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Homestay in Indien als Alternative zu Hotels

India Someday ist eine Reiseagentur, die euch Indien fernab von Klischees und all-inclusive Urlaub näher bringen möchte. Wir bieten günstige, maßgeschneiderte Indienreisen an. Wir arbeiten eng mit indischen Familien zusammen, denn wir finden, dass man in einem Homestay in Indien viel mehr vom Land erleben.. Wir erhalten immer wieder begeisterte Berichte unserer Gäste über ihre fantastischen Erlebnisse mit den Gastgebern. Wir haben inzwischen in vielen Städten tolle Gasthäuser ausfindig machen können.

Die Bloggerin Chana hat für euch drei Homestays in Rajasthan getestet und erzählt euch, warum Homestays eine tolle Alternative zu Hotels sind.

Ob ihr es Homestay, Guesthouse oder Bed and Breakfast nennt, es bedeutet, dass ihr im Haus eures Gastgebers übernachtet. Aber keine Angst: Ihr habt auf jeden Fall ein eigenes Zimmer. In der Regel wird es wie ein kleines Hotel geführt, welches besonderen Wert auf den persönlichen Kontakt legt, d.h. man frühstückt mal zusammen oder bekommt tolle Tipps für Aktivitäten vor Ort.

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Chana ist ganz begeistert vom Ausblick im Hem Homestay in Jodhpur, Rajasthan

Übernachten in einem Schloß – Castle Bera

Anfangs war mir nicht wirklich klar, was ich mir unter einem Homestayin Indien vorzustellen hatte. Vor meinem inneren Auge stellte ich mir etwas vergleichbar Rustikales vor wie das kleine Hmong Village in Vietnam, in dem ich während einer früheren Reise übernachtet hatte. Auf jeden Fall stellte ich mir keine wahrhaftige, schneeweiße Burg mit Marmorböden, antiken Möbeln und einem Fürsten als Gastgeber vor. Aber genau das erwartete mich im Castle Bera!

Im Castle Bera wurde ich sehr herzlich von Thakur Baljeet Singh empfangen. Während ich versuchte, mir eine Bild von der Anlage zu machen, stiegen wir die Treppen hinauf in Thakur’s Wohnzimmer. Umgeben von Familienfotos und bequemen Sesseln besprachen wir meine Pläne für die nächsten Tage und in welchem Teil der Burg ich übernachten wolle. Danach führte mich ein Angestellter herum und zeigte mir die Zimmer und das Esszimmer. Ich entschied mich für ein wunderschönes Gästezimmer mit einer gemütlichen Sitzecke, Ankleideraum, großem Badezimmer und majestätischen Teppichen. Außerdem bot das Zimmer sowohl Ventilator als auch eine Klimaanlage, in Rajasthan ein Luxus, den ich gerne in Anspruch nahm!

Homestay indien
Mein tolles Zimmer im Castle Bera Homestay – ich fühlte mich wie eine indische Prinzessin

Nachdem ich mich in meinem Zimmer eingerichtet hatte, ging ich zur abgesprochenen Zeit hungrig hinunter ins Esszimmer. Der einladende Esstisch war mit 2 Gedecken bestückt. Während ich darauf wartete, dass Thakur zum gemeinsamen Mittagessen erschien, schaute ich mir die mit zahlreichen Fotos dekorierte Wand an. Es gab viele spannende Aufnahmen der Familie, könglicher Gäste, sowie eine Sammlung wunderschöner Leopardenfotos einiger bekannter Naturfotografen die hier übernachtet hatten.

Das Gespräch während des Essens war eine schöne Gelegenheit mehr über die Geschichte der Burg, Thakur’s Familie und das heutige Indien aus der Sicht meines Gastgebers zu erfahren. Allerdings war es kein einseitiges Gespräch, wir unterhielten uns über meine Reise, Jobs und verschiedene Arbeitsphilosophien. Ich muss zugeben, dass ich anfangs den Gedanken mit jemand fremdes an seinem Esstisch zu Mittag zu essen etwas beklemmend fand. Thakur’s offene Art ließ dieses Gefühl jedoch schnell verfliegen.

homestay indien rajasthan
Bei den interessanten Gesprächen vergaß ich fast wie köstlich das Essen schmeckte

Nach dem Essen brachen wir zu einer Jeep-Safari auf. Auch wenn sich die Hoffnung einen Leoparden zu erspähen nicht erfüllte, war es ein wunderschöner Ausflug in traumhafter Umgebung. Wir kehrten in die Burg zurück, wo erfrischende Getränke und Snacks im Garten im Innenhof auf uns warteten. Zum krönenden Abschluss des Tages wurde ein weiteres leckeres, hausgemachtes indisches Gericht serviert.

Leopardensafari
Am Nachmittag nahm mich Thakur mit auf Leopardensafari

Das Hem in Jodphur

Das nächste Homestay in Indien, das ich euch gerne vorstellen würde, ist das HEM Guesthouse in Jodhpur. Nachdem mein Fahrer mich am berühmten Clock Tower von Jodhpur abgesetzt hatte, wurde ich dort von zwei Brüdern außerordentlich freundlich empfangen. Die beiden führen mit dem Guesthouse das Vermächtnis ihrer verstorbenen Mutter Hem fort, die das Guesthouse einst gründete. Im Guesthouse angekommen wurden wir von der nächsten Generation begrüßt, ein kleiner Junger schenkte mir einen kleinen Spielzeug-Holztruck, ein Nebengeschäft der beiden Brüder. Ich ließ mich in einem bequemen Sessel nieder und nahm dankbar eine heiße Tasse Chai an. Ich fühlte sofort die angenehme, familiäre Stimmung im Haus. Wenige Minuten später kam die fünfjährige Tochter in ihrer Schuluniform nach Hause. Sie zeigte mir eine Banane in ihrer Lunchbox und erzählte stolz, dass sie diese heute einfach nicht gegessen hätte. Sehr niedlich.

Nach den opulenten Mahlzeiten im Castle Bera war ich leider etwas enttäuscht vom Mittagessen im Hem. Da ich viel bloggte und in der Stadt unterwegs war, konnte ich im Hem leider nicht so einen persönlichen Draht zu meinen überaus freundlichen Gastgebern finden, wie ich mir es gewünscht hätte. Mit ein bisschen mehr Zeit wären aber auch hier sicher sehr Interesssante Gespräche mit der Gastfamilie entstanden.

homestay indien
Im Hem Homestay ging es von Anfang an sehr familiär zu

Mit drei Generationen unter einem Dach

Vierzig Kilometer entfernt von Jodhpur liegt das Chandelao, ein Homestay in einer etwas ländlicheren Gegend. In diesem toll restaurierten Anwesen habe ich mich aufgrund der entspannten Atmosphäre und der persönlichen Note sehr wohl gefühlt. Bei der Ankunft musste ich mich einige Male kneifen, um auch wirklich sicher zu gehen, dass ich in einem solch schönen Anwesen übernachten würde.

Historische Hotels
Die Anlage befindet sich seit Generationen in Familienbesitz

Es befindet sich seit Generationen im Besitz der gleichen Familie, die es als Dank für Ihre Unterstützung der Maharana vor Jahrhunderten erhielt. Ich hatte die Chance drei Generationen dieser spannenden Familie kennenzulernen – eine herzlicher als die andere! Ich führte viele spannende Unterhaltungen über die Familiengeschichte, Bollywood und meine Reise. Ich bekam außerdem die Chance das familiengeführte ‚Empowerment Center‘ für die im Ort lebenden Frauen zu besuchen. Veer, ein Sohn der jüngstens Generation, arrangierte ein Treffen mit einem seiner Freunde in Jaisalmer für mich! Ich fühlte mich für eine kurze Zeit wie ein Teil der Familie.

Insgesamt waren die persönlichen Gespräche, das wirklich indische Essen und das Eintauchen in das tägliche indische Leben eine absolute Bereicherung meiner Indienreise. Ich kann jedem empfehlen öfter mal Hostel oder Hotelketten in Homestays einzutauschen!

Gasthäuser
Und auch die Großmutter nahm mich auf als wäre ich Teil der Chandelao Familie

Ein Homestay in Indien ist eine lohnenswerte Alternative zu Hotels

Für mich war es eine neue, aber zugleich wunderbare Erfahrung, ein Land kennenzulernen. Ich kenne es von anderen Reisen, dass ich zwar beeindruckt bin von Land und Leuten, aber doch nie so recht in Kontakt mit ihnen komme – außer mit Hotel- oder Restaurantangestellten. Ich war sehr froh, dass ich mich für nun dafür entschieden hatte, in Homestays zu übernachten. Indien ist ein vielfältiges Land und die Menschen hier sind besonders gastfreundlich, wie ich finde. Und diese Ansicht hat sich noch durch die Erfahrung als Gast in den Häusern bestärkt.

Ich finde in einem Homestay in Indien hatte ich die Möglichkeit, mit Leuten Gespräche zu führen, die ich mit Menschen auf der Straße nie gehabt hätte. Wenn ich an meine Reise in Indien zurückdenke, sind mir daher vor allem die Menschen im Gedächtnis geblieben – und natürlich die spannenden Geschichten, die sie mir erzählten. Ich habe das Gefühl, einen ganz anderen Zugang zu dem Land gefunden zu haben.

Meine Empfehlung ist daher auf jeden Fall ein oder zwei Homestays auf der Reise in Indien einzuplanen – es lohnt sich wirklich, mal aus der geschützten, aber auch eintönigen Atmosphäre von Standardhotels herauszukommen und sich auf ein Abenteuer einzulassen.

homestay indien
Die Verbindung, die ich in den Homestays mit den Menschen geknüpft haben, prägen mich noch heute (Credit: Vignesh Moorthy – Unsplash)

Falls Ihr auch Lust auf eine Übernachtung in einem Homestay in Indien habt oder Hilfe bei der Planung eurer Indienreise benötigt, freuen wir uns wenn ihr unseren kurzen Fragebogen ausfüllt und uns von euren Vorstellungen für die Reise erzählt!

Im Land der Tempel: Tamil Nadu in Indien

Alexandra berichtet in diesem Blogartikel wieder einmal anschaulich und macht Lust auf Reisen – vor allem in das Land der Tempel: Tamil Nadu in Indien hat besonders viele eindrucksvolle Tempel zu bieten. Schaut selbst, welche ihr auf keinen Fall verpassen solltet!

Tamil Nadu, im äußersten Südosten Indiens gelegen, mit Grenzen zu Kerala, Karnataka, Andhra Pradesh und dem Golf von Bengalen, trägt noch einen zweiten Namen: Land der Tempel. Und dies zurecht. Nirgendwo sonst in Indien gibt es so viele heilige hinduistische Stätten wie hier. Fast 33 000 Tempel sind es, die meisten von ihnen sind mindestens 800 Jahre alt, einige datieren sogar bis ins neunte Jahrhundert zurück. Mit ihren pyramidenförmigen Türmen, die in den Himmel ragen und die Wolken zu kitzeln scheinen, sind sie schon von weitem zu erkennen. Nicht zuletzt wegen ihres in vielen Fällen kunterbunten Anstrichs. Wenn sie nicht in ockerfarbenem Sandstein oder Granitfarben daher kommen, erstrahlen die mit Gottheiten und Figuren aus hinduistischen Mythen verzierten Türme in einem Mix aus blau, grün, türkis, gelb und rot. Vielleicht ein wenig kitschig, doch irgendwie passen sie zum farbenfrohen Tamil Nadu und Indien. Die kunstvollen Ornamente, Figuren und Inschriften tragen die Handschrift der seinerzeit begabtesten Steinmetze.

Tempel in Thanjavur, tamil nadu indien
Die pyramidenförmigen Dächer der südindischen Tempel, unter denen das Allerheiligste steht, werden Vimana – hier schön zu sehen beim Brihadeshwara Tempel von Thanjavur

Dass Tamil Nadu in Indien heute über einen so reichhaltigen Kulturschatz verfügt, verdankt der Bundesstaat im tiefen Süden des Landes unter anderem seiner abgeschiedenen Lage. Im Gegensatz zum Norden, wo das Gros der alten, hinduistischen Baudenkmäler durch die Moghule und ihre Armeen zerstört wurde, blieben die Anlagen in Tamil Nadu größtenteils unversehrt. Sie sind das Erbe der großen Dynastien, die seinerzeit in Tamil Nadu herrschten – das Erbe der Pallavas, Pandyas, Vijayanagar, Cholas und Nayakas – und werden in alten tamilischen Hymnen besungen. Im Zuge unserer Reise hatten wir Gelegenheit, zwei der eindrucksvollsten Tempel zu besuchen – den Brihadeshwara Tempel in Thanjavur und den Meenakshi Amman Tempel in Madurai.

tempel in Tamil nadu indien
Die Tortürme (auch Gopuram genannt) sind beim Meenakshi Tempel in Madurai knallbunt bemalt

Thanjavur: Brihadeshwara-Tempel – Erbe der Chola-Dynastie

Der Bridashwara-Tempel war eines der ersten großen „Bauprojekte“ der Chola-Dynastie. Er geht auf den tamilischen Kaiser Arulmozhivarman zurück, der auch Rajaraja Chola I. genannt wurde. Dass dieser Tempel, dessen sandfarbene Fassade und Türme an diesem Samstag Vormittag mit dem blauen Himmel über Thanjavur um die Wette leuchten, schon über 1000 Jahre auf dem Buckel hat, sieht man dem gut erhaltenen Gemäuer nicht an. Im Mittelalter diente der Tempel als Festung gegen Invasoren, heute ist er eine der wichtigsten Pilgerstätten des Landes und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zudem ist er einer der berühmtesten Tempel in Tamil Nadu und Indien.

