesen Hindu-Tempel hat.
Welcher Ort in Indien hat dich am meisten fasziniert?
Es waren weniger die Orte, die mich in Inden so verzaubert haben, sondern eher die Menschen, Bräuche und Feste. Holi, Diwali, Ganesh Chaturthi oder das nordindische Tanzfest Navratri – die bunten Saris und die stimmungsvolle Musik sind für mich zum Sinnbild Indiens geworden.
Zum Navratri Festival kleiden sich Frauen (und manchmal auch Männer) jeden der neun Tage in einer anderen Farbe, um jeden Tag einer anderen Göttin zu huldigen
Erzähl uns von deinem Lieblingsgericht, was muss man in Indien unbedingt gegessen haben?
Indien hat eine unfassbar abwechslungsreiche Küche. Neben süßen Lassis in verschiedensten Geschmackssorten und Masala Dosa zum Frühstück, ist Palak Paneer mein absolutes Lieblingsgericht aus Indien. Dabei handelt es sich um ein mildes, vegetarischen Curry aus Spinat und typisch indischem Paneer, eine Art Hüttenkäse. Dazu gibt es Reis oder Naan. Gerade für noch ungeübte, europäische Mägen ist Palak Paneer ein guter Einstieg in die bunte Gewürzwelt Indiens.
Indien gilt als sehr intensives Reiseland. Wie wohl hast du dich in Indien gefühlt?
Indien ist eine Herausforderung. Es ist chaotisch, laut, stressig und so unfassbar anders. Doch zeitgleich ist Indien auch so inspirierend, wunderschön und farbenfroh. An jeder Ecke gibt es etwas zu sehen, die unterschiedlichsten Gerüche fliegen einem um die Nase und das indische Essen gleicht einer Geschmacksexplosion. Nach einem halben Jahr in Indien ist es zu meinem absoluten Lieblingsland geworden.
Indien ist bezaubernd und fesselnd zugleich (Credit: fernsuchtblog.de)
Gerhard berichtet über ein einzigartiges Erlebnis in kerala
Gerhard Liebenberger ist “Reisender aus Leidenschaft” und verbringt mehrere Monate im Jahr im Ausland. In Indien war er bisher über vier Monate unterwegs. Er zeigt seine Reiseerlebnisse auf Leinwand und auch im Anders reisen-Blog findet man seine Reiseberichte aus Indien.
Gerhard genießt offensichtlich die legendären indischen Züge (Credit: andersreisen.net)
Wenn du für deine nächste Indienreise wählen müsstest: Nord- oder Südindien?
Ich werde für meine nächste Reise den Norden wählen, da ich bisher hauptsächlich im Süden unterwegs war. Jede Region Indiens hat ihren besonderen Reiz. Besonders die Reise mit der Darjeeling Eisenbahn würde mir gefallen, leider musste ich diese Fahrt wegen eines Erdrutsches bei meiner letzten Reise streichen.
Welcher Ort in Indien hat dich am meisten fasziniert?
Im Norden Keralas wurde ich von von einer Familie zum nächtlichen Theyyam eingeladen. Um 4 Uhr in der Früh ging’s los. Während dieses Rituals tanzt sich der Theyyamtänzer in Trance und nimmt den Charakter einer lokalen Gottheit an. Die Trommler werden im Takt immer schneller und irgendwann beginnt sich der Tänzer in einem Gluthaufen vor dem Familienschrein zu wälzen. Das ist ein aufregender Moment. Immer wieder lässt er sich in die Glut fallen, steht wieder auf und tanzt weiter. Das Spektakel beruhigt sich bei Sonnenaufgang, dann spendet der Theyyamtänzer den Gläubigen seinen Segen. Ein Teil dieses Rituals sein zu dürfen war für mich ein sehr berührender Moment.
Ein Highlight in Indien: Die Teilnahme an einem Theyyamritual (Credit: andersreisen.net)
Indien gilt als sehr intensives Reiseland. Wie wohl hast du dich in Indien gefühlt?
Ich habe mich in Indien eigentlich zu jeder Zeit wohl gefühlt und empfinde Indien als sicheres Reiseland. Wobei man mit diesen Aussagen etwas vorsichtig sein muss. Frauen erzählten mir während meiner Reisen, dass sie Indien anders empfinden. Abseits von diesem Aspekt ist Indien ein recht lautes und lebhaftes Land. Zwischendurch tut da ein Zwischenstopp auf dem Land oder in einem kleinen, ruhigen Ort richtig gut. Letzten Endes ist aber die spannende Mischung in diesem Land genau das, warum Indien für viele so anziehend ist.
Alexandra ist ein wahrer Foodie und vor allem die südindische Küche hat es ihr angetan. Ob Snacks am Straßenrand, Curries in Homestays oder Süßigkeiten im Zug. Sie berichtet so anschaulich, dass einem sogleich das Wasser im Mund zusammenläuft. Also Vorsicht, wir raten dringend davon ab, diesen Artikel mit vor Hunger grummelndem Magen zu lesen! Wenn ihr stattdessen lieber gleich mit der Reiseplanung anfangen wollt, dann schreibt uns und wir helfen euch dabei, eine kulinarisch abwechslungsreiche Reise durch Südindien zusammenzustellen!
„Khana Khaya?“ – “Oota Aytha?” – “Javan Jale”. Diese Frage hört man in Indien fast häufiger als „Wie geht es Dir?“. Khana, Oota oder Javan. Vokabeln, die man sich unbedingt merken sollte. Essen. “Hast Du heute schon gegessen?” Egal, ob man viel oder wenig Geld im Portemonnaie hat, ob man der Familie wieder einmal nur Reis und Dal auftischen kann oder das Wohlstandsbäuchlein mit einem 5-Gänge-Menü in einem schicken großstädtischen Restaurant pflegt – Essen ist einer der Dreh- und Angelpunkte des indischen Alltags.
Die Indische Küche ist bei uns nicht umsonst so bekannt und beliebt. Der Inder isst für sein Leben gerne, und das gerne und oft. Die gute Hausfrau ist den lieben, langen Tag damit beschäftigt, auf dem Markt nach dem frischesten Gemüse Ausschau zu halten, Gewürze zu mörsern und der Großfamilie ein warmes Essen zuzubereiten. Nicht nur einmal, sondern mindestens dreimal am Tag. Denn eine abendliche Brotzeit nur mit einer Stulle, das kennt man nicht in Indien.
Manchmal bleibt die Küche auch kalt und die ganze Familie wird eingepackt – für einen Besuch in einem der „Family Restaurants“, die man vor allem entlang der National Highways und an den Zufahrtsstraßen zu den Ortschaften findet. Wenn die Zeit etwas knapp ist, snackt man einfach etwas auf der Straße. Denn dort gibt es in Indien von morgens früh bis spät abends alles, was das Herz begehrt. Vor allem dampfend heißen Masala Chai. Der geht immer. Genau wie Frittiertes, egal ob deftig und süß.
Die Straßenstände in Mumbai sind immer gut besucht, egal zu welcher Tageszeit – ein Snack zwischendurch geht immer! Foto: Alexandra Lattek
So unterschiedlich die regionalen Sitten und Gebräuche des Subkontinents sind, so vielfältig und regional unterschiedlich ist auch die Küche des Landes – so wie jedes indische Gericht an sich. Der Norden, stark durch die Mogulküche beeinflusst, mag es fleischig, gehaltvoll und cremig. Der Punjabi würde am liebsten jeden Tag Butter Chicken oder Tandoori Chicken essen, der Lucknower schwört auf sein deftiges Lamm Curry nach Rezepten der königlichen Nawabs. Selbst bei sommerlichen Temperaturen würden sie ihr kräftiges Mahl um Nichts in der Welt gegen etwas Grünes eintauschen.
Anders die Menschen im Süden. Hier sind die Essgewohnheiten anders. Der Südinder es leichter und frischer. Und schärfer. Kein Wunder, denn in den Tropen wächst der Pfeffer. Und natürlich auch Chilis. Und haufenweise Gemüse. Und Kokosnüsse. Dazu viel Fisch und Meeresfrüchte in den Küstenregionen. Dann sind da noch die Beilagen. Was in Deutschland der Weißwurstäquator ist, ist in Indien die Grenze zwischen Reisessern und Brotessern. Der Norden liebt Brot in allen Variationen – Naan, Chapati, Roti, Pappadam. Im Süden kommt vor allem Reis als Beilage auf den Tisch.
Das indische Thali, ein Gericht, bei dem eine Auswahl an verschiedenen Curries, Gemüse, Reis und Brot auf den Teller kommt, gibt es sowohl im Norden als auch im Süden (Credit: Lior Shapira – Unsplash)
Natürlich findet man auch in dieser Region des Landes cremig-sahnige Fleischcurries auf der Speisekarte. Und Chapati. Und Gerichte aus dem Tandoori-Ofen. Genauso wie Spaghetti Frutti di Mare. Zumindest in den touristischen Orten. So habe ich während der vier Wochen meines Abenteuers durch den Süden des Landes auch häufiger indische Gerichte der Mogulküche gegessen, wenn auch zumeist als vegetarische Variante mit Paneer, einer Art Hüttenkäse. Und ich wage es kaum zu sagen: In Bangalore hatte ich einen Beefburger im Hard Rock Café und bei unserer spätabendlichen Ankunft in Pune eine Portion Tagliatelle mit Aurorasoße und Pilzen vom Italiener nebenan. Ansonsten habe ich mich durch die spezialitäten der lokalen Küchen durchprobiert. Daher folgen nun meine Top-5-Tipps, welche kulinarischen Highlights (natürlich ausschließlich indische Gerichte) ihr bei einer Reise durch die südliche Region Indiens nicht versäumen solltet!
Auf indischen Tellern kommt vieles direkt vom Grill (Credit: Ankit Sinha – Unsplash)
Must-do #1: Sich durch die Straßenimbisse Bombays probieren
Bei meiner Ankunft in Bombay zu Beginn der Reise Anfang September fiel mir vor allem eines auf – dass an jeder Straßenecke jemand hockt oder steht und kocht. Auf einem kleinen Gaskocher am Boden. An einem Karren, der mit einer Kochplatte aufgerüstet wurde. Oder an einem festen Stand. Ich lerne: Der Mumbaikar liebt Street Food. Egal ob arm oder reich, ob Anzugträger oder Fahrer eines der schwarz-gelben Taxis. Snacks auf der Straße gehört in der Megacity am Arabischen Meer zum Lebensgefühl. Manche sagen, die Speisen an den Straßenständen sind sogar besser als in den teuren Restaurants am Marine Drive.