Thanjavur-Relief
Den Statuen an der Außenfassade sieht man das Alter zwar schon an, dennoch sind sie erstaunlich gut erhalten

Es ist Samstag. Als wir durch die imposanten Tore des Tempels schreiten, erwartet uns ein Farbenmeer aus leuchtend, bunten Saris. Die indischen Besucherinnen haben sich herausgeputzt für den Ausflug nach Thanjavur beziehungsweise Tanjore, wie die Stadt südlich von Kumbakonam, ein weiteres wichtiges Pilgerziel in Tamil Nadu, auch genannt wird.

Thanjavur priester, brihadeshwara tempel
Nicht nur mit den besten Kleidern, sondern auch mit Blumen in den Haaren geschmückt, machen sich Inderinnen auf in den Tempel

Es ist heiß und wir verbrennen uns die nackten Füße auf dem Steinboden. Unsere Sandalen mussten wir abgeben, wie in hinduistischen Tempeln üblich. Auf unserem Weg zu den Schreinen und kleinen Tempeln laufen wir daher über den Rasen am Rande der Anlage. Wir sind die einzigen westlichen Touristen hier. Und werden von den Frauengrüppchen, die sich hier auf einen Schwatz niedergelassen haben, neugierig beäugt. Wir winken. Und erhalten ein Lachen als Antwort.

Ein paar Hundert Meter weiter, als wir uns im Schatten der Arkaden vor einem der vielen kleinen Tempel hinsetzen, um etwas zu trinken, erwartet uns ein ähnliches Szenario. Wir sitzen nicht lange alleine. Werden umringt von einer Großfamilie. Urplötzlich halte ich ein Baby im Arm. Das jedoch schnell anfängt zu schreien. Die Kameras der Smartphones klicken. Ein Foto mit den beiden Touristinnen aus Europa. Völkerverständigung.

Thanjavur tamil nadu indien
Vor der braunen Fassade der Tempelanlage leuchten die bunten Gewänder umso kräftiger

Es sind Momente wie diese, die Besuche an einem Ort wie dem Brihadeshwara Tempel so besonders machen, abgesehen von der großartigen Architektur. Interaktion mit den Menschen, die hierherkommen, weil es zu ihrer Kultur und ihrem Glauben gehört. Beobachten, wie sich die Pilger in der Schlange vor dem riesigen Nandi einreihen und sich von dem Priester hinter den Gittern segnen lassen. Das schwarze Bulle Nandi im Brihadeshwara-Tempel – Nandi ist das Reittier des Gottes Shiva – ist übrigens eine der größten Nandi-Statuen in Indien. Irgendwie ist hier alles groß. Auch das Shiva Lingam, das steinerne, phallusartige Symbol Shivas, ist gigantisch. Genauso wie der Turm oberhalb des Sanktuariums, der über 60 Meter lang mit 13 sich nach oben verjüngenden Stockwerken in den Himmel ragt. Einer der Pilger erklärt uns, wie der riesige Stein über der Vimana dort hingekommen ist. Er wiegt angeblich sage und schreibe 80 Tonnen und soll über eine kilometerlange Rampe hochgezogen worden sein. Kaum vorstellbar.

Thanjavur tamil nadu indien
Nicht nur der Vimana, der riesige Turm des Tempels, sondern auch die Gopurams über den Eingangstoren sind reich verziert

Madurai: Meenakshi Amman Tempel – Shiva und Meenakshi in love

Langsam werden wir etwas kribbelig in unserem Bus, mit dem wir von Chettinad nach Madurai fahren. Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig an. Denn wir haben noch etwas vor am Abend – wir wollen unbedingt der Abendzeremonie im Meenakshi Amman Tempel beiwohnen. Es ist schon fast dunkel, als wir vor dem Krankenhaus im Norden Madurais aussteigen und die fünf Minuten zu unserem Hotel laufen. Der Tempel schließt um 19:00 Uhr, heißt es an der Rezeption. Wirklich? Wir hatten da eine ganze andere Information. Da nur eine Nacht in Madurai auf dem Programm steht, gehen wir kurzentschlossen das Risiko ein, vor verschlossenen Türen zu stehen und fahren mit der Rikscha in die Stadt. Der Tempel ist hell erleuchtet. Und hat noch mindestens drei Stunden geöffnet. Glück gehabt!

Der Meenakshi Amman Tempel in der Altstadt Madurais ist eine der spektakulärsten Tempelanlagen in ganz Indien. Der mit sechs Hektar gigantisch große Komplex ist dem Gott Shiva, der hier in Tamil Nadu in Indien auch Sundareshwara genannt wird, und seiner Partnerin Parvati genannt, die hier in Form von Meenakshi erscheint. Wie alle Tempel in Tamil Nadu wird der Meenakshi Amman Tempel, der aus dem16. und 17. Jahrhundert stammt, von hohen Mauern umgeben. Man sollte sich gut merken, durch welches der Tore man das Gelände betritt, ansonsten läuft man Gefahr, den Stand mit den abgegebenen Schuhen und Handys nicht mehr wiederzufinden. Dies aber nur am Rande.

tempel tamil nadu indien
Jede dieser detaillierten Darstellungen repräsentiert eine Geschichte aus der Hindu-Mythologie

Wir kommen noch rechtzeitig zur großen Zeremonie, mit der die Hochzeit von Shiva alias Sundareswarar und Parvati alias Meenakshi gefeiert wird. Der Legende nach nahm Shiva an der Stelle, an der heute der Tempel steht, die Pandya-Prinzessin Meenakshi zur Frau. Shiva soll auch heute die Nächte nicht ohne seine Herzallerliebste verbringen. Er wird daher jeden Abend zu ihr gebracht. In einer aufwendigen Prozession tragen Abend für Abend Priester eine Sänfte mit einer Figur Shivas durch den Tempel und bringen diese zur fischäugigen Meenakshi. Diese war übrigens ein Waisenkind und wurde von der Königsfamilie Madurais adoptiert. Sie soll drei Brüste gehabt haben, von der eine wieder verschwand, als sie in Shiva die große Liebe fand.

meenakshi tempel madurai
Jeden Abend findet diese Zeremonie statt, bei der eine Menge an Räucherstäbchen verbrannt werden und sich viele Menschen einfinden

Wir postieren uns rechtzeitig am Shiva-Schrein und schauen gebannt auf den langen Tross, der an uns vorbei zieht. Dann kommt das furiose Finale: Trommeln erklingen, die Priester stimmen einen mitreißenden Gesang an. Die Szenerie verschwindet hinter einem Dunstschleier von Weihrauch, der sich in sämtlichen Ritzen ablegt und die Nase zum Kitzeln bringt. Wir müssen uns selbst frische Luft zufächeln, die Statue Shivas wird von den Priestern mit kühler Luft bedacht. Die Prozession endet im Schlafgemach von Shiva und Meenakshi – was dort passiert, wissen nur die übrigen Hindugötter … Für ein konservatives Land wie Indien ein bemerkenswertes Schauspiel, das sich mit seinem Spektakel aus Blumen, Opfergaben, Musik und Weihrauch Abend für Abend wiederholt.

Madurai-Women, tamil nadu indien
Der Tempel ist aber nicht nur Stätte religiöser Praktiken, sondern auch Treffpunkt nach dem Gebet

Das Ausmaß des Tempels erkennen wir erst am nächsten Morgen bei unserem zweiten Besuch, als wir die zwölf gigantischen Tempeltürme im Hellen sehen. Was für eine Pracht, sie sind über und über mit jeweils filigranen Figuren versehen – jeder Turm ist mit zwischen 1000 und 1500 versehen, mit Göttern, Dämonen, Tieren und Tempelwächtern.

meenakshi tempel
Die zwölf Gopurams stehen über den zwölf Toren des Tempels, damit ist der Meenakshi Tempel in Tamil Nadu einer der größten

Wir umrunden den Tempelkomplex und kommen beim Anblick der riesigen, bunten Türme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Noch eindrucksvoller finde ich es jedoch in den Tempelhallen. Im Gegensatz zu christlichen Kirchen, in denen die Besucher irgendwie immer vor Ehrfurcht erstarren und mucksmäuschenstill sind, sind Hindutempel ein schriller Ort. Ein Ort der Rituale, ja. Auch ein Ort der Stille. Aber auch ein Ort für Begegnungen, Familienausflüge. Es gibt kleine Geschäfte, in denen man Bücher und Postkarten kaufen kann, Armreifen, Kerzen, Räucherstäbchen und natürlich alles, was man für eine Opfergabe braucht.

Die Pilgerer verbringen teilweise den ganzen Tag hier, es ist daher normal, dass sie ihr Essen mitbringen und unter der Außenarkade verspeisen. Oder sich an einem der Essenstände etwas kaufen. An jeder Ecke findet ein Ritual oder eine Zeremonie statt. Ich beobachte, wie ein junges Paar quasi verheiratet wird. Viele Ehen in Indien werden nur im Tempel geschlossen, den Gang zum Standesamt braucht es nicht.

madurai, hochzeit
Die Braut ist festlich geschmückt – die Zeremonie findet jedoch fast beiläufig statt

Ich treffe auf eine Gruppe Männer, mit orangefarbenen Lunghis (den Tücher, die um die Hüften gebunden werden), sie kommen aus einem der Schreine, die für mich als Nicht-Hindu nicht zugänglich sind. „Ma’am, one selfie please.“ Inder lieben Selfies, egal ob Touristen oder Pilger. Okay, schießen wir ein Selfie. Ich ziehe mich in ein ruhigere Ecke zurück, vor den beiden Shiva Lingams, die mit Kreidestaub überzogen sind und von denen einer aussieht wie ein Phallus. Vor mir sitzen zwei Männer und meditieren. Sie tragen Business-Outfit. Ich sehe sie später in ihr Smartphone sprechend wieder. In Indien geht man in der Mittagspause mal schnell zum beten und meditieren in den Tempel wie in Deutschland in die Reinigung oder zum Friseur.

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Ich mache ihnen die Freude eines Seflies

Auch eine der Sicherheitsbeamtinnen zieht sich für einige Minuten aus ihrem Dienst zurück. Barfuss, den Walkie-Talkie an ihrem Gürtel, umrundet sie den Shiva Lingam mehrfach und murmelt dabei ein Gebet. Danach geht es zurück zum Dienst. Natürlich darf der Tempelelefant nicht fehlen – ich habe Glück und laufe der betagten Dame über den Weg. Die Berührung mit dem Rüssel ist eine Segnung. Vielleicht bringt sie mir Glück.

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Der Geruch im Tempel ist ein Gemisch aus Räucherstäbchen, Blumen, Früchten und auch Elefantenkot

Fazit: Thanjavur und Madurai ein absolutes Muss in Tamil Nadu und Indien

Insbesondere der Besuch im Meenakshi Amman Tempel in Madurai gehört für mich zu den Highlights der Reise durch Tamil Nadu in Indien. Ich wollte schon seit Jahren herkommen, jetzt hat es endlich geklappt! Ich könnte stundenlang an Orten wie diesem verbringen. Nicht nur wegen der imposanten Architektur, sondern vor allem wegen des bunten, lebhaften Treibens, das einen so tiefen, interessanten Einblick in die hinduistische Kultur gibt. Priester, die auch nur Menschen sind und in ihr Smartphone plappern, Pilger, die ein Foto nach dem anderen schießen, sich vor den Statuen ablichten und Selfies mit Touristen wollen. Undenkbar in unseren Kirchen. Mir gefällt die Lebendigkeit hier.

tamil nadu indien
Auf ein Wiedersehen mit dem lebendigen Madurai und Thanjavur – und vielleicht noch vielen anderen Orten in Tamil Nadu (Credit: Veera Jayanth – Unsplash)

Das Land der Tempel heißt natürlich nicht nur wegen dieser beiden Tempel so – ihr könnt ein halbes Jahr damit verbringen, alle Tempel in Tamil Nadu zu erkunden. Wenn ihr euch für die spannende Kultur interessiert und mehr über Hindu-Mythologie erfahren wollt, dann schreibt uns und wir planen euch eine inspirierende und lehrreiche Reise ins Land der Tempel und darüber hinaus!

Die Kaufmannsvillen von Chettinad: indische Architektur vom Feinsten

Ihr wolltet schon immer ein wenig über indische Architektur erfahren? Die Bloggerin und Indien-Verliebte Alexandra berichtet von ihrer Zeit in Chettinad, einer Region in Tamil Nadu, die bekannt ist für ihren beeindruckenden Kaufmannsvillen. Zum Glück sind diese oft meist noch gut erhalten und geben so ein faszinierendes Zeugnis für indische Architektur. Schaut selbst, was Alexandra hier am meisten beeindruckt hat und was sie für eure Reise empfehlen kann!

Ihr habt noch nie von Kothamangalam gehört? Keine Sorge, ich bis vor kurzem auch nicht. Der Taxifahrer, der uns dort hinbringen soll, offenbar ebenfalls nicht. Er fragt. Und fragt. Und fragt. An einem Tante-Emma-Kiosk in Karaikudi, die Kreisstadt, zu der Kothamangalam gehört, die wir zuerst ansteuern. An einem Teestand am Rande des National Highway, auf dem wir wieder ein gutes Stück in die Richtung zurückfahren müssen, aus der wir gekommen sind. Den zahnlosen, älteren Herrn mit Schnauzer und Lunghi auf dem Fahrrad, der uns auf einer der unasphaltierten, mit Schlaglöchern gespickten Straßen entgegenkommt, in die wir schließlich einbiegen. Jeder scheint ihn in eine andere Richtung zu lotsen. Wie so oft in Indien. Ohne Navi und ohne Karte, mit der telefonischen Hilfe der Tamil sprechenden guten Seele unseres Hotels, kommen wir dann tatsächlich irgendwann an. Im Paradies. In einem wunderschönen alten Kaufmannshaus. Oder viel besser gesagt in einer Kaufmannsvilla. Der Saratha Vilas.

indische Architektur
Der erste Blick enthüllt noch nicht die Schönheit dieser Villa. Foto: Alexandra Lattek

Beinahe wären wir an dem weißen Gemäuer vorbeigefahren, doch Michel, einer der beiden Köpfe hinter diesem wunderschönen Heritage Mansion, hält auf der Straße schon nach uns Ausschau. Wir treten ein in die Welt der Chettiar, den reichen Kaufleuten, nach denen die Region im Herzen Tamil Nadus benannt ist. Und kommen vom ersten Moment an aus dem Staunen und Bewundern und Seufzen vor Wohlbehagen nicht mehr hinaus.

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Doch schon der Eingang, der einen wunderbar grünen Garten erahnen lässt, macht einiges mehr her. Foto: Alexandra Lattek

Die Nattukottai Chettiar und ihr architektonisches Erbe in Tamil Nadu

Ob wir schon etwas über die Chettiar gehört hätten, fragt uns Michel, als wir über die steinerne Veranda in die große Halle eintreten, in deren blank gewienerten Bodenfliesen wir uns fast spiegeln können. Nein? Dann wird’s Zeit. Der Architekt und Möbeldesigner Michel ist in seinem Element. Noch bevor wir unser Zimmer beziehen, erklärt er uns, was es mit den Chettiar und palastartigen Gebäuden wie der Saratha Vilas auf sich hat. Lektion 1: indische Architektur in Tamil Nadu also!

Die Geschichte der Nattukottai Chettiar lässt sich bis zur berühmten Chola-Dynastie zurückverfolgen, eine der im Mittelalter herrschenden Familie in Tamil Nadu. Die Chettiar waren erfolgreiche Kaufleute, die durch einen ausgeprägten Geschäftssinn und ein Händchen für Finanzgeschäfte im 19. Jahrhundert zu einem beachtlichen Wohlstand gekommen waren. Schon früh ist es ihnen gelungen, ihre Geschäfte über ganz Südostasien auszudehnen, wohin auch viele von ihnen ausgewandert sind. Viele Chettiar leben heute in Sri Linka, Myanmar, Singapur, Malaysia, Kambodscha oder Vietnam, einige hat es auch in den Westen verschlagen.

Chettinad Kaufmannsvilla
Oft finden sich auch religiöse Elemente in der Architektur, die den Hindu-Tempeln Südindiens ähneln (Credit: Jean-Pierre Dalbéra -Flickr)

Geblieben sind ungefähr 30.000 wunderbare alte Häuser in der Region Chettinad, verteilt über 73 Dörfchen und zwei kleinere Städte. Die Häuser sind architektonisch eine Mischung aus tamilischer also indischer Architektur mit Einflüssen aus dem Kolonialstil, gewürzt mit einer Prise Art Deco. Nicht nur der Stilmix, sondern auch die Accessoires wie große Kristalllüster aus Europa, Fliesen aus italienischem und belgischem Marmor, Keramiken aus Europa und Japan und erlesene Möbelstücke aus burmesischem Teakholz, wie wir sie in der großen Empfangshalle der Saratha Vilas bewundern können, sind ein Spiegelbild der Einflüsse aus den zahlreichen Reisen, die die geschäftstüchtigen Chettiar rund um den Globus führten.

SarathaVilas, indische Architektur
Der Charme der Saratha Vilas gewinnt noch mehr durch das merkliche Alter des Gebäudes. Foto: Alexandra Lattek

Die Saratha Vilas gehörte einst einem solchen reichen, tamilischen Kaufmann, Thiru S.A.S.S. Subramanian. Obwohl dieser angesichts seiner Geschäfte zumeist im malayischen Malakka weilte, fühlte sich Subramanian wie die meisten der Chettiar sehr heimatverbunden und ließ 1910 das Haus errichten, in dem wir für die nächsten drei Tage wohnen dürfen. Die großzügige, luxuriöse Villa sollte nicht nur als Rückzugsdomizil dienen, sondern auch seinen Wohlstand demonstrieren. Der Luxus dieser vergangenen Zeit ist erhalten geblieben in der Saratha Vilas und von Michel und Bernard, verfeinert und mit modernen Elementen ergänzt zu einem außerordentlich charmanten Heritage Hotel, aus dem man gar nicht mehr weg möchte.

SarathaVilas indische Architektur
Die gemütlichen Chaiselounge Sessel und Sofas rund um den Hof laden zum Ausruhen ein – und man kann auch gerne mal einen ganzen Tag auf ihnen verbringen. Foto: Alexandra Lattek

Wir haben uns in den drei Tagen, die wir in der Saratha Vilas verbracht haben, auch kaum vom Fleck bewegt. Außer natürlich, um die vielen versteckten Ecken und Winkel des nach den Prinzipien des Vasu Shastra – das ist die indische Version von Feng Shui – angelegten Hauses zu erkunden und uns vorzustellen, wie Thiru S.A.S.S. Subramanian hier wohl vor mehr als hundert Jahren gelebt haben mag. Der Thinnai, die große Eingangsveranda, die es in fast allen tamilischen Häusern gibt, nur nicht immer so nobel mit Böden aus italienischem und belgischem Marmor, war der Ort, wo die Geschäfte gemacht wurden. Die große Halle wurde nur für Feste wie Hochzeiten oder andere Familienfeiern genutzt. Das „richtige Leben“ spielte sich in den dahinter liegenden Innenhöfen und den kleineren Hallen und Räumen ab. Diese sind übrigens an einer Achse ausgelegt, die sich über die gesamte Länge des Hauses erstreckt. So kann man beispielsweise von der Veranda über den ersten Innenhof und den Speisesaal bis in den Küchenhof schauen. Und es hat den Vorteil, dass hier, wo es die meiste Zeit des Jahres extrem trocken und heiß ist, immer ein kühles Lüftchen weht. Wir sind ganz begeistert davon, was Michel uns alles über indische Architektur und die Besonderheiten dieser Häuser in Tamil Nadu erzählen kann.

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Man kann sehen, mit wie viel Liebe das Haus noch heute gepflegt und erhalten wird. Foto: Alexandra Lattek

Architektonischer und kulinarischer Hochgenuss in der Saratha Vilas

Obwohl unser Zimmer ein Traum ist, verbringen wir die meiste Zeit auf den Chaiselounges unter den Arkaden im großen Innenhof. Natürlich erst nach dem hervorragenden Frühstück, das wir im großen Speisesaal einnehmen, der früher für die Bewirtung der Gäste bei großen Festen genutzt wurde. Während wir bei südindischen Dosa mit Kokosmilch, Joghurt mit Papaya und Granatapfelkernen den Tag beginnen, versuchen wir uns vorzustellen, wie hunderte von Gästen auf Matten auf dem Boden gesessen und getafelt haben.

Vom Frühstückstisch geht es dann auf eine der lauschigen Sitzgelegenheiten. Hier lässt es sich bei einer Tasse Masala Chai wunderbar in den Tag hineinleben, nachdenken und träumen. Und Artikel schreiben für den Blog von India Someday. Zum Abendessen wandern wir dann in den Küchenhof, wo früher für die großen Gesellschaften gekocht wurde. Auf uns wartet heute nur ein Tisch für vier Personen, auf dem es aus den Schüsseln schon duftet und dampft. Köstliche „Fusion Kitchen“, französische Gerichte mit indischer Note oder umgekehrt. Der Koch, den Michel und Bernard angeheuert haben, versteht sein Handwerk. Das Hühnchen und der Fisch bekommen mit den indischen Gewürzen eine ganz besondere Note. Für Mädels hätten wir ja einen ganz schön guten Appetit, bemerkt Michel schmunzelnd. Ja, haben wir. Vor allem, wenn es so fantastisch schmeckt!

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Michel erzählt uns bei Essen noch mehr über die indische Architektur der Region, die wir am nächsten Tag erkunden wollen. Foto: Alexandra Lattek

Für Michel und Bernard ist die Saratha Vilas mehr als nur ein Hotel. Es ist ihr Baby, ihr Herzensprojekt. Das merkt man nicht nur daran, wie rührend sie sich um ihre Gäste kümmern und mit welchem Engagement sie über Chettinad und das reiche kulturelle Erbe der Region sprechen. Jedes der geräumigen und hellen Zimmer ist individuell eingerichtet. Die Sitzgelegenheiten und Tische haben die beiden Architekten zum Teil selber designt, hergestellt wurden sie von Handwerkern aus der Region. Überall finden sich farblich passende Gemälde, Keramiken und Holzskulpturen. Die Wände sind übrigens zum Teil im „Chettinad Stil“ verputzt, das heißt mit einer Lasur aus Eiweiß, sehr lange haltbar und umweltfreundlich, wie wir erfahren.

Michel und Bernard hat es über Umwege nach Chettinad verschlagen. Inspiriert durch zahlreiche Indienreisen haben sie sich zunächst auf das Design von Holzmöbeln konzentriert, zusammen mit Handwerkern in Kerala, und unter dem Namen Gondwana in Frankreich vertrieben. Nach Aufenthalten in Chennai und Pondicherry entdeckten sie dann die Region Chettinad für sich. Eigentlich hatten sie gar nicht vor, hier ein Hotel zu eröffnen. Sie waren gekommen, um die Region als Architekten beim Erhalt des architektonischen Erbes zu unterstützen. Doch wie so oft kommt es anders als man denkt. Ein Glück für genussliebende Reisende wie meine Co-Bloggerin und mich, die sich hier vom sonst so trubelhaften, chaotischen „Incredible India“ erholen können.

Chettinad indische Architektur
Solche Häuser in der Region von Chettinad zu sehen, ist keine Seltenheit. Foto: Alexandra Lattek

Mit dem Rikscha Wallah auf Erkundungstour in den umliegenden Dörfern

Wir konnten Chettinad natürlich nicht verlassen, ohne zumindest einen Vormittag ein wenig die Gegend zu erkunden. Darauf bestanden unsere Gastgeber. Und recht hatten sie. Wir hätten definitiv etwas verpasst. Ein palastartiges Gebäude neben dem anderen, die einen etwas herausgeputzter als die anderen, einige etwas unpassend knallbunt gestrichen, bei den anderen blättert etwas der Putz ab – allen gemeinsam: eine wunderschöne Bandbreite, um die indische Architektur zu bestaunen.

Chettinad indische Architektur
Liebevoll und ein wenig kitschig wurden einige der Häuser angestrichen. Foto: Alexandra Lattek

Viele der alten Kaufmannsvillen in Chettinad stehen heute leer. Die Straßen des Dörfchens, das wir erkundet haben, war wie leergefegt – bis auf unsere Rikscha, die uns bei unserem Spaziergang auf Schritt und Tritt folgte. Einige der Häuser werden von Hausangestellten in Schuss gehalten, die sich mit der Führung von Touristen durch die heiligen Hallen ein paar Rupien dazu verdienen, oder in bezaubernde Hotels umgewandelt wie die Saratha Vilas. Andere dienen als Ferienhaus für die im Ausland lebenden Chettiar, die hier gerne für große Familienfeiern zusammenkommen. Vielleicht ergibt sich ja einmal die Gelegenheit, einer Chettiar Hochzeit beizuwohnen? Ansonsten kann ich mir sehr gut vorstellen, zu einem Yoga-Retreat in die Saratha Vilas wiederzukommen – den großen Yogaraum im Obergeschoss habe ich jedenfalls schon mal ausprobiert!

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Definitiv eine Erkundung wert – es reiht sich Villa an Villa und wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Foto: Alexandra Lattek

Wollt ihr nun selbst einmal die indische Architektur in Form der Kaufmannsvillen von Chettinad erleben? Sehnt ihr euch nach einem Heritage-Hotel auf eurer Reise durch Südindien? Dann schreibt uns und wir helfen euch, eure Reise nach Chettinad zu lenken und euch in eines der bezaubernden Hotels einzuquartieren.

Französischer Charme in Pondicherry Indien

Unsere vielgereiste Bloggerin Alexandra Lattek berichtet diesmal von ihren Erlebnissen in Pondicherry Indien, an der Ostküste des südlichen Staates Tamil Nadu. Das besondere Reiseziel lockt mit französischem Charme und Spiritualität. Lasst euch von Alexandras bildhaften Beschreibungen inspirieren und plant auch eure Reise mit India Someday. Schreibt uns hier!

Mit Pondicherry, oder auch Puducherry, dem Unionsterritorium am Golf von Bengalen, etwa drei Busstunden südlich von Chennai, der Haupstadt Tamil Nadus, verband ich bislang immer eines: französisches Flair. Häuser, die man auch in Montpellier oder Lyon finden könnte, von Bäumen und blühenden Rosenbüschen gesäumte, ruhige Boulevards mit Kopfsteinpflaster, die zum entspannten Spazierengehen einladen, bevor man sich in einem hübschen Straßencafé auf einen cremigen Café au Lait und einem Crêpe Suzette niederlässt.

Seid ihr an einer Reise durch Tamil Nadu interessiert? Dann schaut euch folgende Route in Südindien an. 

Pondicherry_VilleBlanche_Rikscha, indien reiseziel
Eine indische Ricksha vor einem französisch anmutendem Garten ist kein seltener Anblick in Pondicherry. Foto: Alexandra Lattek

Pondicherry ist nicht nur Französische Kolonie

Als wir aus dem Zug steigen, der uns über Nacht von Bangalore hergebracht hat, empfängt uns jedoch zunächst ein ganz anderes Flair: Das für indische Bahnhöfe typische Geschiebe und Geschubse, das „Chai Chai Coffee Chai“ der Chai Wallahs, das Getute und Getöse auf dem Bahnhofsvorplatz in Pondicherry Indien, wo schon die Rikscha Wallahs auf uns warten mit ihrem „Yes, please. Where do you wanna go?“. Die etwas in die Jahre gekommenen Häuser entlang der Mahatma Gandhi Road, in der unsere Unterkunft liegt, könnte man auch in jeder anderen indischen Stadt finden. Ebenso das Chaos aus hupenden Tuk Tuks, Mopeds und Autos, durch das wir uns nach dem Einchecken im Ram Guesthouse zu Fuß Richtung Meer schlängeln.