Eines der populärsten Gerichte, das man zu jeder Tageszeit essen kann, ist Bhel Puri – eine knusprige, süß-saure Angelegenheit aus gepufftem Reis, Zwiebeln, Kartoffeln und einem Chutney aus Tamarinde. Jeder Händler hat seine eigene Variation. Bhel Puri wird kalt gegessen und ist eigentlich ein typisches Strandessen, dass man beim Spaziergang am Chowpatty oder am Juhu Beach isst. Doch auch für den langen Nachhauseweg in einen der Vororte Bombays nach der Arbeit nimmt man sich gerne eine Portion mit. So jedenfalls die junge Frau, neben der ich eines Abends im Vorortzug nach Andheri East stehe. Bhel Puri wird in einer Tüte aus Zeitungspapier serviert, sogar der „Löffel“ ist aus Zeitungspapier. Den kann man natürlich nicht abschlecken, er dient mehr als Schaufel.
Wesentlich einfacher zu essen als Bhel Puri aus der Zeitungstüte sind die Bombayer Burger – vllt nicht das erste was euch bei Südindischer Küche einfällt. Aber diese werden durch die unterschiedlichsten Variationen an jeder Straßenecke indisch! Zwischen einem Brötchen oder zwei Toastscheiben kommt der Vada Pav einem Kartoffelbratling nahe, und macht den Burger zusammen mit scharfem Knoblauch-Chutney zu einem einzigartigen Snack. Also: Küssen verboten nach dem Genuss eines Vada Pav!
Die Verkäufer der Straßenstände werden gerne sehr kreativ und sind stolz auf ihre Kreationen
Bombay darf man nicht verlassen, ohne eines probiert zu haben: Pav Bhaji. Klassischerweise ein typisches Straßenessen. Doch es gibt eine ganz Reihe Restaurants, die sich die Liebe der Mumbaikar für Street Food zunutze gemacht haben und indische Gerichte wie Pav Bhaji in einem Lokal mit Tischen zum Sitzen anbieten. So wie das Sukh Sagar in Chowpatty, das ich zusammen mit Harsh von India Someday am ersten Abend zum Essen besuchte. Ich war zwar noch satt vom Mittagessen, doch als die zwei Teller mit Pav Bhaji vor uns standen, konnte ich nicht anders als zuschlagen und die fluffigen, buttrigen Brötchenrollen mit dem würzigen Gemüsecurry ratzeputz zu vernichten. Pav Bhaji gibt es in allen möglichen Variatonen – mit Blumenkohl, Bohnen, Erbsen, mit Käse, ohne Käse, scharf, weniger scharf oder sogar als Jain-Version ohne Zwiebeln.
Pav Bhaji ist das Mumbai-Gericht schlechthin! Foto: Alexandra Lattek
Ein weiteres Highlight aus den Küchen Mumbais, das man unbedingt probiert haben sollte, sind die hellbraunen Bällchen, bei denen ich mich immer gefragt habe, was das genau ist. Pani Poori, ein komischer Name, denn er heißt übersetzt so viel wie „Wasser in frittiertem Brot“. Beim Besuch im Swati im Viertel Tardeo – scheinbar einem „In Place“ für Street Food im Sitzen, denn wir müssen eine halbe Stunde auf unseren Tisch warten – lerne ich: Die Hülle, „Poori“, wird mit würzigen Kartoffelstücken gefüllt und dann in eine wässrige Soße, also „Pani“, getaucht. Wir bestellen einen Teller mit mehreren Soßen, von rot-ketchupig über grün-minzig, und dazu noch ein paar Kichererbsen mit Koriander. Sehr fein!
Das Poori muss in einem Happs gegessen werden, sonst läuft das Pani heraus. Foto: Alexandra Lattek
Must-do #2: Den Tag mit Dosa, Idli und Appam starten
Während der gestresste Westler häufig ohne Frühstück ins Büro hetzt, füllt der Inder schon am Morgen seinen Magen mit einer ordentlichen, zumeist deftigen Grundlage. Für mich als Müslifanatiker zunächst eine Überwindung. Vor allem zu früher Stunde mag mein Magen sich nicht so recht daran gewöhnen, etwas würzig-deftiges zu sich zu nehmen. Doch man gewöhnt sich bekanntermaßen an alles und so habe ich an den Orten, an denen ich auf mein Müsli verzichten musste, auch gerne authentische Speisen der südindischen Küche gefrühstückt.
Mein Favorit war dabei Appam. Denn dieses Gericht ist süß – ein hauchdünner Pfannkuchen aus fermentiertem Reismehl, Kokosnussmilch und Zucker. Der weiße Rundling ist außen am Rand dünn wie Pergamentapier und sehr knusprig, zur Mitte wird er immer weicher und etwas dicker. Ich habe ihn noch süßer gemacht, in dem ich ihn mit Kokosnussmilch beträufelt und zusammen mit frischen Früchten genossen habe. Ein absolutes Highlight, das man vor allem in Tamil Nadu und Kerala findet.
Zusammen mit Chai und Früchten ist Appam mein Frühstücks-Liebling
Mein zweitliebstes, südindisches Frühstück sind Dosas, am liebsten in der würzigeren Variante mit Masala, also Masala Dosa. Die Zutaten sind fermentierter Reis und schwarze Linsen. Diese werden zu einem Teig verarbeitet und dann ähnlich wie Appam als hauchdünne Pfannkuchen, jedoch etwas größer, knusprig gebacken. Die Kartoffelfüllung (also das Masala) ist eine Wonne. Das Kokosnuschutney, die dazu gereicht wird, brauche ich eigentlich gar nicht, so geschmackvoll ist Masala Dosa an sich. Die besten Masala Dosa hatte ich in Mysore und in Aurangabad!
Masala Dosa ist ein absolutes Muss zum Probieren! Oft wird es mit Kokoschutney und Sambar, einer Tomatenlinsensoße, gereicht. Foto: Alexandra Lattek
Unscheinbar, blass und schwabbelig, was ist das denn? Dachte ich, als die flachen, gedämpften Linsen-Reiskuchen namens Idli das erste Mal auf meinem Teller landeten. Wie sollte ich mich jedoch täuschen! Denn zusammen mit dem cremig-dickflüssigen Kokosnuss-Chutney schmecken sie einfach hervorragend. Und machen pappsatt. Alternativ werden sie mit Sambar serviert, wie zum Beispiel in meinen Homestays in den Backwaters oder in Fort Kochi. Sambar ist eine Art Tomaten-Linsen-Suppe, die mit Tamarinde und verschiedenen Gewürzen zubereitet wird und je nach Lust und Laune noch mit der ein oder anderen Gemüsesorte aufgepeppt wird.
Übrigens sind all diese Gerichte nicht so scharf, wie man es oft von Indien erwartet. Chilis werden bei diesem Speisen zum Frühstück nicht so stark verwendet, wie bei den Curries zum Mittag- oder Abendessen. Klar wird die südindische Küche dem einen oder anderen europäischen Magen trotzdem zu würzig sein, aber die Auswahl ist groß und es findet sich immer etwas weniger scharfes zum Essen.
Auch Idli ist ein absoluter Frühstücks-Klassiker im Süden und macht mehr her als der Anblick erwarten lässt. Foto: Alexandra Lattek
Must-do #3: „Kuch meetha ho jaaye!” – Lasst uns etwas Süßes naschen!
Die Inder lieben es süß. Sehr süß. Das fängt beim Tee an, der traditionell mit viel Zucker zubereitet wird und hört bei den Nachspeisen auf. Ja, lass’ uns etwas Süßes naschen, lautete auch die Devise meiner Mitbloggerin Ami und mir, wie in dem gleichnamigen Bollywoodstreifen „Kuch meetha ho jaaye!“. Safran, Mandeln, Walnüsse, Pistazien, Kardamon, Rosenwasser – für westliche Ohren klingen diese Zutaten paradiesisch, wie in 1001 Nacht. Wir probieren uns durch die verschiedenen Desserts der Südindische Küche, die mit diesen kostbaren Ingredenzien zubereitet werden, meistens mit angedickter Milch, Ghee und Zucker. Viel Zucker. Zu viel Zucker. So sehr ich Süßes mag – ich freue mich schon auf den Schokoladen-Muffin, der mich wieder zurück in Deutschland erwartet – die Süßigkeiten in Indien kann ich allerdings nur in homöophatischen Dosen genießen. Sonst droht ein Zuckerschock.
Oft locken die indischen Süßigkeiten hübsch aufgereiht in köstlichen Farben (Credit: Tiago Rosado – Unsplash)
Doch in Maßen genossen, sollte man sie unbedingt probieren, die südindischen, süßen Versuchungen. Eine davon ist Falooda, ein Kombination aus Vermicilli-Nudeln, Milch mit Rosenwasseraroma und Tapiokaperlen. In Mumbai ist Falooda der absolute Renner. Ein Liebling für Jung und Alt im Süden ist Payasam, eine Art Reispudding, die in der süßen Variante mit Cashewkernen und Rosinen zubereitet wird. Und mit viel Kokosnussmilch. Auf die Rosinen verzichte ich gerne, ansonsten auf jeden Fall ein Gaumenschmaus. In Mysore muss man unbedingt die würfelartigen „Mysore Pak“ probieren, das mit den Zutaten Ghee, Zucker, Kichererbsenmehl und Kardamon zubereitet wird und vor allem zu Festivitäten wie Dassara in hohen Mengen genossen werden.
Das Schöne an indischen Bäckereien ist, dass man oft nach Lust und Laune probieren kann, bevor man etwas kauft (Credit: paperingasmile – Flickr)
Meine Favoriten der süßen südindische Küche sind Kulfi, das ist Eis mit Kardamon- oder Pistaziengeschmack, und Gulab Jamun. Diese in Öl gebackenen Bällchen auf Milchbasis gibt es übrigens auch im Norden des Landes. Im Süden gibt es eine abgewandelte Variante, Uni Appam beziehungsweise Karollappam. Diese Kugeln bestehen aus Reis, Jaggery, Bananen, gerösteten Kokosnussstücken, Sesamsamen und Kardamonpulver. Der Teig der weißen Frühstücks-Idli wird in Südindien übrigens häufig auch für etwas Süßes verwendet – Paniyaram. Einfach ein wenig Jaggery, Kokosnuss und Kardamon dazu und fertig ist die Süßspeise für den Nachmittagstee. Weitere typische Desserts und Süßigkeiten wie Jalebi, das sind die orangefarbenen kleinen frittierten Brezn aus Sirup, kennt man auch in andern asiatischen Ländern sowie im Nahen Osten und in Nordafrika. Genauso wie Halwa.