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Aber schon ein paar Meter von unserem Guesthouse entfernt, fanden sich französisch-koloniale Bauten wie diese. Foto: Alexandra Lattek

Französische Architektur in puducherry

Wir überqueren einen kleinen Kanal und biegen in eine der kleinen Seitenstraßen ab. Und befinden uns plötzlich in einer anderen Welt. Die Straßen heißen Rue Suffren, Rue Dumas und Rue Romain Rolland. Wir sehen einen Polizisten mit einer Schirmmütze im Charles-de-Gaulle-Stil. Anstatt Häuser mit abgeblättertem Putz finden wir in weiß, ocker, gelb, rosa und blau gestrichene Kolonialgebäude und vor allem viele Boutique Hotels und Restaurants. Alles sauber und gepflegt, wie auf einer Postkarte. Willkommen in der „Ville Blanche“, dem französischen Viertel von Pondicherry Indien.

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Der Anblick dieser liebevoll gestalteten Häuser und Gärten ist nach der Reise durch den Rest Südindiens eine willkommene Abwechslung. Foto: Alexandra Lattek

Die Häuser stammen größtenteils aus dem 18. und 19. Jahrhundert und zeugen mit ihrer Architektur von der kolonialen Vergangenheit der Stadt, die bis 1954 die Hauptstadt Französisch-Indiens war. Wir werfen einen Blick in die Bibliothèque Publique, wandern vorbei am Hôtel de Ville und bummeln die Strandpromenade entlang, die heute nicht mehr Beach Road heißt sondern Goubert Salai. Es ist nicht viel los hier, ein paar indische Touristen fotografieren sich am Strand oder vor der mächtigen Mahatma-Gandhi-Statue. Wenn diese nicht wäre, würde man sich in einem französischen Ort an der Küste außerhalb der Saison vorkommen. Aber genau dieser französische Charme inmitten des chaotischen Indiens macht Pondicherry zu einem besonderen Indien Reiseziel.

Möchtet ihr Pondicherry mit etwas Strandzeit verbringen? Alexandra berichtet auch über das Strandleben rundum die Kolonialstadt

Tempelelefanten in Pondicherry Indien

Der merklich gelangweilte Mitarbeiter in der Touristeninformation empfiehlt uns, der Elefantenzeremonie in dem Hindutempel unweit des Sri Aurobindo Ashrams beizuwohnen. Auf unserem Weg dorthin passieren wir mehrere katholische Kirchen, weitere Übelbleibsel der ehemaligen Kolonie. Leider können wir sie uns nicht von innen angucken, sie sind allesamt umgeben von hohen Mauern und die Tore sind abgesperrt. Dann gehen wir doch lieber direkt zum Tempel, hier geht es ohnehin viel offener und empfänglicher zu, auch wenn wir als Nicht-Hindus nicht bis ins Allerheiligste vordringen dürfen. Wir kommen gerade rechtzeitig, als die Elefantendame mit dem Om-Zeichen auf der Stirn und den aufgemalten bunten Blumen auf den riesigen Ohren in Richtung Haupteingang geführt wird.

Auf dieser Route von Chennai nach Kerala könnt ihr einen Zwischenstopp in der ehemaligen französischen Kolonie Puducherry einlegen. 

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Der gut besuchte Hindu-Tempel findet sich direkt zwischen den französischen Kolonialbauten und bringt Leben in das sonst so geleckte Viertel. Foto: Alexandra Lattek

Allgegenwärtig: Der Geist von Sri Aurobindo und „The Mother“

Was für ein Kontrast stellt dieses bunte, fröhliche Spektakel zum Sri Aurobindo Ashram dar. Wir erkennen das Gebäude schon von weitem, grau-weiß gestrichen, wie eine ganze Reihe der Gebäude im französischen Viertel. Die Sri Aurobindo Society, die 1926 von dem bengalischen Guru Sri Aurobindo Ghose und „The Mother“, seiner wichtigsten Schülerin, gegründet wurde, ist heute der größte Immobilienbesitzer in Pondicherry und unterhält mehrere Gästehäuser in der Nähe des Ashrams.

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Vor dem Ashram herrschen strikte Sicherheitsverordnungen – Parken, Telefonieren und Fotografieren sind im Inneren des Ashrams und des Gartens nicht erlaubt. Foto: Alexandra Lattek

Sehr willkommen fühlen wir uns dort nicht. Nachdem unsere Taschen und wir untersucht wurden, wir unsere Schuhe ausgezogen und ermahnt haben, von dem Samadhi, dem blumengeschmückten Mausoleum von Sri Aurobindo und „The Mother“ ja keine Fotos zu machen, drehen wir eine kleine Runde durch den Hof. Lesen auf den Tafeln neben dem Samadhi etwas über die Geschichte des großen bengalischen Befreiungskämpfers, der sich auf der Flucht vor den britischen Besatzern hier niederließ.

Und über „The Mother“, die irgendwie furchterregend und eher unsympathisch wirkt. Einige indische Besucher umrunden das Samadhi, andere sitzen ein paar Meter entfernt auf dem Boden und meditieren. Jeden Morgen und jeden Abend öffnet der Ashram seine Pforten speziell zur Meditation, erfahren wir. Wir dürfen noch einen Blick in das Innere des Hauptgebäudes werfen. Wir staunen über den wie ein bürgerliches Wohnzimmer eingerichteten Raum und den Perserteppich. Sieht irgendwie sehr mondän aus. Und ich dachte immer, Gurus, abgesehen von dem in Saus und Braus lebenden Osho, folgen einem asketischen Lebensstil.

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Auch der Garten und der Innenhof des Ashrams sind wunderschön gepflegt – doch die Atmosphäre ist beklemmend. Foto: Alexandra Lattek

Don’t miss: Ein Tag in Auroville

Ein Besuch von Auroville, der auf dem Reißbrett entstandenen „Stadt der Morgendämmerung“, die auf „The Mother“ zurückgeht, ist ein Tipp, den ihr unbedingt wahrnehmen solltet. Die spirituelle Nachfolgern Sri Aurobindos wollte hier die „ideale Stadt“ gründen, eine Kommune, in der die Menschen frei von weltlichen Einflüssen autark leben und sich der Suche nach der „ultimativen Wahrheit” widmen können.

„A dream: There should be somewhere on earth a place which no nation could claim as its own, where all human beings of good will who have a sincere aspiration, could live freely as citizens of the world and obey one single authority, that of the supreme truth; a place of peace, concord and harmony …“
– The Mother –

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Die Stadt ist auf dem Reißbrett entworfen und schon allein deswegen einen Besuch wert. Foto: Alexandra Lattek

Die Stadt, die 1968 in der Nähe von Pondicherry Indien gegründet wurde, sollte einmal 50.000 Einwohner haben. Davon ist man noch weit entfernt. In den Kommunen mit bezeichnenden Namen wie Certitude, Fertile und Transformation leben heute „nur“ etwa 1.700 Menschen. Dazu kommen jedes Jahr allerdings Scharen von Besuchern, die wie wir einen Tagesausflug von Pondicherry in das wohl größte, esoterische Zentrum Indiens machen, oder die sich für mehrere Wochen oder Monate in einer der Enklaven einquartieren und in einem der zahlreichen Projekte mitarbeiten. Das Konzept ist allemal besonders und macht Pondicherry dadurch zu einem viel besuchten Reiseziel in Indien.

Indien Reiseziel, Aurovill
Ein Haus in der Stadt, die keiner Nation angehören soll (Credit: Aleksandr Zykov – Flickr)

Ein Tag in Auroville fühlt sich an, wie auf einem anderen Planeten zu sein. Im Dreamer’s Café im Visitor Center gibt es alles, was das westliche Backpackerherz begehrt  – von Free-WiFi über Cappuccino aus einer Espressomaschine, die auch in einer Cafébar in Roma oder Firenze stehen könnte, Bananen-Walnuss-Brot und Karottenkuchen. Das kannte ich schon von meinem Aufenthalt im Ashram der „Hugging Mother“ Amma in Kerala. Zwar kommen die meisten Westler zur Sinnsuche an einen solchen Ort, doch auf die ein oder andere westliche Annehmlichkeit wollen sie dann doch nicht verzichten.

Leckere Restaurants & Cafes in Auroville bei Pondicherry

Zudem habe ich in Indien noch nie eine solche Ansammlung von Pizzerien und griechischen Tavernen gesehen wie auf den letzten Kilometern bis zum Besucherzentrum von Auroville. Dort statten wir uns erst einmal mit einer Karte aus, das Gelände ist riesig, viel zu groß, um es zu Fuß zu erkunden. Leider ist heute sowieso vieles geschlossen wegen des Geburtstags des Elefantengottes Ganesha. Aha, der wird hier von den Aurovilleanern also auch gefeiert.

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Vielleicht liegt das Gefühl, an einem ganz fremden Ort zu sein, daran, dass die Stadt künstlich nach einem Vorbild einer Lotusblume angelegt ist (Credit: Ashwin Kumar – Flickr)

Leider hat auch die berühmte Auroville Bakery geschlossen. Dort wollten wir uns eigentlich mit einem Bekannten eines Bekannten meiner Co-Bloggerin Aminata treffen. Samvith, Sohn einer französischen Mutter und eines deutschen Vaters, wurde in Auroville geboren und ist nach seiner Schulzeit in Internaten in Frankreich und England, seinem Studium und seinen ersten Jobs in den USA vor ein paar Jahren wieder nach Auroville zurückgekehrt.

Er holt uns mit dem Motorrad vor der Auroville Bakery ab und wir fahren „Indian style“ – zu dritt ohne Helm – zu einem kleinen, indischen Lokal, wo wir anstatt Croissants und Milchkaffee, Idli mit Kokosnuss-Chutney und Masala Chai frühstücken. Als wir zahlen wollen, winkt Samvith ab, in den meisten Geschäften und Lokalen in Auroville kann man nicht mit Geld bezahlen. Als Aurovilleaner hat man eine Art Konto, er trägt das, was wir verkonsumiert haben, in das Buch bei der Essensausgabe ein.

Essen kann man in dieser Region an der Küste Tamil Nadus wirklich sehr gut. Hier findet ihr Alexandra’s Bericht über das Essen in Pondicherry Indien

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Auroville – so seltsam es doch anmutet, so faszinierend ist es auch (Credit: Aleksandr Zykov – Flickr)

Wie es sei, nach so vielen Jahren im Ausland wieder nach Auroville zu kommen, wollen wir von Samvith wissen. Er habe irgendwann gemerkt, dass er einfach hierher gehöre. Seine Eltern leben auch wieder hier, nach einigen Jahren in Europa und Afrika, genau wie sein Bruder. Obwohl er hier geboren und aufgewachsen ist, musste sich Samvith dem strengen Aufnahmeprozess unterziehen, um wieder Mitglied von Auroville zu werden. Man wird dazu umfassend zu seiner Gesinnung befragt, ob man die Ziele von Auroville mittrage und gewillt sei, zum Gemeinwohl beizutragen. Dazu gehört beispielsweise, dass man einem Beruf nachgeht, der in Auroville gebraucht wird und man über ausreichend Geldmittel verfügt. Über die Gesinnungsseite schweigt er sich aus. So erfahren wir auch nicht, ob er beispielsweise regelmäßig das Matri Mandir, das Allerheiligste von Auroville, zum Meditieren und Konzentrieren aufsucht.

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Besucher dürfen das Allerheiligste von Auroville nicht betreten, es aber von außen bestaunen. Foto: Alexandra Lattek

Die goldene Matri Mandir in Auroville

Wir dürfen uns diese futuristische Goldkuppel nur von außen ansehen, und das auch nur nach Abholung eines „Entry Pass Tickets“, der nur zu bestimmten Uhrzeiten ausgeteilt wird. Der Zutritt zum Inneren dieses gigantischen Bauwerks und der großen Kristallkugel ist nur möglich, wenn man sich im Besucherzentrum anmeldet und sich einen 20-minütigen Film über die Entstehung Aurovilles anschaut. Die Französin an der Rezeption im Besucherzentrum teilt uns allerdings mit, dass Auroville kein Platz zum Sightseeing und neugierige Touristen sei. Merkwürdig, dafür ist das Zentrum für Besucher und der Weg zum Aussichtspunkt auf die goldene Kupfel sehr professionell aufgezogen und sieht aus, als wäre es für viele Touristen ausgelegt.

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Der Matri Mandir (Tempel der Mutter) ist ohne Zweifel beeindruckend und erinnert tatsächlich an eine Blüte – die Blütenblätter stehen für jede der Tugenden der “Mother”

Ein Tag als Tourist in Auroville ist tatsächlich zu kurz. Obwohl ich Ashram-erfahren bin, hat dieser Ort eine etwas befremdliche Ausstrahlung auf mich. Man muss wahrscheinlich tatsächlich einige Wochen hier verbringen, um den Geist von Auroville zu durchdringen und zu verstehen, warum so viele Menschen, Inder wie Westler, ihr Leben hier verbringen. Vielleicht tue ich es den beiden Amerikannerinen gleich, die wir im Dreamer’s Café kennenlernen und quartiere mich für eine Zeit lang auf einer der Farmen ein. Und neugierig, einen Blick in das Matri Mandir zu werfen, bin ich tatsächlich auch.

Pondicherry Indien ist in diesem riesigen Land ein einzigartiges Indien Reiseziel, das in einem aufregenden Spannungsfeld zwischen Spiritualität und Kolonialgeschichte liegt. Wenn ihr es euch selbst einmal ansehen wollt, dann schreibt uns und wir helfen euch eine Reise in die Kolonialstadt Pondicherry und ins schöne Tamil Nadu zu planen!

Pondicherry – Essen in Indien wie Gott in Frankreich

Nach einer langen Reise durch Indien ist Alexandra froh, als sie in Pondicherry an der Ostküste plötzlich in einer französischen Bäckerei vor Croissant und Baguette steht. Lasst euch von ihrem kulinarischen Bericht über die Stadt anregen, in der Essen in Indien mal ganz anders aussieht!

Wer nach Pondicherry kommt, läuft Gefahr, bei seiner Abreise das ein oder andere Speckröllchen mehr auf den Hüften zu haben. Denn in der ehemaligen französischen Kolonialenklave am Golf von Bengalen warten nicht nur Dutzende hervorragender Lokale auf hungrige Gourmets, sondern ein ganz besonderer Gaumenschmaus.

Die französischen Kolonialherren sind zwar schon lange abmarschiert aus Puducherry, wie die Stadt heute offiziell heißt, doch ihre für Raffinesse und Geschmack bekannte Küche ist geblieben in der ehemaligen Hauptstadt Französisch-Indiens. Nirgendwo sonst in Indien findet man so viele Restaurants und Cafés, die sich übertreffen in der Zubereitung typischer französischer Fleischgerichte wie Coq au Vin und Steak au Poivre, von Bistro-Klassikern wie Steak Frites, Salat Niçoise, Quiche und Croque Monsieur und feiner Desserts wie Crêpe Suzette und Crème caramel. An jeder Ecke der „Ville Blanche“, dem französischen Viertel von Pondicherry, finden sich Lokale mit französischen Namen wie Café des Arts, La Terrasse, Le Rendezvous, Qualithé, Madame Shanté oder La Maison Rose und mit Speisekarten, die einem schon bei der Lektüre das Wasser im Mund zusammen laufen lassen – Essen in Indien geht eben auch so!

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Pondicherrys Straßen präsentieren sich wie in kleinen französischen Dörfern – genau wie das Essen (Credit: Ashwini Chaudhary – Unsplash)

Boulangerien wie am Montmarte

Dazu kommen kleine Bäckereien, durch die der Duft von frisch gebackenen Croissants, Brioche und Baguette zieht und in deren Auslagen man kunstvoll verzierte Patisserie bewundern kann, wie ich sie zuletzt in einer Boulangerie am Montmartre in Paris gesehen habe. In der Bäckerei mit dem passenden Namen Baker Street trifft man morgens ab 7.30 Uhr nicht nur auf französische Expatriats mit ihren Einkaufstaschen, sondern auch auf junge Frauen in Sari oder Salwar Kameez und Männer im traditionellen Lunghi. Auch viele der Inder in Pondicherry geben offenbar knusprigen Baguettes und einem Chocolatine zum Frühstück dem Vorzug gegenüber Idli mit Kokosnuss-Chutney oder Masala Dosa.

Während der drei Tage, die wir im Rahmen unserer Reise in Pondi verbringen, wie die Stadt gerne von den Indern abgekürzt wird, machen wir uns auf eine kulinarische Entdeckungsreise. Wir wollen vor allem herausfinden, ob die französische Enklave in Tamil Nadu eine echte Fusion-Küche hat wie man sie zum Beispiel aus den Südstaaten der USA kennt.

Bei einem Blick auf die Speisekarten der Restaurants und Cafés stellen wir schnell fest: Die meisten Lokale sind sogenannte „Multi Cuisine Restaurants“. Neben französischer Küche stehen weitere europäische Gerichte auf der Karte sowie indische und chinesische Klassiker, so beispielsweise bei Madame Shanti. Zwar ist die Dachterrasse des Lokals in der Rue Romain Rolland ganz hübsch und die Pasta Marinara und die Meeresfrüchte-Platte werden im Reiseführer hoch gelobt, doch irgendwie sind wir nicht so recht überzeugt. Uns ist nicht nach Schnitzel mit Kartoffelpüree und Möhren, das wir in der Rubrik „European Specialities“ finden. Indische Gerichte wie Paneer Butter Masala, Daal Makhani, Aloo Gobi und Garlic Naan hatten wir auf unserer Reise bisher fast jeden Tag. Und für Chow Mein, gebratene chinesische Nudeln, die man in Indien an jeder Ecke bekommt, sind wir auch nicht nach Pondicherry gekommen.

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Zur Abwechslung mal ein frisches Croissant zum Frühstück – darüber freuen wir uns sehr! Foto: Alexandra Lattek

Rindersteak im Garten von La Maison Rose

Wir klappen die Speisekarte wieder zu und ziehen ein paar Häuser weiter zum Haus der Rosen, La Maison Rose. Wir hatten schon am Nachmittag einen Blick durch das Tor in das hübsche Gartenlokal geworfen. Und auf die Karte. Für Aminata, meine Co-Bloggerin kommt nur ein Gericht in Frage: Rindersteak. Zwar kommen ähnlich wie bei unserem Burger im Hard Rock Café in Bangalore kurzzeitig Gewissensbisse auf – Rind in Indien essen, grenzt das nicht an Frevel? – doch der französische Küchenchef nimmt die letzten Zweifel.

Bleibt nur noch die Frage ob durchgebraten, Medium oder gar Medium Rare. Nicht, dass wir uns noch den Magen verderben. Keine Sorge, wir können unbedenklich Medium wählen, versichert man uns. Wir haben es nicht bereut. Nicht nur das saftige Steak mit selbst gemachter Knoblauchbutter ist hervorragend, auch die Beilagen, im Ofen gebackene Kartoffelstücke und gegrillte Tomaten sind exzellent. Dazu ein kühles Bier und wir fühlen uns wie Göttinnen in Frankreich. Es schmeckt fantastisch und tatsächlich wie in Frankreich, so Aminata. Sie muss es wissen – als echte Pariserin.

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Nach unserer langen Indienreise und dem Verzicht auf Rind, lassen wir uns hier dann doch mal hinreißen. Foto: Alexandra Lattek

Französische Gerichte mit indischem Touch in der Villa Shanti

Am liebsten wären wir am nächsten Abend wieder hergekommen, doch es gibt noch viel zu viel auszuprobieren in Pondicherry. Zum Beispiel das „Villa Shanti“. Das Restaurant, das in dem Innenhof eines wunderschön restaurierten Kolonialgebäudes aus dem 19. Jahrhundert untergebracht ist, ist uns ebenfalls bei unserem Spaziergang tagsüber aufgefallen. Das, was auf der Speisekarte steht, klingt schon eher nach „Fusion Food“, sowohl die Vorspeisen als auch die vegetarischen und nicht-vegetarischen Hauptgerichte und die Fischgerichte. Die Qual der Wahl ist groß: Vegetarische Bratling mit Spinatsoße, Muskatnuss und Ingwer oder Zucchini-Walnuss-Crêpes? Oder überbackener Paneer mit buntem Pfeffer und Erbsen? Überbacken hatte ich den unfermentierten Käse noch nie gegessen.

Auch die Fleischgerichte in der „Villa Shanti“ klingen verlockend: Nisha Murgi, Hühnchenbrust gefüllt mit Granatapfelkernen, Cashewnüssen und Rosinen? Wenn da nicht die Rosinen wären … Doch lieber das Hühnchen in Orangen-Weißweinsauce mit Ingwer? Auch die Salate klingen toll. Spinat-Apfelsalat mit Mandeln, Sesam und Ingwer-Honig-Dressing, Grüner Salat mit Betelblättern, Feigen, Parmesan und Tomaten. Leider wieder mit Rosinen.

Ich entscheide mich für Fisch, schließlich sind wir am Meer. Eine gute Wahl, mein „Tawa Fried Fish“, bestätigt der Kellner, ein zarter, weißer Fisch in einer Kruste aus Koriander, Curryblättern und Daal, dazu Zitronenreis und eine Tomaten-Koriander-Soße. Lecker! Und eine interessante Kombination, französische Gerichte mit indischen Gewürzen und exotischen Zutaten – so kann man sich das Essen in Indien richtig schmecken lassen – vor allem, wenn man ein wenig müde ist vom altbekannten Palak Paneer oder Butter Chicken.

Uns hat es hier so gut gefallen, dass wir am nächsten Tag am späten Nachmittag auf einen kleinen Snack wiederkommen, Hühnchen aus dem Tandoori-Ofen und Samosas mit Käse gefüllt – letztere mit dem geschmolzenen Käse schmecken „très français“, wie wir finden. Auf die obligatorische, französische Käseplatte verzichten wir, dafür gönne ich mir noch einen Nachtisch. Von meiner Crème Caramel war ich jedoch enttäuscht, insgesamt etwas fad, die Kruste labberig. Vielleicht bleibe ich in Indien doch lieber bei meinem Lieblingsdessert Gulab Jamun. Oder ich versuche es beim nächsten mal mit Crêpes.

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Mein Fischgericht war ein Traum – sehr zu empfehlen die Villa Shanti. Foto: Alexandra Lattek

Die Französisch anmutende Café-Szene in Pondicherry

Die besten Crêpes habe ich im Café des Arts in der Suffren Street und im Artika in der La Bourdonnais Street gegessen, ganz simpel mit Limettensaft und Zucker, eine Wonne und eine ideale Kombination zu meinem Müsli mit Joghurt und Frischen Früchten, das ich nach Tagen der Abstinenz unbedingt mal essen musste. Zwar nicht wirklich französisch und auch kein Fusion Food, aber egal.

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Das Café des Artes ist wunderbar französisch – leider finden wir auch nur andere Ausländer hier. Foto: Alexandra Lattek

Beide Cafés könnte man übrigens nicht nur von ihrer Speisekarte – es gibt hier alle möglichen Sorten von Crêpes, Croque Monsieur, belgische Waffeln und köstliche Kaffeespezialitäten – genauso auch in Europa finden. Das Café des Arts ist in einem Gebäude von 1880 untergebracht. Ich könnte den ganzen Tag hier verbringen, sei es im Garten oder in dem mit Kolonialmöbeln wie ein Wohnzimmer eingerichteten Innenraum. Ein ähnliches Ambiente findet man auch im Artika, an das zudem eine kleine Galerie angeschlossen ist.

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Das Café lädt zum Verweilen ein, wenn man sich von einem langen Stadtspaziergang erholen will. Foto: Alexandra Lattek

Fazit – Hervorragende französische Küche

Glücklicherweise bekomme ich die Knöpfe meiner Hosen auch nach drei Tagen Pondicherry mit diversen Croissants, Crêpes, Baguette-Sandwiches und den beschriebenen Abendessen noch zu. Leider war die Zeit zu kurz, um uns durch alle Spezialitäten zu probieren, für die Pondicherry bekannt ist und die eine Mischung aus tamilischer und keralischer Küche sind. Dazu gehört beispielsweise Kokusnuss-Curry, Gefüllter Kohl und Dosa aus Sojamehl. In den Genuss von Gerichten mit Kokosnuss werden wir noch in Kerala kommen, dort wird fast alles damit zubereitet. Die Frage „Pondicherry – der Ort für Fusion Food?“ würde ich eher mit nein beantworten. Zwar konnten wir nur eine Handvoll Lokale ausprobieren, doch bis auf die Villa Shanti haben die meisten Lokale eher eine dreigeteilte Speisekarte – französisch/europäisch, indisch und chinesisch – oder sind ganz auf französische oder indische Küche spezialisiert. Dennoch ein kulinarisches Paradies zum Essen in Indien, ich komme bestimmt wieder!

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Die vielen kleinen Cafés sind wirklich einzigartig in Pondicherry – wie hier das Cafe Green (Credit: Virendra Vikram – Unsplash)

Wollt ihr euch nun selbst von der Küche in Pondicherry überzeugen oder habt ihr nach eurer langen Indienreise mal wieder Lust auf ein Frühstück mit Croissant und Baguette? Wir helfen euch eine Reise zu planen, bei der ihr euch nach Lust und Laune durch das Essen in Indien probieren könnt. Schreibt uns einfach hier!

Bangalore in Indien: Eine Stadt der Kontraste

Bloggerin Alexandra Lattek scheut weder lange Reisen noch die Reiseziele, die viele sonst auslassen. Dazu gehört auch Bangalore in Indien. Sie berichtet euch bildhaft von dieser interessanten Stadt und räumt mit den Vorurteilen, dass die Stadt nichts zu bieten habe auf! Wenn ihr euch selbst auch eine abenteuerliche Reise begeben wollt, dann schreibt uns und wir machen es möglich!

Bangalore in Indien – oder vielmehr Bengaluru, wie die Stadt seit 2006 heißt – habe ich auf meinen bisherigen Reisen immer vernachlässigt. Meine einzige Erfahrung beschränkte sich auf den Bahnhof Bangalore Cantonment, an dem ich den Zug wechseln musste auf dem Weg von Mysore nach Hospet. Für mich war Bangalore bislang immer nur eins: Standort multinationaler Unternehmen, die hier Software entwickeln lassen oder Call-Center betreiben.

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Eine Stadt, die kaum fassbar erscheint – daher mache ich auf zu einer Erkundungstour, um selbst zu sehen, was es mit Bangalore auf sich hat

Von meinen Kollegen, mit denen ich lange in einem dieser Konzerne zusammengearbeitet habe und die es als „Expatriat“ vorübergehend nach Bangalore verschlagen hat, hörte ich immer nur eins: Verkehrschaos und eine unzureichende Infrastruktur für die durch den IT-Boom auf stolze acht Millionen Einwohner angewachsene Stadt. Die meisten meiner indischen Kollegen fühlten sich jedoch wohl hier, sie hatten einen Fahrer, der sie durch den unüberschaubaren Verkehr kurvte, trugen westliche Klamotten und gingen in italienischen Restaurants essen.