Seid ihr schon auf den Geschmack gekommen? Dann lasst euch von diesen Reiserouten durch Südindien inspirieren.
Gulab Jammun ist wohl eines der bekanntesten Sweets – mit Rosenwasser bekommt es einen ganz unverwechselbaren Geschmack
Must-do #4: Die Kokosnuss von Kerala. Mit viel Kardamon. Und Fisch.
Wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss geklaut? Was die Affenbande im Urwald in helle Aufruhe versetzt, kann in Kerala niemanden irritieren. Denn das reife, runde Etwas mit den langen, braunen Haaren und dem kratzigen Äußeren, das in deutschen Supermärkten meistens ein recht unbeachtetes Dasein fristet, gibt es in dieser Region in Südindien im Überfluss, dank der ganzjährig tropischen Temperaturen. Ob geraspelt, geröstet, als frisches Fruchtfleisch, als Milch oder als Paste, ob zum Frühstück als Füllung für einen indischen Pfannkuchen (sehr köstlich!!!) oder zum Abendessen im Gemüse – in Kerala wird die Küche von der Kokosnuss diktiert. Daher sind indische Gerichte, die mit Kokosnuss zubereitet werden, im Süden zu verorten!
Wenn in der Keralische Küche die Kokosnuss die Königin der Küche ist, dann sitzt neben ihr auf dem Thron die Kardamonkapsel. Sozusagen das weiße und das grüne Gold Keralas, wobei Kardamon etwas heikler ist als die Kokosnuss und deutlich hochpreisiger. Wie aufwendig die Ernte ist, konnte ich in Munnar sehen. Kerala ist der Gewürzgarten Indiens. Hier wird nicht nur Kardamon geerntet, sondern auch andere würzige Zutaten wie Nelken, Ingwer, Zimt, Muskatnüsse, Vanille, Kurkuma, Tamarinde und Piment. Das spiegelt sich natürlich in der südindischen Küche wieder, die deutlich raffinierter ist als die hauptsächlich auf Cremigkeit bedachten Curries des Nordens.
Die vielen Gewürze geben den Gerichten eine aufregende Palette an verschiedenen Geschmäckern
In Kerala kann man wunderbar vegetarisch essen – alles mit einem leichten Kokosnussgeschmack durchzogen – aber es kommt hier auch Fleisch auf den Tisch und vor allem Fisch. Denn nicht nur vor der Malabarküste tummeln sich allerlei Fisch und Schalentiere, auch die Backwaters sind reich an diesem Getier. Das „Signature Dish“ von Kerala ist übrigens ein Curry mit Krabben, abgeschmeckt mit Bockshornklee, Fenchelsamen und schwarzen Senfkörnern. Und natürlich Kokosnussmilch und grünem Chili. Die Krabben werden vorher mariniert. Oft wird noch eine Mango hinzugegeben, um die Würze mit einem fruchtigen Geschmack abzurunden. Den besten Fisch in Kerala habe ich in Fort Kochi im „Oceanos“ gegessen. Die Rezepte für Fisch in Kokosnuss stammt übrigens von den syrischen Christen, die sich einst vor der Küste Keralas niederließen. Auf sie geht auch zurück, dass in Kerala neben dem vielen Gemüse auch häufig Fleisch auf den Tisch kommt.
Was ihr außerdem oft erleben werdet: in Südindien werden viele Gerichte auf Bananenblättern serviert
Must-do #5: Das Hähnchen der Chettiar und die Würze Tamil Nadus
Mein Besuch in Südindien fiel zusammen mit dem Oktoberfest, für mich als zugereistes Münchner Kindl natürlich ein Dilemma. Doch weder auf Bier noch auf Hähnchen musste ich in Indien verzichten. In Tamil Nadu bekam ich eine adäquate Alternative zu meinem obligatorischen mit Petersilie gefüllten Wiesnhendl. Genauer gesagt in der Region Chettinad, bei Michel und Bernard in den Saratha Vilas. Auch wenn die Gegend um Karaikudi bekannt ist für ihre vegetarische südindische Küche und Rezepte wie Idiyappam, Uthappam und Paal Paniyaram, isst man hier gerne Hühnchen und Hammel. Hammel kann ich nicht so viel abgewinnen, aber die indische Speise Chicken Chettinad hat es mir angetan. Ein Klassiker, der mir auch im französisch geprägten Pondicherry häufig auf der Speisekarte begegnet ist.
Die Chettiar waren wie die Nachbarn in Kerala große Nummern im Gewürzhandel. Kein Wunder, dass die Küche in Chettinad ebenfalls berühmt ist für den üppigen Gebrauch von Gewürzen. Chicken Chettinad wird angeblich in seiner ursprünglichen Form mit 28 verschiedenen Gewürzen zubereitet, unter anderem mit getrockneten roten Chillis, Sesam- und Fenchelsamen, Kumin und schwarzem Pfeffer, alles zu einer Paste verarbeitet. Ob der Koch in den Saratha Vilas 28 Gewürze benutzt hat, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur – sein Chicken Chettinad war ein Gedicht. Dafür lasse ich jedes Wiesnhendl stehen!
Zusammen mit Reis wie es sich im Süden gehört, konnte ich vom Chicken Chettinad gar nicht genug bekommen
So, jetzt habe ich Hunger. Ich schaue mal, ob ich in meinen indischen Kochbüchern ein Rezept finde, das ich heute Abend kochen kann. Dann kommen vielleicht endlich die Kardamonkapseln zum Einsatz, die ich im Gewürzbasar in Fort Kochi gekauft habe und fast drei Monate in meinem Rucksack mit mir herumgetragen habe.
Wenn ihr nun auch nicht nur indisch kochen, sondern indische Gerichte vor Ort genießen wollt, dann schreibt uns und wir helfen euch eine kulinarisch aufregende Reise nach Indien zu planen!
Alexandra Lattek ist mit India Someday nach Kumarakom in den Kerala Backwaters gereist. Sie ist von Kerala fasziniert und hat sich bereit erklärt, für uns über das kleine Örtchen Kumarakom zu schreiben – und natürlich auch für euch! Vielleicht schafft sie es ja, euch mit ihrer Begeisterung anzustecken. Schreibt uns und wir planen auch für euch eine tolle Reise in die Backwaters von Kerala!
„At what time do you want to have your tea?“ Hmmm. Ich überlege. Vielleicht so gegen halb vier, vier? Dann kann ich mich nach einer kleinen Runde Dösen auf einer der schaukelnden Liegen mit der nötigen Energie versorgen, um weiter an meinen Blogartikeln über die Kerala Backwaters zu arbeiten. Hätte ich gewusst, dass der Nachmittagstee hier immer mit einem Snack serviert wird, hätte ich mich bei den südindischen Köstlichkeiten, die ich zum Mittagessen bekommen habe, vielleicht etwas zurückgehalten.
Doch das fiel mir schwer. Denn Maria, die gute Seele des Hauses, kocht einfach zu gut. Mit ganz viel frischem Gemüse, das sie zum Teil selber anbaut. Blumenkohl, Bohnen, Erbsen, Kohl. Ganz einfache, traditionelle Gemüsesorten, die zu Hause in Deutschland eigentlich nie auf meinen Teller kommen, weil ich sie zu langweilig finde. Doch hier in Kerala wird sogar ein einfacher Weißkohl zu einem kulinarischen Vergnügen der besonderen Art. Das liegt zum einen an der Art der Zubereitung, zum anderen an der Vielfalt der Gewürze der südindischen Küche.
Hausgemachtes Essen ist in Indien immer am besten – und wenn es dann noch hausgemacht in Kerala gemacht wird, läuft jedem sofort das Wasser im Mund zusammen. Foto: Alexandra Lattek
Maria erklärt mir bei jedem Gericht, wie es zubereitet wird. Das Geheimnis: Chili. Und Kokosnuss. Die darf in der südindischen Küche nicht fehlen. Kokosnussmilch, Kokosnussraspeln, Kokosnussstücke. Kohl mit Kokosnussraspeln klingt für westliche Gaumen vielleicht zunächst etwas befremdlich. Nach süßsauer. Das mag ich persönlich nicht so gerne. Doch der Kohl mit Kokosnuss ist eine Wonne. Wie alles, was hier im Backwater Heritage, meinem Zuhause für die nächsten drei Tage, auf den Tisch kommt. Ich werde verwöhnt von Maria, die ihr Heim, ein über hundert Jahre altes Anwesen, zusammen mit ihrem Mann Xavier Joseph seit vielen Jahren mit ihren Gästen teilt und eines der beiden Häuser im Kolonialstil zu einem Homestay umgebaut hat.
Doch zurück zu meinem Nachmittagstee. Was für ein Luxus. Ich brauche noch nicht einmal meine gemütliche Schaukel mit den vielen weichen Kissen zu verlassen, auf der ich den Nachmittag halb liegend, halb sitzend verbracht habe mit Lesen und Schreiben. Und herumgetobt habe ich auch mit dem vierjährigen Sohn des Ehepaares aus Bangalore, welches das Wochenende hier verbringt. Der Junge dachte wohl, ich müsse mich doch langweilen mit meinem Laptop und meinem Reiseführer auf den Knien. Maria freut sich, als sie mir das Tablett bringt, mir den dampfenden Tee eingießt und meine strahlenden Augen sieht, als ich die Samosas erblicke. Nein, es sei keine große Arbeit, Samosas zuzubereiten, winkt sie ab. Der Teig sei in Nullkommanix gemixt, mit Gemüse gefüllt und ab ins siedend heiße Öl. Sie sind köstlich, ihre Samosas. Frisch, knusprig, die Gemüsefüllung ein Gedicht. Ich könnte mich daran gewöhnen, so bemuttert und bekocht zu werden. Und an die Idylle rings um mich herum sowieso.
Das Anwesen ist groß und an jeder Ecke findet sich ein kleines nettes Fleckchen, wo man gemütlich den Nachmittagstee genießen kann. Foto: Alexandra Lattek
Das Zirpen der Grillen und das Plätschern des Wassers
Auch wenn ich die Stadt liebe und ich mich an das Getute und Getöse in Indien schon längst gewöhnt habe, genieße ich die Stille der Backwaters – jenem weit verzweigtem Netz aus dutzenden von Flüssen, Seen, Bächen und Kanälen, das sich auf fast 2000 Quadratkilometern im Hinterland der Malabarküste im Süden Keralas zwischen Kochi und Kollam erstreckt. Es mag kitschig klingen, doch ich höre tatsächlich nur das Zirpen der Grillen und das Zwitschern der Vögel. Vielleicht aus der Ferne dann und wann das Geräusch eines Motorrads. Und das Geräusch, das entsteht, wenn jemand ein Paddel ins Wasser taucht. Doch ansonsten ist es still hier, am Ufer des Meenchali, jenem Fluss, der der indischen Schriftstellerin Arundhati Roy in ihrem preisgekrönten Roman „Der Gott der kleinen Dinge“ als Kulisse dient.
Und es gibt nichts zu tun. Der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Frische Luft zu tanken. Gut zu essen. Über das kleine Anwesen zu spazieren, die Nase in die duftenden Blüten zu halten oder sich mit einem Buch, einem Tee oder einem frisch gepressten Ananassaft auf eine der vielen Sitzgelegenheiten zurückzuziehen, zum Beispiel auf die Veranda. Von der Hektik Kottayams, der nächst größeren Stadt, ist hier in Kumarakom, einem kleinen Dörfchen am östlichen Rande der Backwaters, nichts zu spüren. Kumarakom ist ein Paradies für Vogelliebhaber, denn die Vögel lieben dieses Naturparadies mit seinen Mangroven, Kokosnussbäumen und den Flüssen und Kanälen genauso wie die in- und ausländischen Gäste, die die Kerala Backwaters als grüne Oase für sich entdeckt haben.
Ein kleines Boot in den Backwaters wird euch auch durch kleine Kanäle und Bäche tragen, die ihr mit einem großen Hausboot niemals befahren könntet. Foto: Alexandra Lattek
Die vielen Kanäle – Lebensader der Backwaters
Am Spätnachmittag, wenn es nicht mehr ganz so heiß ist, und die untergehende Wintersonne die Kanäle und Mangroven in ein mildes Licht taucht, verlasse ich meine Schaukel, und mache einen kleinen Spaziergang. Vorbei an bunten Häusern, vor deren Tür die Großmutter mit dem Enkel sitzt und den älteren Kindern beim Herumspritzen im Wasser zusieht. Vorbei an den Frauen, die bis zu den Knien im Wasser stehen und Wäsche waschen. Vorbei an dem jungen Mann mit dem Lunghi, der mit dem Flusswasser sein Motorrad wäscht, bevor er es wieder auf Hochglanz poliert. Vorbei an Vätern, die mit ihren Kindern die abendliche Dusche im Fluss nehmen.
Das Leben ist bunt und lebendig hier. Das Leben spielt sich am und im Wasser ab, der Hauptlebensader der Kerala Backwaters. Nach dem Frühstück am nächsten Morgen drehe ich eine Runde auf den Kanälen rund um das Anwesen. Einer der Angestellten von Maria und Xavier ist Besitzer eines der langen Holzboote, die hier in den Backwaters als Transportmittel genutzt werden. Wir schippern gemächlich durch die Mangroven. Die Uhren ticken anders hier. Selbst das Grüppchen junger Frauen, die mit ihren Laptoptaschen unter dem Arm und einem Schirm gegen die Sonne in der anderen Hand über den Kiesweg am Fluss entlang zur Hauptstraße gehen, um mit dem Bus zur Arbeit zu fahren, nimmt sich Zeit. Hektik gibt es genug im Leben. Hektik passt nicht in die Backwaters.
Mein Weg führt vorbei an einer alten Frau, die ihre Wäsche in den Backwaters wäscht – und sie schenkt mir ein wunderbar herzliches Lächeln als ich frage ob ich sie fotografieren darf. Foto: Alexandra LattekFoto: Alexandra Lattek
die Backwaters mit der Reisbarke erkunden
Ich halte Ausschau nach den Kettuvalam, den zu Hausbooten umgebauten Lastkähnen, auf den früher vor allem Reis transportiert wurde. Doch von meinem letzten Besuch in Kerala 2011 erinnerte ich mich, dass die Kettuvalam nur auf den breiteren Wasserstraßen und den Seen verkehren konnten, die Kanäle sind zu schmal. Ein Tag auf einem solchen Luxushausboot zu verbringen und sich mit einem Masala Chai oder Fresh Lime Soda in der einen und einem Teller heißer Banana Fritter in der anderen Hand durch die Backwaters schippern zu lassen, gehört eigentlich zu einem Keralabesuch unbedingt dazu. Sowohl von Kottayam als auch von den anderen beiden größeren Orten hier, Kollam und Alleppey, kann man mehrstündige Bootsfahrten unternehmen. Oder sich sogar für 24 Stunden einmieten und auf dem Hausboot in den Kerala Backwaters übernachten.
Auf den Kanälen, die breit genug sind, können die Kettuvalam ungehindert fahren. Foto: Alexandra Lattek
Eine Gruppentour, bei der von 20 bis zu 25 Gäste auf ein Boot gepfercht werden, man nach drei Stunden und einer frischen Kokosnuss später wieder an Land ausgeladen wird, hinterließ bei mir jedoch den Geschmack einer Butterfahrt, als ich 2011 mit meinen Mit-Yogis aus dem Sivananda-Ashram in Neyaar Dam in Kottayam auf eine solche Reisbarke stieg. Ein Boot für einen ganzen Tag zu mieten ist definitiv die bessere Empfehlung. Dies hat jedoch seinen Preis, da man die Crew mit bezahlen muss und fürstlich mit köstlichem Essen versorgt wird. Für eine langzeitreisende Einzelperson mit begrenztem Budget nicht ganz ohne. Damals hatte ich das Glück, mich zumindest für einen halben Tag bei einem amerikanisch-tibetischen Pärchen als „Untermieter“ einquartieren zu können. Ein wunderbarer Tag, den wir zwischen Hängeschaukeln und Daybeds auf dem Dach der Barke verbracht haben. Ich konnte noch den Sonnenuntergang mit besagten Banana Fritters genießen, bevor das Boot seinen Liegeplatz für die Nacht ansteuert und ich von Bord musste.
Die ehemals zum Transport von Reis genutzten Barken befahren heute als Luxuskähne die Backwaters. Foto: Alexandra Lattek
Durch Kumarakom mit dem Mountainbike
Ich hatte mich dieses Mal gegen das Abenteuer Hausboot entschieden. Ich wollte die Tage an Land genießen und in das Leben im Dorf eintauchen. Bevor ich abgereist bin, habe ich meine Nachbarschaft noch mit dem Fahrrad erkundet. Vorbei an riesigen, üppigen, grünen Reisfeldern. Vorbei an gepflegten, alten Häusern, die aus der Kolonialzeit stammen und die heute nur noch am Wochenende oder in den Ferien von wohlhabenden Familien als Refugium genutzt werden. Vorbei an kleinen Kiosken, an denen die Kinder sich “Chocolates” kaufen oder die Hausfrau ein Päckchen Waschpulver beziehungsweise Waschseife.
Ich traf auf lauter lachende Gesichter. Die Frauen, denen ich begegnete, fanden es offenbar komisch, eine blonde, weiße Frau mit Kamera um den Hals auf dem Fahrrad herum radeln zu sehen. Hier sind alle zu Fuß unterwegs. Oder mit einem Boot auf dem Wasser der Backwaters. Die Kirchenglocken läuteten. Der Großteil der Bewohner hier sind Christen, wie in ganz Kerala. Meine Gastfamilie hatte mich eingeladen, sie Mittags in den Gottesdienst zu begleiten. Doch leider musste ich mich schon wieder verabschieden von diesem kleinen Paradies. Denn meine nächste Station wartete schon auf mich – Fort Cochi.
Das Fahrrad konnte ich im Homestay ausleihen – der Anblick einer weißen Frau auf dem Fahrrad war für die meisten Einheimischen jedoch offenbar ein seltenes Ereignis. Foto: Alexandra Lattek
Ob ich die rasante Fahrt mit dem lokalen Bus überlebt habe und wie ich dort meine Tage verbracht habe, erzähle ich Euch im nächsten Artikel, in dem ich von dem vielfältigen Fort Kochi erzähle.
Wenn ihr nun selbst Lust habt, Kumarakom mit dem Fahrrad zu erkunden oder die Kerala Backwaters auf einem alten Reiskahn zu entdecken, dann schreibt uns hier und wir machen es möglich.
Nach einer langen Reise durch Indien ist Alexandra froh, als sie in Pondicherry an der Ostküste plötzlich in einer französischen Bäckerei vor Croissant und Baguette steht. Lasst euch von ihrem kulinarischen Bericht über die Stadt anregen, in der Essen in Indien mal ganz anders aussieht!
Wer nach Pondicherry kommt, läuft Gefahr, bei seiner Abreise das ein oder andere Speckröllchen mehr auf den Hüften zu haben. Denn in der ehemaligen französischen Kolonialenklave am Golf von Bengalen warten nicht nur Dutzende hervorragender Lokale auf hungrige Gourmets, sondern ein ganz besonderer Gaumenschmaus.
Die französischen Kolonialherren sind zwar schon lange abmarschiert aus Puducherry, wie die Stadt heute offiziell heißt, doch ihre für Raffinesse und Geschmack bekannte Küche ist geblieben in der ehemaligen Hauptstadt Französisch-Indiens. Nirgendwo sonst in Indien findet man so viele Restaurants und Cafés, die sich übertreffen in der Zubereitung typischer französischer Fleischgerichte wie Coq au Vin und Steak au Poivre, von Bistro-Klassikern wie Steak Frites, Salat Niçoise, Quiche und Croque Monsieur und feiner Desserts wie Crêpe Suzette und Crème caramel. An jeder Ecke der „Ville Blanche“, dem französischen Viertel von Pondicherry, finden sich Lokale mit französischen Namen wie Café des Arts, La Terrasse, Le Rendezvous, Qualithé, Madame Shanté oder La Maison Rose und mit Speisekarten, die einem schon bei der Lektüre das Wasser im Mund zusammen laufen lassen – Essen in Indien geht eben auch so!