Shoppen und essen, das kann man tatsächlich gut in Bangalore. Auf unserem Abenteuer haben wir zugegebenermaßen einen guten Teil unseres Aufenthalts in Bangalore damit verbracht. Denn nach Bangalore kommt man nicht in erster Linie zum Sightseeing – Sehenswürdigkeiten sind rar gesät. Als Tourist verschlägt es einen entweder hierher, um während einer längeren Reise durch den Süden Indiens ein wenig westlichen Komfort zu genießen, oder die guten Verkehrsanbindungen und die geografisch günstige Lage der Stadt zu nutzen.

Bangalore liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen der Ost- und Westküste Indiens. Wenn man wie meine Co-Bloggerin Aminata und ich vor allem mit Bus und Zug in Südindien unterwegs ist, eignet es sich hervorragend als Zwischenstopp, wenn man nicht unbedingt 15 oder 20 Stunden am Stück im Zug sitzen will. Ami und ich haben auf unserem Weg von Mysore nach Pondicherry zwei Nächte hier verbracht.

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Shopping Malls gibt es hier an jeder Ecke und lässt uns fast vergessen, dass wir in Indien sind. Foto: Alexandra Lattek

„Eat & shop until you drop“ – i-Bar, Hard-Rock-Café und UB City

„i-Bar, please. At The Park. Park Hotel.“ „i-Bar? Park Hotel? No, Ma’am.“ Diesen Ping-Pong-Ball werfen wir uns ein paar Mal mit den Rikschafahrern in der St. Marks Road hin und her. Keiner scheint das The Park und die i-Bar zu kennen, obwohl es nach unseren Recherchen in einem Online-Stadtmagazin zu den Top-3-Ausgeh-Locations in Bangalore in Indien gehört. Vielleicht liegt es darin, dass die Jeunesse Dorée der Stadt nicht mit der Rikscha vor den It-Bars vorfährt.

Irgendwann findet sich ein Fahrer, der tatsächlich schon mal etwas vom Park Hotel gehört hat. Leider sind wir die einzigen in der stylischen Bar, aus der uns ein eiskalter Luftstrom und Bum-Bum-Bässe entgegenwehen. Die Kellner langweilen sich und freuen sich über Kundschaft. Wir wären auch gerne da geblieben, abgesehen von der überdrehten Air-Condition ist die i-Bar wirklich eine tolle Location, mit Zugang zur Terrasse und dem Pool des Hotels. Aber den Abend in einer menschenleeren Bar zu verbringen? So haben wir uns das sagenumwobene Nachtleben in Bangalore nicht vorgestellt. Außerdem wollen wir auch etwas essen und hier gibt es nur Snacks. Sind wir einfach nur zu früh? Oder liegt es daran, dass es Montag Abend ist und nicht Wochenende?

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Selbst der Blick auf den Pool kann uns nicht davon überzeugen hier alleine zu sitzen. Foto: Alexandra Lattek

Zurück auf der MG Road treffen wir zufällig auf einen Franzosen, der in Bangalore arbeitet. Er empfiehlt uns, zur UB City zu fahren. Das ist Indiens erste Luxus-Shopping-Mall. Neben sämtlichen Designermarken, die man sich nur vorstellen kann, lockt eine Plaza mit internationalen Restaurants. Und eine Bar im 13. Stock. Also auf zu UB City. Was, nur 30 Rupien? Klasse, wir haben Glück mit unserem Rikschafahrer. „First we go to my friend’s shop!“ Zu früh gefreut. „No shopping. UB City. Please.“ „First we go to the shop. Only looking.“ Unsere Argumente, dass wir sowieso nichts kaufen wollen, stören ihn nicht. Wir haben Hunger und steigen aus. Kein Shopping in irgendeinem Schmuckgeschäft von irgendeinem Freund.

Der nächste Rikschafahrer bringt uns ohne Umwege an unser Ziel. Ich staune wieder einmal über die Gegensätze in diesem Land. UB City, Luxus pur. Hinter diesem pompösen, verspiegelten Konsumtempel kann sich jedes Einkaufszentrum in Deutschland verstecken. Ein livrierter Portier zeigt uns den richtigen Aufzug. Alles glänzt und leuchtet, die Fliesen der Böden und Wände sind frisch poliert. Auf der Plaza strömen uns verschiedenste Essensgerüche in die Nase, belgische Waffeln, italienische Holzofenpizza. Chili con carne. Zwar liebe ich indisches Essen, doch zwischendurch finde ich es eine angenehme Abwechslung, auch mal Pasta oder Pizza anstatt Reis, Daal und Chappati zu essen.

Man sollte jedoch aufpassen, wo man landet. Unser Mittagessen in einem Café in der Nähe unseres Hotels in der der St. Marks Road war leider der Totalreinfall. Anstatt knusprigem Boden aus dem Holzofen landete eine Tiefkühlpizza aus unserem Teller. Und die Spaghetti Pesto ertranken in einer grünen, cremigen Soße. Das Café gehört offenbar nicht zu den Top-Restaurants der Stadt. Wir entscheiden uns für mexikanisch. Und werden nicht enttäuscht. Es fühlt sich zwar ein wenig komisch an, in Indien Burritos und Enchilada zu essen, aber den indischen Gästen um uns herum scheint es auch hervorragend zu schmecken. Zum Nachtisch gönnen wir uns noch eine Portion Churros, mit Zimt überzogen. Lecker!

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Solch ein Luxus lässt Indien nicht erwarten – aber wir sind immer für eine Überraschung zu haben (Credit: Ashwin Kumar – Flickr)

Nach unserem Dinner wollten wir den Abend noch in der Skybar ausklingen lassen. Als wir im 13. Stock aus dem Lift steigen, ruft uns der Türsteher entgegen, dass man gleich schließe. Es ist doch erst 22.00 Uhr? Für eine Bar sind das aber komische Öffnungszeiten. Wir hatten im Vorfeld wohl nicht ordentlich recherchiert: 2008 hat die konservative Lokalregierung den Bars und Clubs der Stadt eine Sperrstunde auferlegt. Und ein Tanzverbot. Man befand, das rhythmische Bewegen zu Musik sei anrüchig und würde zum Verfall der Sitten beitragen. Ebenso die zunehmende Vergnügungssucht der jungen Bangalorianer, die ihr in den IT-Firmen verdientes Geld in den zahlreichen Pubs, Bars und Clubs der Stadt in Alkohol investierten.

Man lässt uns dann doch noch auf einen Absacker hinein, weißt aber noch einmal darauf hin, dass man um 22.30 schließe. Für einen Fresh Lime Soda sollte es noch reichen. Mit dem Tanzverbot nimmt es das Dutzend Geschäftsleute, das in einer Ecke der Terrasse die Hüften schwingt, nicht so genau. Wie ich später lese, wurde das Tanzverbot vor einiger Zeit etwas gelockert und in der Stunde vor Toreschluss drücken die meisten Barbesitzer die Augen zu. Wir schauen dem Treiben zu und genießen derweil den Ausblick über die Stadt. Und die frische Luft, denn in Bangalore herrscht im Vergleich zum restlichen Südindien ein angenehmes Klima. Die Stadt liegt nämlich auf gut 1.000 Meter, in den Ausläufern der Western Ghats.
 Und verfügt über zahlreiche grüne Parks, die für ein wenig Luftaustausch sorgen, aber ansonsten in unseren Augen recht trist anmuten. Wir befinden, der Cubbon Park kann weder mit dem Englischen Garten in München noch mit dem Jardin du Luxembourg mithalten. Dies aber nur am Rande.

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Wir haben Glück und dürfen in der Skybar noch einen letzten Drink schlürfen

Während unserer zwei Tage in Bangalore können wir natürlich nicht alle empfohlenen Restaurants ausprobieren. Vor unserer Weiterreise landen wir – ich traue es mich kaum zu sagen – im Hard Rock Café. Ja, Hard Rock Café. Dass ich in Indien einmal eine solche Lokalität aufsuchen und dann auch noch einen Hamburger aus Rindfleisch essen würde, hätte ich mir bis vor kurzem nicht vorstellen können. Normalerweise mag ich solche Ketten überhaupt nicht. Und Fleisch esse ich in Indien eigentlich auch nicht, vor allem kein Rind. Das gibt es sowieso höchst selten. Das Hard-Rock-Café in Bangalore gehört jedoch zu den angesagtesten Locations der Stadt. Nicht nur wegen seines hervorragenden Essens – außer Burger gibt es auch Salate, hervorragende Desserts und einige asiatische Gerichte – sondern wegen seiner stilvollen Einrichtung und dem historischen Gebäude, in dem es untergebracht ist. Das steinerne Gebäude mit den hohen Gewölbedecken beherbergte einst eine Bibliothek. Auf den Kauf der Merchandisingprodukte des Hard Rock Cafés verzichten wir, auch wenn das aufmerksame Personal uns mehrfach auf die Einkaufsmöglichkeiten im Lokal hinweist.

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Vielleicht nicht gerade das Indien, das ich mir vorgestellt hatte, aber dennoch einen Besuch wert. Foto: Alexandra Lattek

Auf den Spuren von Tipu Sultan

Die ein oder andere Sehenswürdigkeit gibt es dann doch in Bangalore in Indien. Wer sich für die Hare Krishna-Bewegung interessiert, kann den Sri Radha Krishnar Mandir besichtigen. Oder fährt raus zum Bull Tempel, der für seine riesige Statue des Reittier Shivas (Nandi) bekannt ist. Als ich lese, dass der Weg zum Tempel mit Schlangenbeschwörern gepflastert ist, verzichte ich … Stattdessen begeben wir uns nochmal auf die Spuren des Muslimherrschers Tipu Sultan, den wir schon in Mysore und Srirangapatnam besucht haben. Der Sommerpalast in der Nähe des Hauptbasars ähnelt dem in Srirangapatnam, ist jedoch weniger prachtvoll. Wir verbringen dennoch einige Zeit dort, schlendern durch die Gänge mit den dicken Holzsäulen und werfen einen Blick auf den benachbarten Hindu-Tempel. Eine kleine Oase der Ruhe, bevor wir uns zu Fuß Richtung Basar und Freitagsmoschee begeben.

Tipu Sultan palast
Eine wahre Freude ist die angenehme Ruhe zwischen den Säulen des wunderschönen Palastes. Foto: Alexandra Lattek

Termin bei den Straßenzahnärzten vor der Jama Masjid

So modern sich Bangalore im Dunstkreis der großen Shopping Malls und Luxushotels gibt, so traditionell ist das Treiben rund um den City Market und die Jama Masjid, die Freitagsmoschee. Auf dem Weg zur Moschee sind wir offenbar in der Schuhstraße gelandet, auf dem Boden hocken unzählige Händler mit riesigen Haufen von Turnschuhen und Sandalen, die auf neue Besitzer warten. Schon von weitem sehen wir die weißgetünchte Moschee, ein riesiges Gebäude. Auf den Straßen rund um die Moschee herrscht ein Chaos aus Bussen, schwer beladenen Ochsenkarren, Rikschas, Mopeds, Maiskolben- und Fresh-Lime-Soda-Verkäufern. Der Platz vor der Moschee scheint zudem eine Hochburg für Zahnärzte zu sein. Wir entdecken direkt zwei „Street Dentists“, die ihre Patienten in ihrem Open-Air-Behandlungszimmer ein neues Gebiss oder eine Füllung verpassen. Nicht nur wir schauen neugierig zu, Arzt und Patient werden von Dutzenden Schaulustiger umringt. Incredible India.

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Stolz zeigt uns der behandelnde Arzt die Zähne seines Patienten. Foto: Alexandra Lattek

Fazit – Kein „Must See“, aber angenehme Abwechslung bei längerer Indienreise

Bangalore in Indien – Top oder Flop? Das ist hier die Frage. Auf einer Indienreise muss man nicht unbedingt in Bangalore gewesen sein. Ich bin trotzdem froh, dass ich diese Stadt, die ich bislang nur vom Hörensagen und als Wirtschaftsstandort kannte, endlich einmal persönlich kennengelernt habe. Bangalore ist wie die meisten indischen Metropolen ein wenig „schizophren“ – Luxus-Shopping-Malls versus Basar, Holzofenpizza im Nobelrestaurant versus fetttriefender Samosas von einem Straßenkoch, Audi A8 versus Ochsenkarre, Designerkleid versus Sari. Es sind genau diese Kontraste, die Indien für mich so interessant machen. Und die auch Städte wie Bangalore für mich zu einem interessanten Ziel machen.

Bangalore indien
Die Jama Masjid im Herzen des Marktes thront in ihrem Weiß über dem Chaos. Foto: Alexandra Lattek

Seid ihr nun auch gespannt, diese Gegensätze zu sehen, die deutlich machen wie Bangalore Indien repräsentiert? Dann schreibt uns einfach und wir helfen euch eine tolle Reise zu planen, in der ihr sowohl Luxus als auch Markttreiben bestaunen könnt.

Ruinenstadt Hampi in Indien: “Don’t worry be Hampi!”

Hampi in Indien ist ein mythischer Ort voller Geschichten und Legenden inmitten einer archaisch anmutenden Felslandschaft. Hier findet ihr atemberaubende Tempelruinen aus vergangenen Herrschaftsreichen und eine lebendig, bunte Backpacker- Szene. Hampi ist der perfekte Stop auf jeder Südindien Reise. Die Bloggerin Alexandra hat Hampi besucht und berichtet  ausführlich über Ihre Erfahrung im folgenden Artikel: 

Hampi indien
Der Vitthala Tempelwagen wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Er befindet sich im Innenhof des Vittala Tempels und wird als das eindrucksvollste architektonische Meisterwerk des Vijayanagara Königreichs angesehen.