Pondicherrys Straßen präsentieren sich wie in kleinen französischen Dörfern – genau wie das Essen (Credit: Ashwini Chaudhary – Unsplash)
Boulangerien wie am Montmarte
Dazu kommen kleine Bäckereien, durch die der Duft von frisch gebackenen Croissants, Brioche und Baguette zieht und in deren Auslagen man kunstvoll verzierte Patisserie bewundern kann, wie ich sie zuletzt in einer Boulangerie am Montmartre in Paris gesehen habe. In der Bäckerei mit dem passenden Namen Baker Street trifft man morgens ab 7.30 Uhr nicht nur auf französische Expatriats mit ihren Einkaufstaschen, sondern auch auf junge Frauen in Sari oder Salwar Kameez und Männer im traditionellen Lunghi. Auch viele der Inder in Pondicherry geben offenbar knusprigen Baguettes und einem Chocolatine zum Frühstück dem Vorzug gegenüber Idli mit Kokosnuss-Chutney oder Masala Dosa.
Während der drei Tage, die wir im Rahmen unserer Reise in Pondi verbringen, wie die Stadt gerne von den Indern abgekürzt wird, machen wir uns auf eine kulinarische Entdeckungsreise. Wir wollen vor allem herausfinden, ob die französische Enklave in Tamil Nadu eine echte Fusion-Küche hat wie man sie zum Beispiel aus den Südstaaten der USA kennt.
Bei einem Blick auf die Speisekarten der Restaurants und Cafés stellen wir schnell fest: Die meisten Lokale sind sogenannte „Multi Cuisine Restaurants“. Neben französischer Küche stehen weitere europäische Gerichte auf der Karte sowie indische und chinesische Klassiker, so beispielsweise bei Madame Shanti. Zwar ist die Dachterrasse des Lokals in der Rue Romain Rolland ganz hübsch und die Pasta Marinara und die Meeresfrüchte-Platte werden im Reiseführer hoch gelobt, doch irgendwie sind wir nicht so recht überzeugt. Uns ist nicht nach Schnitzel mit Kartoffelpüree und Möhren, das wir in der Rubrik „European Specialities“ finden. Indische Gerichte wie Paneer Butter Masala, Daal Makhani, Aloo Gobi und Garlic Naan hatten wir auf unserer Reise bisher fast jeden Tag. Und für Chow Mein, gebratene chinesische Nudeln, die man in Indien an jeder Ecke bekommt, sind wir auch nicht nach Pondicherry gekommen.
Zur Abwechslung mal ein frisches Croissant zum Frühstück – darüber freuen wir uns sehr! Foto: Alexandra Lattek
Rindersteak im Garten von La Maison Rose
Wir klappen die Speisekarte wieder zu und ziehen ein paar Häuser weiter zum Haus der Rosen, La Maison Rose. Wir hatten schon am Nachmittag einen Blick durch das Tor in das hübsche Gartenlokal geworfen. Und auf die Karte. Für Aminata, meine Co-Bloggerin kommt nur ein Gericht in Frage: Rindersteak. Zwar kommen ähnlich wie bei unserem Burger im Hard Rock Café in Bangalore kurzzeitig Gewissensbisse auf – Rind in Indien essen, grenzt das nicht an Frevel? – doch der französische Küchenchef nimmt die letzten Zweifel.
Bleibt nur noch die Frage ob durchgebraten, Medium oder gar Medium Rare. Nicht, dass wir uns noch den Magen verderben. Keine Sorge, wir können unbedenklich Medium wählen, versichert man uns. Wir haben es nicht bereut. Nicht nur das saftige Steak mit selbst gemachter Knoblauchbutter ist hervorragend, auch die Beilagen, im Ofen gebackene Kartoffelstücke und gegrillte Tomaten sind exzellent. Dazu ein kühles Bier und wir fühlen uns wie Göttinnen in Frankreich. Es schmeckt fantastisch und tatsächlich wie in Frankreich, so Aminata. Sie muss es wissen – als echte Pariserin.
Nach unserer langen Indienreise und dem Verzicht auf Rind, lassen wir uns hier dann doch mal hinreißen. Foto: Alexandra Lattek
Französische Gerichte mit indischem Touch in der Villa Shanti
Am liebsten wären wir am nächsten Abend wieder hergekommen, doch es gibt noch viel zu viel auszuprobieren in Pondicherry. Zum Beispiel das „Villa Shanti“. Das Restaurant, das in dem Innenhof eines wunderschön restaurierten Kolonialgebäudes aus dem 19. Jahrhundert untergebracht ist, ist uns ebenfalls bei unserem Spaziergang tagsüber aufgefallen. Das, was auf der Speisekarte steht, klingt schon eher nach „Fusion Food“, sowohl die Vorspeisen als auch die vegetarischen und nicht-vegetarischen Hauptgerichte und die Fischgerichte. Die Qual der Wahl ist groß: Vegetarische Bratling mit Spinatsoße, Muskatnuss und Ingwer oder Zucchini-Walnuss-Crêpes? Oder überbackener Paneer mit buntem Pfeffer und Erbsen? Überbacken hatte ich den unfermentierten Käse noch nie gegessen.
Auch die Fleischgerichte in der „Villa Shanti“ klingen verlockend: Nisha Murgi, Hühnchenbrust gefüllt mit Granatapfelkernen, Cashewnüssen und Rosinen? Wenn da nicht die Rosinen wären … Doch lieber das Hühnchen in Orangen-Weißweinsauce mit Ingwer? Auch die Salate klingen toll. Spinat-Apfelsalat mit Mandeln, Sesam und Ingwer-Honig-Dressing, Grüner Salat mit Betelblättern, Feigen, Parmesan und Tomaten. Leider wieder mit Rosinen.
Ich entscheide mich für Fisch, schließlich sind wir am Meer. Eine gute Wahl, mein „Tawa Fried Fish“, bestätigt der Kellner, ein zarter, weißer Fisch in einer Kruste aus Koriander, Curryblättern und Daal, dazu Zitronenreis und eine Tomaten-Koriander-Soße. Lecker! Und eine interessante Kombination, französische Gerichte mit indischen Gewürzen und exotischen Zutaten – so kann man sich das Essen in Indien richtig schmecken lassen – vor allem, wenn man ein wenig müde ist vom altbekannten Palak Paneer oder Butter Chicken.
Uns hat es hier so gut gefallen, dass wir am nächsten Tag am späten Nachmittag auf einen kleinen Snack wiederkommen, Hühnchen aus dem Tandoori-Ofen und Samosas mit Käse gefüllt – letztere mit dem geschmolzenen Käse schmecken „très français“, wie wir finden. Auf die obligatorische, französische Käseplatte verzichten wir, dafür gönne ich mir noch einen Nachtisch. Von meiner Crème Caramel war ich jedoch enttäuscht, insgesamt etwas fad, die Kruste labberig. Vielleicht bleibe ich in Indien doch lieber bei meinem Lieblingsdessert Gulab Jamun. Oder ich versuche es beim nächsten mal mit Crêpes.
Mein Fischgericht war ein Traum – sehr zu empfehlen die Villa Shanti. Foto: Alexandra Lattek
Die Französisch anmutende Café-Szene in Pondicherry
Die besten Crêpes habe ich im Café des Arts in der Suffren Street und im Artika in der La Bourdonnais Street gegessen, ganz simpel mit Limettensaft und Zucker, eine Wonne und eine ideale Kombination zu meinem Müsli mit Joghurt und Frischen Früchten, das ich nach Tagen der Abstinenz unbedingt mal essen musste. Zwar nicht wirklich französisch und auch kein Fusion Food, aber egal.
Das Café des Artes ist wunderbar französisch – leider finden wir auch nur andere Ausländer hier. Foto: Alexandra Lattek
Beide Cafés könnte man übrigens nicht nur von ihrer Speisekarte – es gibt hier alle möglichen Sorten von Crêpes, Croque Monsieur, belgische Waffeln und köstliche Kaffeespezialitäten – genauso auch in Europa finden. Das Café des Arts ist in einem Gebäude von 1880 untergebracht. Ich könnte den ganzen Tag hier verbringen, sei es im Garten oder in dem mit Kolonialmöbeln wie ein Wohnzimmer eingerichteten Innenraum. Ein ähnliches Ambiente findet man auch im Artika, an das zudem eine kleine Galerie angeschlossen ist.
Das Café lädt zum Verweilen ein, wenn man sich von einem langen Stadtspaziergang erholen will. Foto: Alexandra Lattek
Fazit – Hervorragende französische Küche
Glücklicherweise bekomme ich die Knöpfe meiner Hosen auch nach drei Tagen Pondicherry mit diversen Croissants, Crêpes, Baguette-Sandwiches und den beschriebenen Abendessen noch zu. Leider war die Zeit zu kurz, um uns durch alle Spezialitäten zu probieren, für die Pondicherry bekannt ist und die eine Mischung aus tamilischer und keralischer Küche sind. Dazu gehört beispielsweise Kokusnuss-Curry, Gefüllter Kohl und Dosa aus Sojamehl. In den Genuss von Gerichten mit Kokosnuss werden wir noch in Kerala kommen, dort wird fast alles damit zubereitet. Die Frage „Pondicherry – der Ort für Fusion Food?“ würde ich eher mit nein beantworten. Zwar konnten wir nur eine Handvoll Lokale ausprobieren, doch bis auf die Villa Shanti haben die meisten Lokale eher eine dreigeteilte Speisekarte – französisch/europäisch, indisch und chinesisch – oder sind ganz auf französische oder indische Küche spezialisiert. Dennoch ein kulinarisches Paradies zum Essen in Indien, ich komme bestimmt wieder!
Die vielen kleinen Cafés sind wirklich einzigartig in Pondicherry – wie hier das Cafe Green (Credit: Virendra Vikram – Unsplash)
Wollt ihr euch nun selbst von der Küche in Pondicherry überzeugen oder habt ihr nach eurer langen Indienreise mal wieder Lust auf ein Frühstück mit Croissant und Baguette? Wir helfen euch eine Reise zu planen, bei der ihr euch nach Lust und Laune durch das Essen in Indien probieren könnt. Schreibt uns einfach hier!
Wer, wenn nicht Alexandra, die Indien über alles liebt, wäre am besten geeignet über Mumbai zu berichten. Über eine Stadt, die oft der Gefahr einer einzigen Geschichte zum Opfer fällt, wie die Autorin Adichie es nennt (“The danger of a single story”). Denn mit der schieren Größe kommen auch viele Geschichten und Perspektiven. Alexandra ist in der Stadt auf unbekannten Pfaden unterwegs und beschreibt ihre Eindrücke für euch!