Eintauchen in die Geschichte von Hampi

Hampi bietet euch einen einzigartigen Mix! Die unzähligen Ruinen des von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Hampi lassen euch eintauchen in vergangene Zeiten.

Hampi-Elefantenstaelle
Die Elefanten Ställe wurden während des Vijayanagara Reiches genutzt, um den Elefanten des Königs Unterschlupf zu bieten.

Im 14. Jahrhundert war Hampi das Zentrum des Vijayanagara Reiches und um 1500 die zweitgrößte mittelalterliche Stadt der Welt. Die Menschen lebten in Saus und Braus. Es wurde mit Silber und Gold gehandelt. Die Gemahlinnen der Könige badeten im Queens Bath in Rosenwasser und flanierten über die prächtige Marktstraße. Reisende aus Italien, Portugal, Russland und der arabischen Welt berichteten über den Prunk und Pomp der Königstadt.

Dieser antike Reichtum kann man bei einem Besuch noch erahnen, denn viele der eindrucksvollen architektonischen Bauten sind bis heute gut erhalten geblieben. Sie liegen verstreut auf einem Areal von 26 Hektar hauptsächlich südlich des Flusses Tungabhadra, der mitten durch Hampi fließt. Zwei Tage sind definitiv notwendig, um alle historischen Sehenswürdigkeiten ausreichend erkunden zu können.

Neugierig auf Indien geworden? Wir helfen euch bei der Planung und Buchung eurer Traumreise. Schreibt uns ganz unverbindlich!

Hampi-Lotus-Tempel
Das Lotus Mahal ist ein Palastbau, der in seiner Struktur einer Lotusblüte gleicht.

Die mythische Landschaft von Hampi

Es sind nicht allein die Ruinen, die die Magie von Hampi ausmachen. Es ist auch die atemberaubende Landschaft, in der diese erbaut wurden. Meter hohe Felsformationen sind umgeben von saftig grünen Reisefeldern und Palmenwäldern.

Besonders die Felsstukturen sind so einzigartig, dass sich zahlreiche Mythen um ihre Entstehung ranken. Der bekannteste Erklärungsversuch stammt aus dem großen Epos Ramayana. Ihm zufolge wurde Hampi einst von den Affenkönigen Bali und Sugriva und deren Botschafter Hanuman regiert. Um ihre Macht zu demonstrieren, ließen die Affenkönige riesige Steine herab regnen.

felsformationen
Von jedem Blickwinkel werdet ihr in Hampi die außergewöhnlichen Felsformationen sehen

Am besten könnt ihr die Gegend genießen, wenn ihr euch einen Scooter mietet und einfach drauflos fahrt. Dies ist allerdings nur auf der nördlichen Seite des Flusses möglich, da im Süden nur eine sehr beschränkte Anzahl von Scootern zugelassen wird. Allerdings könnt ihr im Süden die Ruinen mit einem Fahrrad erkunden, was eine nette Alternative zu der gewöhnlichen Rickshaw Ruinentour ist. Der Fluss Tungbhadra teilt Hampi in Nord und Süd und lässt sich mit einem Boot, bzw. einer kleinen Fähre überqueren.

Virupapuragadda-Reisfeld
Die saftig grüne Landschaft von Hampi besticht mit atemberaubender Schönheit

Ein Paradies für Backpacker

Besonders im nördlichen Hampi hat sich eine beachtliche Hippie und Backpacker Kultur entwickelt. Hostels reihen sich an Alternativläden und flippige Restaurants. Viele Cafés tagen Namen wie „Laughing Buddha“ und sind mit bunten Sitzkissen, niedrigen Tischen, Gitarren, Bongos und Bob Marley-Postern dekoriert. Hier ist alles lässig und entspannt – Urlaubsfeeling pur! Offiziell sind Drogen in Hampi verboten, genauso wie Alkohol, denn Hampi ist ein heiliger Ort für die Hindus. Doch das mit dem Ganjarauchen und dem Alkohol stört nördlich des Flusses niemanden.

Nicht umsonst heißen die bekannteste Sprüche in Hampi: „Happy in Hampi“ und „Don’t worry, be Hampi“. An den Verkaufsständen in Hampi Bazaar könnt ihr nicht nur T-Shirts mit Che Guevara- oder Bob Marley-Konterfei kaufen, sondern auch mit diesen Sprüchen. Denn in Hampi sind alle happy, entweder vom Ganjarausch oder vom Rausch der entspannten Atmosphäre und Geschichte.

Seit ihr an einer Backpacking Reise durch Indien interessiert? Oder mögt ihr es doch lieber etwas komfortabler? Ganz egal, wie ihr euch eure Indienreise vorstellt, wir lassen sie Wirklichkeit werden. Schreibt uns hier!

 

Laughing-Buddha cafe
Mit Blick über die Dächer der Stadt sind viele Hippiecafés stets gut gefüllt

Hampi als Pilgerstätte für Anhänger von Lord Shiva

Hampi in Indien ist nicht nur eine Anlaufstelle für sinnsuchende Backpacker, sondern auch Pilgerstätte für gläubige Hindus, insbesondere für Anhänger von Lord Shiva. Shiva heißt hier Virupaksha, eine der 1008 Inkarnationen von Shiva, dem Gott der Zerstörung. Der Virupakshatempel zieht jedes Jahr Heerscharen von Pilgern aus ganz Südindien an. Sie kommen hierher, um Shiva zu huldigen und sich von der Elefantendame Lakshmi segnen zu lassen.

Für ein paar Rupien berührt Laxmi die Gläubigen und auch euch mit ihrem Rüssel. Ein ganz besonderes Erlebnis! Gegen Abend wird die alte Elefantendame von ihrem Pfleger immer zum Baden an den Fluss geführt. Auch hier könnt ihr also mit etwas Glück einen Blick auf sie erhaschen.

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Die Segnung durch die Elefantendame ist für viele Pilger das Highlight

Auf eurem Besuch werdet ihr auch vielen “heiligen” Männern in oranger Kluft begegnen. Auch sie halten sich hauptsächlich im Virupaksha Tempel in Hampi Bazaar auf. Viele von ihnen sind Tempelwächter. Andere hinduistische Priester in weißem Lungi, helfen gleichzeitig im Familiengeschäft in Hampi Bazaar aus und werden euch, genauso wie viele andere, das obligatorische „Wanna buy something?“ entgegenrufen.

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Ein hinduistischer Priester im typisch südindischen Lungi vor dem Geschäft seiner Familie

Besonders zum Sonnenuntergang lohnt sich ein Besuch des auf einem Berg gelegenen Hanuman Tempels. Der weiße Tempel wird erhellt von den letzten Sonnenstrahlen und die Felslandschaft wird in ein sanftes, orangerotes Licht getaucht. Und auch sonst herrscht hier eine ganz besondere Atmosphäre. Der Hauptpriester, ein älterer Mann mit langem, weißen Bart, sitzt im Schneidersitz vor einem Altar, mit einem dicken Buch im Schoss. Er singt heilige Mantren, abwechselnd mit einem der anderen Priester.

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Der hoch über Hampi gelegene Hanuman Tempel bietet einen tollen Ausblick auf die Landschaft ringsherum

Hampi In Indien: Der perfekte Ort für Entspannung und Kultur

Wenn ihr auf eurer Reise durch Südindien ein wenig ausspannen möchtet, leckeres Essen liebt und euch gleichzeitig für Kultur und Geschichte interessiert, dann seit ihr in Hampi in Indien richtig aufgehoben. Zwar liegt der Ort etwas abgelegen, aber von größeren Städten wie Bangalore oder Margao in Goa fahren Züge nach Hospet. Ansonsten sind bequeme Volvo-Busse, die beispielsweise von Mumbai abfahren, eine gute Wahl. Die letzten zehn Kilometer von Hospet könnt ihr ganz einfach mit einem lokalen Bus oder einer Rikscha zurücklegen.

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Die Landschaft ist so schön, dass Hampi viele sofort in seinen Bann schlägt (Credit: Adarsh Valamary – Unsplash)

Habt ihr Lust auf Hampi bekommen? Dann helfen wir euch gerne bei der Planung. Schreibt uns hier!

Pune in Indien – eine Stadt im Wandel

Die Bloggerin Alexandra Lattek berichtet von ihrer Reise mit India Someday durch Indien. Sie wandelt zudem auf unbekannteren Pfaden – lest hier über ihre Zeit in Pune, einer Stadt, die Reisende oft auslassen. Wenn ihr jetzt schon begeistert seid von der Idee, Pune und Indien im Allgemeinen zu erkunden, dann schreibt uns hier und wir helfen euch, eine Reise auf die Beine zu stellen, die voll und ganz euren Vorstellungen entspricht!

Der nächste Stop unseres Abenteuers heißt Pune in Indien, eine Stadt zwischen Osho-Jüngern, jungen Hipstern, Wahrsagern und Tempelzeremonien in der Altstadt. Als wir die ersten großen Leuchtreklamen von Hotels, Autohäusern und Firmen aus dem Fenster des Busses sehen, der uns von Aurangabad nach Pune bringt, denken wir, dass wir sicherlich gleich am Ziel sind. Doch es dauert bestimmt nochmal dreißig Minuten, bis wir das Zentrum erreichen. Mit mehr als drei Millionen Einwohnern ist Pune eben kein Dorf. Die Stadt am Rande der Western Ghats ist eine der großen Wirtschaftsmetropolen Indiens, die nicht nur große in- und ausländische Firmen, sondern mit seiner ausgezeichneten Universität auch Studenten aus aller Welt anzieht.

Pune Indien
Eine lebendige Stadt im Herzen Maharashtras – Pune bei Nacht (Credit: Atharva Tulsi – Unsplash)

Die Heimat von Guru Bhagwan Shree Rajneesh aka Osho

Für viele ist Pune immer noch unter dem alten britischen Namen Poona bekannt – und untrennbar mit dem Namen Osho verbunden. Der selbsternannte Guru Bhagwan Shree Rajneesh, der sich später Osho nannte und die Befreiung der Seele durch eine wilde Mischung aus Meditation, tantrischen Praktiken, Zen-Hypnose, tibetischem Pulsing und allerlei anderen Philosophien und esoterischen Praktiken propagierte, ist in Pune geboren und auch hier gestorben – mit nur 59. Zu viel Valium und andere Exzesse. In Pune gründete er ein Ashram, das Anhänger aus aller Welt anlockte und ihr schnell zu einem der bekanntesten Gurus machte. Nachdem sein Projekt „Rajneeshpuram“ – das war der Versuch, in Oregon eine eigene „Osho City“ zu gründen – scheiterte, er aus den USA abgeschoben wurde und kein Land ihn aufnehmen wollte, kehrte er in den Achtzigern nach Pune zurück.

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Noch heute wird Osho in seinem Ashram in Pune beinahe wie ein Gott verehrt

Das Apartment, in dem wir während unseres Besuchs in Pune in Indien wohnen, liegt nicht weit vom berühmt-berüchtigten Osho-Ashram entfernt. Und zwar in Koregaon Park, einer sehr beliebten, sehr grünen und schicken Gegend, in der sich alte, koloniale Bungalows mit hochpreisigen Hotels, westlichen Bars und Restaurants dicht an dicht drängen. Nach einem zweiten Frühstück in der berühmten German Bakery, in der sich einst die Hippies trafen, die zur Befreiung ihrer Seele zu Osho nach Pune reisten und die 2010 Opfer eines terroristischen Anschlags wurde, machen wir uns auf die Suche nach dem Osho International Meditation Resort.

Dass es nicht mehr weit sein kann, erkennen wir an den in rote Roben gekleideten Westlern, die geschäftig mit ihren Umhängetaschen in der kleinen Straße hin und herlaufen, um nicht zu spät zur nächsten Meditationsstunde oder zu Kursen mit interessant klingenden Titeln wie „Den Saft des Lebens pressen“ zu kommen. Wir werden etwas missmutig beäugelt. Wahrscheinlich ist es nicht opportun, als Tourist mit Kamera und Reiseführer ausgestattet, hier neugierig umher zu laufen. Und wir lernen schnell: Man kann nicht so einfach hinein spazieren in die heiligen Hallen des Osho-Ashrams.

osho ashram
Die Aufmachung ist nicht gerade das, was man von einem spirituellen Zentrum erwartet. Foto: Alexandra Lattek

Man würde vermuten, dass man sich in einem „Welcome Centre“ kostenlos über die Einrichtung informieren und ein paar Broschüren mitnehmen oder vielleicht an einer Probestunde in Dynamischer Meditation teilnehmen kann. Weit gefehlt. Die Dame am Tresen neben der Sicherheitsschleuse erklärt uns freundlich, wir könnten einen Tagespass erwerben für 1.560 Rupien. Das sind etwas mehr als zwanzig Euro. Davor müssten wir uns allerdings noch dem Registrierungsprozesses unterziehen, inklusive HIV-Test. Der Spaß kostet nochmals 1.400 Rupien.

Wir verzichten. Und versuchen stattdessen, durch das Tor einen Blick auf das riesige Gelände zu werfen, das mit Spa, Swimmingpool, Cafés, Tennisplätzen und Geschäften eher einem All-Inclusive Urlaubs-Resort als einem Ashram ähnelt. Doch wir werden von einem Wachmann verscheucht. Wir fragen uns durch zum Osho Teerth Park und gelangen in eine wunderschöne Grünanlage mit wildwuchernden Bambusbäumen, verschlungenen Wegen und Zen-Skultpuren. Hier braucht man keinen Eintrittspass. Natürlich darf eine Skulptur des Meisters nicht fehlen. Jemand hat eine frische Blume in seine Hände gelegt. Wenigstens bekommen wir auf diese Weise noch ein bisschen Kontakt zur Osho-Welt.