Bombay. Bombayyy. Einige Orte auf der Welt tragen Namen, die wie Musik in den Ohren klingen. Die schmeichlerisch sind und einen schon alleine mit ihrem Klang um den kleinen Finger wickeln. Bombay ist so ein Name für mich. Bom Bahia, die gute Bucht. So nannten die Portugiesen seinerzeit das einst kleine Fischerdorf auf dem schmalen Landstreifen, der sich vorwitzig ins Arabische Meer schiebt. Für mich wird Bombay immer Bombay bleiben, obwohl die „City of Dreams“, wie die Stadt auch genannt wird, seit 1996 offiziell Mumbai heißt, benannt nach der lokalen Gottheit Mumba Devi.
Für die meisten westlichen Neuankömmlinge ist die „Maximum City“ mit ihren 16 Millionen Einwohnern zunächst einfach nur respekteinflößend. Der Verkehr scheint noch chaotischer als anderswo in Indien, die Menschenmassen noch größer, der Kontrast zwischen glitzerndem Reichtum und hoffnungsloser Armut noch extremer. Ja, Bombay in Indien fordert und kann einen überfordern. Aber Bombay fasziniert gleichermaßen. Mich hat die Stadt bei meinem ersten Besuch vor einigen Jahren direkt in ihren Bann gezogen. So wie Bewohner von Bombay, die ihre Stadt lieben. Sie sind stolz auf ihre Stadt und können sich nicht vorstellen, woanders zu leben.
Bombay ist eine der wenigen Städte in Indien mit richtig hohen Wolkenkratzern Foto: Alexandra Lattek
Bombay abseits der klassischen Sehenswürdigkeiten
So wie Soraya und Fabia, Mutter und Tochter, bei denen ich während meines aktuellen Besuchs mit India Someday zwei Tage zu Gast sein durfte. Soraya stammt aus Südindien und lebt bereits seit 35 Jahren in Bombay. Ihre Tochter Fabia wurde in Frankreich geboren und ist in England zur Schule und Universität gegangen. Nach ihrem Examen zog es sie jedoch zurück nach Bombay. Sie liebt das Leben hier, genau wie ihre Mutter, die Französisch an einer internationalen Schule unterrichtet. Die beiden teilen nicht nur ihre liebevoll eingerichtete Wohnung im neunten Stock eines Apartmenthauses in Central Bombay und den einzigartigen Blick ihrer großen Dachterrasse mit ihren Gästen, sondern auch ihre Lieblingsorte.
Ich kann gar nicht genug bekommen von diesem atemberaubenden Ausblick von ihrer Dachterrasse.
Orte, die man als „normaler“ Tourist nicht unbedingt zu sehen bekommt. Orte abseits des Touristenviertels Colaba mit dem Colaba Causeway, dem Gateway of India, dem Taj Mahal Palace Hotel, dem legendären Café Leopold und dem Regal, einem der ältesten Filmtheater der Stadt. Abseits des Fort-Viertels mit der St. Thomas Cathedral, dem Victoria Terminus und dem vormaligen Prince of Wales-Museum, das heute Chhatrapti Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalay heißt. Und abseits des Chowpatty Beach am oberen Ende des Marine Drive, einer Institution in Bombay, an dem sich am Abend und am Wochenende Jogger, Familien und gerne auch Liebespärchen treffen, um spazieren zu gehen und den Blick auf das Arabische Meer und die Hochhäuser von Malaber Hill zu genießen.
Ich bin nun aber abseits dieser Sehenswürdigkeiten unterwegs, um ein anderes Bild der Stadt zu bekommen. Foto: Alexandra Lattek
Auf Nachbarschaftsbesuch rund um den „Baby Garden“ in Mumbai Central
Ich hatte das Glück, einen Tag mit Fabia und Soraya verbringen zu dürfen und Einblicke in „ihr“ Bombay in Indien zu bekommen. Das Zuhause der beiden liegt in der Nähe des Bahnhofs Mumbai Central, direkt gegenüber des „Baby Garden“, einem hübschen, kleinen Park, in dem schon frühmorgens die Vögel tschilpen und die bunten Papageien herumkrächzen. Der Baby Garden liegt in einer muslimisch geprägten Nachbarschaft und ist Frauen und Kindern vorbehalten. Am Freitagvormittag ist hier wenig los. Die Kinder sind in der Schule, die Frauen beim Einkaufen im benachbarten Markt. Parsische Händler, die man an ihrer Kopfbedeckung erkennt verkaufen Schmuck und Haushaltswaren sowie frisches Obst und Gemüse. Nebenan sitzt ein Mann im Schneidersitz und reiht orangefarbene Blüten auf eine Schnur auf, die als Opfergabe für den Besuch in den örtlichen Hindutempeln verkauft werden.
Die Fischhalle ist gänzlich von Frauen dominiert. Sie gehören den Koli an, erklärt mir Fabia. Koli ist der alte Name der Fischergemeinde, die ursprünglich die sieben Inseln bewohnt hat, auf denen sich das heutige Bombay erstreckt. Es geht gemütlich hier zu. Zwischen dem Abwiegen von Pomfret und frischen Shrimps bleibt genug Zeit, einen Chai zu trinken und ein wenig zu schwatzen.
Geschickt fädelt er die Blumen zu einer Kette auf und freut sich als ich ihn frage, ob ich ihn fotografieren darf. Foto: Alexandra Lattek
Wieder draußen sehen wir große Gerüste aus Bambus. Das Viertel wappnet sich für Ganesh Chaturthi, das zehn Tage dauernde hinduistische Fest, das anlässlich des Geburtstages des Elefantengotts Ganesha gefeiert wird. Überall werden Statuen des dickbäuchigen Gottes aufgestellt, die am letzten Tag zum Meer getragen und dort versenkt werden. Schon Wochen vorher werden in kleinen Werkstätten Ganesha-Statuen hergestellt und bemalt. Der Ganesha-Künstler aus Fabias und Sorayas Nachbarschaft macht gerade ein Mittagsschläfchen, als wir bei ihm vorbeischauen. Doch wir haben Glück und wir dürfen eintreten, um die kunterbunten Statuen zu bewundern.
Zunächst werden die Statuen aus Lehm geformt, bevor sie dann wunderschön bunt bemalt werden. Foto: Alexandra Lattek
Wir gehen weiter, vorbei an der größten Moschee des Viertels. Später, so gegen eins, sei die ganze Straße voller Männer, die zum Freitagsgebet hierher kommen, erklärt Fabia. Vielleicht haben wir an anderer Stelle Gelegenheit, dies zu sehen, es gibt unzählige Moscheen in Bombay. Zuvor statten wir noch der Synagoge im Viertel einen Besuch ab. Leider bleibt uns der Eintritt in das alte Gebäude verwehrt. Der Zutritt ist den Mitgliedern der Gemeinde vorbehalten.
Bevor wir in ein Taxi steigen, dass uns zu unserer nächsten Station bringt, kommen wir an einem etwas von der Straße zurück versetzten Haus vorbei, mit wunderschönen Ornamenten verziert. Das Haus wird von Parsi bewohnt, einer gebildeten und meist sehr wohlhabenden, uralten religiösen Gemeinschaft, die der Lehre des Zoroastrismus folgen und bereits im 8. Jahrhundert aus Persien nach Indien gekommen sind.
Bevor es weitergeht, erstmal eine frische Kokosnuss zum Löschen unseres Durstes. Foto: Alexandra Lattek
Bombay – eine multireligiöse Metropole
Dr. Bhau Dadji Lad Museum
Eigentlich mag ich bei Stadterkundungen lieber draußen herumlaufen anstatt in ein Museum zu gehen. Doch der Besuch im Lad Museum, dem früheren Victoria and Albert Museum, das nach seiner kürzlichen Renovierung in neuer Pracht erscheint, hat sich definitiv gelohnt. Nicht nur wegen der wunderschönen, palladinischen Architektur des eleganten Gebäudes. Ich erfahre hier interessante Einzelheiten über die Entstehung der Stadt und verstehe, warum Bombay in Indien heute eine solch bunte, multireligiöse Metropole ist.
Zur Blütezeit der East India Company zog Bombay Geschäftsleute aus allen Ecken und Enden des Landes an, unter anderem Geschäftsleute aus Goa, Kaufmänner aus Gujarat, muslimische Weber und die Parsen. Sie alle kamen hierher, um am Boom Bombays teilzuhaben. Noch heute hat die Stadt eine magnetische Wirkung und viele Menschen, die aus anderen Landesteilen hierherkommen, erhoffen sich hier ein wirtschaftlich besseres Leben.
Das Gebäude lockt mit britischem Charme (Credit: Andres Romanos – Flickr)
Mather Pakkady
Unser nächstes Ziel heißt Mather Pakkady, ein Viertel, in dem goanische Christen leben. Auf dem Weg dorthin passieren wir die katholische Gloria Church, einen iranischen Friedhof und eine wunderschöne Moschee, und dies alles innerhalb eines Quadratkilometers. Mather Pakkady liegt ein wenig versteckt in Byculla, wir fragen uns durch. Und befinden uns plötzlich in einer völlig anderen Welt. Die „Sounds of Mumbai“ scheinen von der einen Sekunde auf die andere zu verstummen. Kein Hupen, kein Autolärm, nur Stille zwischen den im goanischen Stil erbauten Häusern, auf deren Briefkästen portugiesische Namen wie Mascarenhas zu lesen sind.
Obwohl die Häuschen zum Teil etwas baufällig wirken und einen Anstrich gebrauchen könnten, sind die Hauspreise in dieser Ruheoase in den vergangenen Jahren exorbitant gestiegen. Es leben viele Notare, Anwälte und Ärzte hier, alles Nachfahren goanischer Christen. Bombay, wahrhaftig eine multireligiöse Metropole.
Sofort fühle ich mich wie nach Goa versetzt inmitten der niedlichen Häuser und der Ruhe vom Getöse der Stadt. Foto: Alexandra Lattek
Alles spielt sich auf der Straße ab
Wie in vielen anderen indischen Städten, findet auch in Bombay das Leben auf der Straße statt: Hühneraugeentferner, Tattookünstler, Ohrenreiniger und Barbiere, alles was man sich nur vorstellen kann. Während man im Westen zum Haareschneiden in einen Friseursalon geht und sich seine Hühneraugen beim Arzt entfernen lässt, kann man dies in Bombay in Indien alles „on the go“ auf der Straße erledigen, ohne Termin versteht sich.
An der Hauptstraße vor dem Zoo, in dem das Lad Museum beherbergt ist, haben sie alle ihre kleinen Stände aufgebaut: Der Hühneraugenentferner, der mich überzeugen möchte, meine Füße näher zu inspizieren und der auch Pediküre anbietet, die beiden Ohrenreiniger, die auch gerne ein Geschäft mit mir machen möchten und die in orange gekleidete, korpulente Dame mit Pistole in der Hand. Ein kleines Tattoo gefällig? Auch das Surren ihrer Maschine und die Papiere mit Motiven, die vor ihr liegen, können mich nicht überzeugen, ein gestochenes Souvenir aus Bombay mitzunehmen. Der Frisör ist zum Glück beschäftigt, er hätte mir sonst sicherlich gerne meine langen Haare abgeschnitten.
Ich frage mich, wie viele Tattoos sie wohl am Tag sticht…Foto: Alexandra Lattek
Street Food – Bombay Sandwich, Pav Bhaji und Pani Puri
Auf der Straße werden in Bombay in Indien nicht nur Haare geschnitten und Ohren gesäubert, es wird auch gegessen und getrunken. An jeder Ecke locken andere Köstlichkeiten – frisch aufgeschnittene Papaya und Wassermelonen, erfrischendes Fresh Lime Soda, klassische „Bombay Sandwiches“, das ist Toast mit einer Art vegetarischem Burger, Gurke und einer weißen Soße. Es gibt aus gestoßenem Eis hergestelltes Eis am Stil, das in Sirups mit verschiedenen Geschmacksrichtungen getaucht wird und in das die Mädchen in Schuluniform, denen wir begegnen, jeden Tag auf dem Weg nach Hause einen Teil ihres Taschengeldes investieren.
Foto: Alexandra Lattek
Ein Besuch in Bombay ist nicht vollständig, ohne Street Food probiert zu haben. Doch für westliche Mägen kann es zuweilen eine Herausforderung sein, an einem der Straßenstände zu essen. Doch es gibt inzwischen eine ganze Reihe schicke Lokale, die an Street Food orientierte Gerichte anbieten. So wie das Swati. Das Restaurant in Mumbai Central ist so beliebt, dass die Leute draußen Schlange stehen, vor allem Frauen, die sich hier mit ihren Freundinnen zum Mittagessen treffen. Wir lassen uns auf die Warteliste setzen und 30 Minuten später sitzen wir tatsächlich bei köstlichen Pav Bhaji, Pani Puri, Panri Chutney und frischem Zuckerrohrsaft an unserem Tisch.
Pav – das portugiesische Brötchen ist die Basis für das beliebteste Streetfood Bombays (Credit: Andreas Mariotti – Flickr)
Shopping im Bombay – zwischen High Fashion und Flohmarkt-Kuriositäten
Modemesse im National Sports Club of India
Schon bei Swagi konnte ich feststellen, dass die Damen der gehobeneren Bombayer Gesellschaft Mode lieben. Bombay ist Indiens Modehauptstadt, hier werden die Trends kreiert. Diesen Sommer trägt man Palazzo-Pants unter der Kurta, locker geschnittene, weit ausgestellte Baumwollhosen, am besten in Weiß. An diesem Wochenende eilen die Ladies zum NSCI, dem National Sports Club of India. Nicht etwa, um Sport zu treiben, sondern um Designermode zu shoppen auf einer der größten Modemessen des Landes. Wir mischen uns unter die Damen mit ihren riesigen Einkaufstüten, staunen über die mit Glitzer und Glitter bestickten Kleider, halten Seide und Brokat in den Händen und handgenähte Schuhe mit Blumenmuster. Wir sind jedoch tapfer und steigen ohne Shoppingtüten ins Taxi.
Oh, die Freuden des Shoppings! Uns ist es ganz schön schwer gefallen, nicht in Kaufrausch zu verfallen
Central Bazaar District
Ein paar Kilometer weiter warten bereits die nächsten Händler auf uns. In der Mutton Street im Central Bazaar District ist Flohmarkt, wie jeden Freitagnachmittag, wenn die Geschäfte der muslimischen Händler geschlossen haben. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Der einkaufsfreudige Kunde kann wählen zwischen alten Handys, Brillen, leeren Nutellagläsern, mechanischen Schreibmaschinen, alten Küchenutensilien, Radios und sonstigen Elektrogeräten. Für die Frauen gibt es Chapals, Schals und tonnenweise Schmuck. Nachdem wir mit einem heißen Chai Masala nach spezieller Rezeptur aufgetankt haben, überqueren wir die Mohammed Ali Road, wo sich ein Geschäft an das andere reiht. „Come and have a look“, dieser Spruch schallt uns an jeder Ecke ins Ohr. Es gibt schwarze Gewänder mit Goldstickerei für die muslimischen Frauen, Bäckereien mit feinsten Torten, Geschäfte mit exzellentem Parfüm.
Wenn man es mal schafft, die Augen von dem Treiben auf dem Markt abzuwenden, so wird man auch über die wunderschöne Architektur der Mutton Street staunen können
Wir tauchen ein in das nächste Straßenlabyrinth. Die kleinen Straßen sind nach Gilde und Kaste beziehungsweise Religion unterteilt und jede ist auf eine bestimmte Ware spezialisiert. Von der Pyjamastraße wandern wir in die Haushaltswarenstraße. Und weiter Richtung Crawford Market, der im britischen Stil erbauten, ältesten Markthalle Bombays. Dort, wo einst die Briten ihre Einkäufe tätigten, kann man heute alles kaufen, was man braucht: Angefangen von Obst über Nüsse und Gewürze bis über Haustiere. Die kleinen Hunde und Kaninchen in den engen Käfigen tun mir irgendwie leid. Doch die Tiere finden immer recht schnell ein Herrchen oder Frauchen, erfahre ich.
Nachmittags füllt sich der Markt mit vielen Kaufwütigen und rund um den Crawford Market herrscht einziges Chaos. Foto: Alexandra Lattek
Im Crawford Market shoppen wir tatsächlich, Pink Grapefruit und Papaya für unser Frühstück am nächsten Tag. Jetzt aber ab nach Hause, es war ein langer Tag. Unser Taxi quält sich durch den Feierabendverkehr. Das gibt mir die Chance, noch einen letzten Blick auf die Straßen von Bombay zu werfen, die Gerüche der Stadt einzuatmen, der unverwechselbaren Geräuschkulisse zu lauschen. Denn am nächsten Tag geht es schon weiter auf unserer Reise, nach Aurangabad. Bombay, ich vermisse Dich jetzt schon!
Auch auf dem Crawford Market findet man alles, was das Herz begehrt – man muss nur wissen wo. Foto: Alexandra Lattek
Wieviel Trinkgeld sollte man wo, wann und wie geben
Wir werden oft gefragt, wie viel Trinkgeld eigentlich in Indien angebracht ist. Der folgende Text basiert auf unseren Indien Erfahrungen und soll euch als grober Leitfaden für das Trinkgeldgeben in Indien dienen.
Trinkgeld in indischen Restaurants
Hier sind unsere Reisetipps: Wenn ihr eine kleine Mahlzeit, ein Frühstück oder einen Snack zu euch nehmt und die Rechnung kleiner als INR 300 ausfällt, ist ein Trinkgeld von 10% angemessen. Solltet ihr kleine Scheine griffbereit haben, könnt ihr das Trinkgeld in Indien am besten in INR 10-er Scheinen geben. Hier lest ihr, wie ihr am besten Geld wechselt in Indien.
Bei Rechnungen zwischen INR 300 und INR 1000, ist ein Trinkgeld von 7% – 10% angebracht. Bei einer Rechnung von INR 1000 ist ein Trinkgeld von INR 100 zum Beispiel sehr gut. Hier wären auch INR 70 in Ordnung.
Indischer Thali, ein Gericht, dass aus mehreren Curries, Chapatis und Reis besteht
Für Rechnungen, die höher als INR 1000 sind, ist ein Trinkgeld von INR 5% – 7% auch ausreichend.
An beliebten Reisezielen, wie in Delhi und Mumbai, stellen Restaurants oft eine „Service Charge“ in Rechnung, die nicht mit der sogenannten „Service Tax“ zu verwechseln ist, die von der Regierung erhoben wird. Wenn die „Service Charge“ bereits auf der Rechnung steht, wird kein Trinkgeld in Indien erwartet.
Trinkgeld in Hotels
Wenn ihr ein großes Reisebudget habt, könnt ihr in Indien übernachten wie ein Maharaja
Trinkgeld in Hotels zu geben kann manchmal verwirrend und etwas lästig sein.
In der Regel empfehlen wir, ein Trinkgeld von INR 100 pro Person und Zimmer zu geben. Wenn ihr also zwei Erwachsene für drei Nächte in einem Hotel übernachten, wäre ein Trinkgeld von ungefähr INR 600 angemessen. Ist euer Hotel allerdings sehr luxuriös, dann könnt ihr auch etwas mehr geben.
Trennt Restaurant Trinkgelder von den Hotel Trinkgeldern, sodass jeder seine fairen Anteil erhält. Wenn ihr keinen zentralen Behälter/Spardose für Trinkgelder findet, fragt nach oder gebt einem Angestellten an der Rezeption das Trinkgeld und weist darauf hin, dass es für alle Angestellten ist.
Warum kann das Trinkgeldgeben in den Hotels lästig sein?
Auch für ein mittleres Budget gibt es viele schöne Unterkünfte
Es kann vorkommen, dass Hotelpagen vor eurer Zimmertür lungern und ein Trinkgeld erwarten, wenn ihr den Zimmerservice in Anspruch nehmt. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn es keinen zentralen Behälter für Trinkgelder gibt.
Wir empfehlen, dass Trinkgeldgeben direkt an einzelne Personen zu vermeiden. Bedankt euch bei dem Hotelpagen stattdessen freundlich mit einem Lächeln und geht weiter.
Wenn ihr euch in einer Situation bzgl. des Trinkgeldgebens unsicher fühlt, kann ein Trinkgeld von INR 10 bis INR 30 für kleinere Aufgaben/Dienstleistungen helfen. Wāhrend eurer von India Someday organisierten Reise, sind wir jederzeit fūr euch erreichbar. Zur Not kōnnt ihr uns also auch direkt um Rat fragen. Erzāhlt uns hier mehr von euren Reisepānen.
An sich passieren solche unangenehmen Situationen weniger oft in Homestays, also in kleinen Gasthäuser, die von Familien geführt werden. Findet mehr darüber in unserem Blogartikel zu Homestays in Rajasthan heraus.
Trinkgeld für Privatfahrer, Taxis, Rickshaws, Flughafentransfers etc.
Trinkgeld in Indien
Bei Flughafentransfers könnt ihr dem Fahrer in der Regel zwischen INR 50 und INR 100 als Trinkgeld geben.
Wenn ihr ein Auto mit Fahrer für eine Tagestour durch die Stadt mietet, könnt ihr abhängig davon, wie zufrieden ihr mit dem Service seid, ein Trinkgeld zwischen INR 200 und INR 400 geben. Macht es daran fest, ob der Fahrer euch gute Tipps zu lokalen Essensmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten gibt und euch nicht absichtlich zu irgendwelchen Verkäufern und Läden schickt, die Touristen gerne in die Falle locken.
Fahrt ihr mit einem Taxi oder Tuk-Tuk (Rickshaw) von A nach B, nachdem ihr einen Festpreis verhandelt habt oder der Fahrer den Fahrtenmeter benutzt, wird in der Regel kein Trinkgeld erwartet.
Trinkgeld in Indien: Wenn ihr mit dem Service zufrieden seid, kōnnt ihr gerne auch etwas mehr geben
Habt ihr einen persönlichen Fahrer für mehrere Tage gemietet, solltet ihr ihm zwischen INR 300 bis INR 500 pro Tag als Trinkgeld für eine Gruppe von max. 3 Personen geben. Hattet ihr beispielsweise einen großartigen Fahrer für vier Tage, dann könnt ihr ihm INR 2400 geben. Wenn ihr mehr seid, dann schlagen wir ein Trinkgeld von insgesamt INR 500-800 pro Tag vor. Auch hier solltet ihr es wieder davon abhängig machen, wie zufrieden ihr mit dem Fahrer seid. Das Trinkgeld in Indien wird immer erst am Ende der Reise erwartet. Lest auch unseren Blogartikel zu Mietwagen- und Fahrerservice in Indien.
Wir kennen unsere Fahrer persōnlich und garantieren so einen zuverlāssigen Service. Wenn ihr Indien mit einem Mietwagen bereisen wollt, lasst es uns hier wissen, wir helfen euch gerne.
Trinkgeld für Tourguides/ Reiseleiter
Bei einer persönlichen/ privaten Führung kommt es ganz darauf an, wie zufrieden ihr mit eurem Reiseleiter, Fremdenführer oder Stadtführer seid. Das angemessenes Trinkgeld kann deshalb zwischen INR 300 und INR 1000 variieren. Bei einer Gruppenführung sind INR 50 bis INR 150 als Trinkgeld in Indien ausreichend. Auch hier wird das Trinkgeld erst am Ende der Tour erwartet. Lest auch unseren Artikel zu dem Thema: Wie man den richtigen Guide in Indien findet.
Außerdem gut zu wissen
Nach einer Kamelsafari ist ein Trinkgeld auf jeden Fall angebracht
Obwohl es eigentlich keine ausgeprägte Trinkgeldkultur gibt, wird in den meisten indischen Touristenstätten ein Trinkgeld erwartet und es missbilligt, wenn gar keins angeboten wird.
Natūrlich solltet ihr nur ein höheres Trinkgeld geben, wenn ihr im besonderen Maße zufrieden mit dem Service wart. Behaltet aber trotzdem im Hinterkopf, dass Inder im Vergleich zu Deutschen oft deutlich weniger verdienen, weshalb ein Trinkgeld fūr sie eine große Hilfe sein kann.
Diese und viele weitere Tipps geben wir unseren Gästen zusammen mit den praktischen und leicht verständlichen Buchungsbestätigungen bei Abschluss der Buchungen. Außerdem sind wir vor und während der Reise jederzeit für unsere Gäste da. Interesse an einem unverbindlichen und transparenten Reiseangebot von India Someday? Plant euren Trip heute mit uns.
Barbara und Abbas von India Someday waren in Nashik, um das alljährliche Sula Fest zu besuchen. Schaut euch Barbaras Bericht über Wein, Musik und Mode an! Wenn ihr selbst das Sula Festival miterleben wollt, dann schreibt uns und wir organisieren einen Ausflug von Mumbai dorthin!
Meine erste Festival-Erfahrung in Indien: Das SulaFest im Februar 2015. Die Sula Vineyards sind ein indisches Weingut gelegen in Nasik, etwa 165 km nordöstlich von Mumbai, im Staat Maharashtra. Wie wohl indischer Wein schmeckt und die Feierstimmung bei so einer Veranstaltung im oft so konservativen Indien ist? Ich bin dabei definitiv positiv überrascht worden.
Sula Vineyards, Nasik, Maharashra
Anreise
Abbas, Mitbegründer von India Someday, und ich machten uns also voller Vorfreude auf den Weg nach Nasik. Wir waren mit dem Auto unterwegs, definitiv die bequemste Variante. Unsere Fahrt dauerte ca. 3 Stunden – Nasik ist also wirklich ein tolles Reiseziel auch für einen Ausflug übers Wochenende von Mumbai aus! Den Weg vom Parkplatz zum Festivalgelände fanden wir mit Leichtigkeit, er war super ausgeschildert. Die Vorfreude steigerte sich immer mehr, nun da wir viele andere Gäste trafen, die ausgelassen lachend und schwatzend ebenso auf dem Weg zum Festival waren.
Nasik ist von Mumbai aus gut zu erreichen – auch wenn ihr kein Auto habt. Oder euch einen Fahrer und Wagen nicht leisten könnt. Die preiswerteste Variante ist wohl mit dem Bus dorthin zu fahren, was etwa jeweils 5h dauert und ca. INR 500-600 pro Fahrt kostet. Eine Buchungsoption für den Bus findet ihr hier.
Auf der Fahrt kommen wir an der schönsten Landschaft vorbei. Da Nasik in den Western Ghats liegt, ist es höher und auch grüner (Credit: Archana More – Unsplash)
Festival, Wein und Musik
Nun zum Festival selbst: Die Musik war sehr gut, die Größe perfekt, die Stimmung super und der Wein hat ebenfalls geschmeckt!
Auf den zwei Bühnen gab es ganz unterschiedliche Musik. Die Atmosphäre an der großen Bühne glich einem Amphitheater, in dem man auf Stufen oder auf dem Rasen rings um die Bühne sitzen konnte. Dort machten Acts wie Yes Sir Boss (UK), Cuban Beats All Stars (Kuba) oder Bombay Bassement (Indien) richtig Stimmung. Während auf der kleineren Bühne DJs auflegten, die uns dazu animierten das Tanzbein zu schwingen. Besonders gut hat uns Raimund (Deutschlan/ Goa) gefallen, der uns mit House und Elektro einheizte!
Die Festivalbühne war während der Konzerte und der Modenschau ständig von Feiernden umringt
Die Atmosphäre war rundum angenehm, friedlich, mit gut gelaunten Menschen, die tanzten und Stimmung machten. Das international gemischte Publikum aus Jung und Alt trug zu einem vollen Erfolg des Festivals bei. Abbas und ich warfen uns ins Getümmel und hatten bei einem Gläschen Wein das ein oder andere nette Gespräch mit Menschen aus aller Welt.
Wer nicht nur wegen der Musik oder des Weines das Festival besuchen wollte, konnte an den verschiedenen Ständen leckere Snacks probieren oder Souvenirs, Mode und diverse Designgegenstände betrachten und kaufen. Denn der Hauptsponsor des Sula Fests war in diesem Jahr Vero Moda. Mode war also ein wichtiger Bestandteil des Festes. Die große Bühne wurde daher zwischendurch zum Laufsteg und ein Zelt zum Shop, in dem Begeisterte neues Inventar für den Kleiderschrank kaufen konnten.
Ein besonderer Tipp für das nächste Fest ist die Fotobox. Die Bilder hier bekommt ihr schon nach wenigen Minuten in die Hand gedrückt – eine wundervolle Erinnerung an die schöne Zeit. Das Ganze ist umsonst und ich konnte gar nicht genug bekommen. Leider konnte ich Abbas nicht überzeugen auf allen 100 Bildern (leicht übertrieben) mit mir zu posieren :).
Frisch gedrucktes Bild zum mitnehmen aus der Fotokabine beim SulaFest
Wissenswert
Preise
Die Preise für Eintritt und Getränke/Essen entsprechen denen der Festivals in Europa – für indische Verhältnissse also schon recht hoch. Aber meiner Meinung nach waren sie angemessen und nicht völlig überteuert. Ein Tagesticket kostete online INR 1900 und vor Ort INR 2200. Für ein Zweitagesticket für Samstag und Sonntag war der Preis INR 3000.
Wenn man schon mal für einen Ausflug nach Nasik fährt, lohnt es sich für ein ganzes Wochenende zu bleiben. Denn auch wenn ihr nur einen Tag auf dem Festival verbringen wollt, dann könnt ihr in der restlichen Zeit die Gegend um Nasik herum erkunden. Naturliebhaber und Stadtüberdrüßige werden begeistert sein. Die umliegenden Berge sind wunderschön und gut geeignet für Wanderungen.
Unterkunft
Unterkünfte findet man entweder direkt bei den Sula Vineyards, wo ihr zelten könnt. Es gibt auch in der Nähe eine Menge Hotels, die günstiger werden, je weiter sie von den Weingärten entfernt liegen. Was mich besonders fasziniert hat, waren die Luxuszelte der Unterkunft Anjan Hills. Hier habt ihr einen fantastischen Ausblick auf die Berge ringsum und selbst für Outdoor-Muffel sind diese Zelte eine tolle Option, denn mit richtigem Bett und Bad gibt keinen Anlass zu Beschwerden. Zelten mal anders!
Diese Zeltunterkunft der Anjan Hills liegt zudem in der Nähe des Festivals
UNSER Fazit über das Sula fest
Empfehlenswert ist das Sula Fest für alle Festival-Fans, Musik- und Weinliebhaber, Modeinteressierte oder auch Familien! Die Jahreszeit ist im Februar perfekt, denn das Wetter ist angenehm warm, aber nicht zu heiß. Abends kann es sogar etwas kühler werden, da Nasik 560 m über dem Meeresspiegel liegt.
Abbas und ich sind definitiv auf den Geschmack gekommen und prosten euch vom SulaFest 2015 zu
Wenn ihr nun Lust bekommen habt, auch einmal einen Ausflug in die Weingärten von Nasik zu machen oder sogar das nächste Sula Fest zu besuchen, dann schreibt uns einfach und wir planen euch eine abwechslungsreiche und aufregende Reise!
Let India Someday handle it and plan your best trip.