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Zumindest können wir den Osho Teerth Park besuchen. Foto: Alexandra Lattek

Peshwa – Altstadt mit Shaniwarwada Palace und Mahatma Phule Market

Einen deutlichen Kontrast zur geschlossenen Welt des Osho-Ashrams, dem Koregaon Park, in dem es von Bio-Supermärkten über französische Patisserien bis zum Italiener um die Ecke alles gibt, was das Herz der Expats begehrt, und den modernen Shopping-Malls entlang der MG Road, in denen die kaufkräftige, junge Generation ihr Geld ausgibt, bildet die Altstadt von Pune. Als wir in Peshwa, so heißt der alte Teil von Pune, aus der Rikscha steigen, fühlen wir uns wieder wie im „richtigen“ Indien. „Want to buy some fruits?“ und „Want to buy sugar cane juice?“. Nein. Wir haben auch keine Zeit, uns aus der Hand lesen zu lassen oder uns ein Tattoo anfertigen zu lassen.

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Auch wenn uns der Handleser freundlich heran winkt, lehnen wir dankend ab – wir wollen uns lieber ins Getümmel des Marktes stürzen. Foto: Alexandra Lattek

Unser Ziel heißt Shaniwarwada Palace, den wir jedoch schnell links liegen lassen, da außer ein paar alten Mauern nicht sehr viel zu sehen ist. Viel spannender sind die kleinen Seitenstraßen mit den zum Teil noch gut erhaltenen „wadas“, palastartigen Stadthäusern aus Holz, und der Mahatma Phule Market. Das ist der zentrale Markt der Altstadt, auf dem man alles, aber wirklich alles kaufen kann: Pyjamas, T-Shirts, Socken, Hennafarben, Mascara, Eimer, Töpfe, kleine Ganesha-Figuren. Und Blumen, Blumen und nochmals Blumen, was der Name des Marktes erahnen lässt, denn Phule heißt Blume in Hindi. Und Kokosnüsse – alles Opfergaben für die Puja (die Gebetszeremonie) in dem nahegelegenen Hindu-Tempel, an dem wir zufällig vorbeikommen.

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Nicht nur die vielen bunten Farben, sondern auch der Duft der Blumen betören uns und wir wollen uns gar nicht mehr losreißen. Foto: Alexandra Lattek

Zwar haben wir keine Opfergaben dabei, doch wir geben auch unsere Schuhe ab und reihen uns in die „Darshan“-Schlange zum Gebet. Im Altarraum steht ein großer Ganesha, der von zwei Angehörigen des Tempels bemalt wird in Vorbereitung für Ganesh Chaturthi, das große Fest zu Ehren des Elefantengottes Ganesha. Im Gegensatz zu einer christlichen Kirche geht es hier im Tempel sehr geschäftig zu. In der Darshan-Schlange wird gedrängelt, jeder möchte seine Blumen oder Früchte platzieren. Im hinteren Teil sitzen Gläubige, beten und lauschen den gesungenen Mantren eines Priesters. Im Gegensatz zu den Osho-Jüngern in Koregaon Park interessiert sich hier kein Mensch für uns. Jeder ist willkommen.

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Die Gaben für die Götter in Hindu-Tempeln sind vielfältig – immer dabei sind Blumen, Früchte und Räucherstäbchen. Foto: Alexandra Lattek

Fazit: Pune – auf jeden Fall ein Besuch wert

Als ich einem Freund aus Deutschland, der häufiger geschäftlich in Pune in Indien zu tun, vor meiner Abreise erzählte, dass die Stadt auch auf unserem Programm stünde, meinte er, was wir denn dort wollen. Es gäbe nichts Interessantes zu sehen. Zwar mag es in Pune keine großen Sehenswürdigkeiten geben, doch ich muss meinem Freund widersprechen. Ich wollte schon lange einmal nach Pune. Vor allem wegen der Legenden um Osho und seinen Ashram. Dieses näher zu erkunden muss ich nun auf ein anderes Mal verschieben. Aber auch so fand ich den Besuch in Pune auf jeden Fall lohnend. Denn Reisen ist für mich nicht nur ein Abhaken der Top-Touristen-Sehenswürdigkeiten, sondern ein Erkunden, wie die Menschen in einer Stadt leben. Und das kann man in Pune wunderbar tun.

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An jeder Ecke finden sich kleine Bistros, in denen sich Studierende tummeln und der Stadt ein lebendiges Flair geben. Foto: Alexandra Lattek

Pune ist ein typisches Beispiel für eine moderne Universitäts- und Industriestadt, anhand derer man sehen kann, wie sich Tradition und Moderne in Indien vereinen. Glitzernde Reklametafeln, klimatisierte Shoppingmalls, hippe, kleine Boutiquen, schicke Kaffeebars und die abgeschotteten, villenähnlichen Häuser der Besserverdienenden wie in Korageon Park stehen im Kontrast zu dem typischen Treiben in der Altstadt von Pune, wo man auf traditionell gekleidete Frauen und Männer bei ihren Erledigungen im Bazar oder beim Tempelbesuch trifft. Oder man lässt sich kurzentschlossen von Wahrsagern aus der Hand lesen. Mein Fazit: Wer sich in der Nähe von Bombay aufhält, das nur drei Zugstunden entfernt ist, sollte sich auf jeden Fall überlegen, einen Abstecher nach Pune zu machen. Es lohnt sich.

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Auch solche Häuser zieren die Straßen der Stadt – Pune ist ein wunderbares Beispiel für ein Leben im Wandel. Foto: Alexandra Lattek

Wenn ihr nun auch das bunte Treiben in der lebendigen Stadt erleben wollt, dann schreibt uns einfach und wir helfen euch Pune in eure Reiseplanung mit einzubeziehen!

Mumbai oder Bombay in Indien – eine neue Perspektive

Wer, wenn nicht Alexandra, die Indien über alles liebt, wäre am besten geeignet über Mumbai zu berichten. Über eine Stadt, die oft der Gefahr einer einzigen Geschichte zum Opfer fällt, wie die Autorin Adichie es nennt (“The danger of a single story”). Denn mit der schieren Größe kommen auch viele Geschichten und Perspektiven. Alexandra ist in der Stadt auf unbekannten Pfaden unterwegs und beschreibt ihre Eindrücke für euch!

Bombay. Bombayyy. Einige Orte auf der Welt tragen Namen, die wie Musik in den Ohren klingen. Die schmeichlerisch sind und einen schon alleine mit ihrem Klang um den kleinen Finger wickeln. Bombay ist so ein Name für mich. Bom Bahia, die gute Bucht. So nannten die Portugiesen seinerzeit das einst kleine Fischerdorf auf dem schmalen Landstreifen, der sich vorwitzig ins Arabische Meer schiebt. Für mich wird Bombay immer Bombay bleiben, obwohl die „City of Dreams“, wie die Stadt auch genannt wird, seit 1996 offiziell Mumbai heißt, benannt nach der lokalen Gottheit Mumba Devi.

Für die meisten westlichen Neuankömmlinge ist die „Maximum City“ mit ihren 16 Millionen Einwohnern zunächst einfach nur respekteinflößend. Der Verkehr scheint noch chaotischer als anderswo in Indien, die Menschenmassen noch größer, der Kontrast zwischen glitzerndem Reichtum und hoffnungsloser Armut noch extremer. Ja, Bombay in Indien fordert und kann einen überfordern. Aber Bombay fasziniert gleichermaßen. Mich hat die Stadt bei meinem ersten Besuch vor einigen Jahren direkt in ihren Bann gezogen. So wie Bewohner von Bombay, die ihre Stadt lieben. Sie sind stolz auf ihre Stadt und können sich nicht vorstellen, woanders zu leben.

Bombay indien
Bombay ist eine der wenigen Städte in Indien mit richtig hohen Wolkenkratzern Foto: Alexandra Lattek

Bombay abseits der klassischen Sehenswürdigkeiten

So wie Soraya und Fabia, Mutter und Tochter, bei denen ich während meines aktuellen Besuchs mit India Someday zwei Tage zu Gast sein durfte. Soraya stammt aus Südindien und lebt bereits seit 35 Jahren in Bombay. Ihre Tochter Fabia wurde in Frankreich geboren und ist in England zur Schule und Universität gegangen. Nach ihrem Examen zog es sie jedoch zurück nach Bombay. Sie liebt das Leben hier, genau wie ihre Mutter, die Französisch an einer internationalen Schule unterrichtet. Die beiden teilen nicht nur ihre liebevoll eingerichtete Wohnung im neunten Stock eines Apartmenthauses in Central Bombay und den einzigartigen Blick ihrer großen Dachterrasse mit ihren Gästen, sondern auch ihre Lieblingsorte.

 

dachterrasse ausblick
Ich kann gar nicht genug bekommen von diesem atemberaubenden Ausblick von ihrer Dachterrasse. 

Orte, die man als „normaler“ Tourist nicht unbedingt zu sehen bekommt. Orte abseits des Touristenviertels Colaba mit dem Colaba Causeway, dem Gateway of India, dem Taj Mahal Palace Hotel, dem legendären Café Leopold und dem Regal, einem der ältesten Filmtheater der Stadt. Abseits des Fort-Viertels mit der St. Thomas Cathedral, dem Victoria Terminus und dem vormaligen Prince of Wales-Museum, das heute Chhatrapti Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalay heißt. Und abseits des Chowpatty Beach am oberen Ende des Marine Drive, einer Institution in Bombay, an dem sich am Abend und am Wochenende Jogger, Familien und gerne auch Liebespärchen treffen, um spazieren zu gehen und den Blick auf das Arabische Meer und die Hochhäuser von Malaber Hill zu genießen.

Mumbai Central
Ich bin nun aber abseits dieser Sehenswürdigkeiten unterwegs, um ein anderes Bild der Stadt zu bekommen. Foto: Alexandra Lattek

Auf Nachbarschaftsbesuch rund um den „Baby Garden“ in Mumbai Central

Ich hatte das Glück, einen Tag mit Fabia und Soraya verbringen zu dürfen und Einblicke in „ihr“ Bombay in Indien zu bekommen. Das Zuhause der beiden liegt in der Nähe des Bahnhofs Mumbai Central, direkt gegenüber des „Baby Garden“, einem hübschen, kleinen Park, in dem schon frühmorgens die Vögel tschilpen und die bunten Papageien herumkrächzen. Der Baby Garden liegt in einer muslimisch geprägten Nachbarschaft und ist Frauen und Kindern vorbehalten. Am Freitagvormittag ist hier wenig los. Die Kinder sind in der Schule, die Frauen beim Einkaufen im benachbarten Markt. Parsische Händler, die man an ihrer Kopfbedeckung erkennt verkaufen Schmuck und Haushaltswaren sowie frisches Obst und Gemüse. Nebenan sitzt ein Mann im Schneidersitz und reiht orangefarbene Blüten auf eine Schnur auf, die als Opfergabe für den Besuch in den örtlichen Hindutempeln verkauft werden.

Die Fischhalle ist gänzlich von Frauen dominiert. Sie gehören den Koli an, erklärt mir Fabia. Koli ist der alte Name der Fischergemeinde, die ursprünglich die sieben Inseln bewohnt hat, auf denen sich das heutige Bombay erstreckt. Es geht gemütlich hier zu. Zwischen dem Abwiegen von Pomfret und frischen Shrimps bleibt genug Zeit, einen Chai zu trinken und ein wenig zu schwatzen.

Bombay indien
Geschickt fädelt er die Blumen zu einer Kette auf und freut sich als ich ihn frage, ob ich ihn fotografieren darf. Foto: Alexandra Lattek

Wieder draußen sehen wir große Gerüste aus Bambus. Das Viertel wappnet sich für Ganesh Chaturthi, das zehn Tage dauernde hinduistische Fest, das anlässlich des Geburtstages des Elefantengotts Ganesha gefeiert wird. Überall werden Statuen des dickbäuchigen Gottes aufgestellt, die am letzten Tag zum Meer getragen und dort versenkt werden. Schon Wochen vorher werden in kleinen Werkstätten Ganesha-Statuen hergestellt und bemalt. Der Ganesha-Künstler aus Fabias und Sorayas Nachbarschaft macht gerade ein Mittagsschläfchen, als wir bei ihm vorbeischauen. Doch wir haben Glück und wir dürfen eintreten, um die kunterbunten Statuen zu bewundern.

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Zunächst werden die Statuen aus Lehm geformt, bevor sie dann wunderschön bunt bemalt werden. Foto: Alexandra Lattek

Wir gehen weiter, vorbei an der größten Moschee des Viertels. Später, so gegen eins, sei die ganze Straße voller Männer, die zum Freitagsgebet hierher kommen, erklärt Fabia. Vielleicht haben wir an anderer Stelle Gelegenheit, dies zu sehen, es gibt unzählige Moscheen in Bombay. Zuvor statten wir noch der Synagoge im Viertel einen Besuch ab. Leider bleibt uns der Eintritt in das alte Gebäude verwehrt. Der Zutritt ist den Mitgliedern der Gemeinde vorbehalten.

Bevor wir in ein Taxi steigen, dass uns zu unserer nächsten Station bringt, kommen wir an einem etwas von der Straße zurück versetzten Haus vorbei, mit wunderschönen Ornamenten verziert. Das Haus wird von Parsi bewohnt, einer gebildeten und meist sehr wohlhabenden, uralten religiösen Gemeinschaft, die der Lehre des Zoroastrismus folgen und bereits im 8. Jahrhundert aus Persien nach Indien gekommen sind.

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Bevor es weitergeht, erstmal eine frische Kokosnuss zum Löschen unseres Durstes. Foto: Alexandra Lattek

Bombay – eine multireligiöse Metropole

Dr. Bhau Dadji Lad Museum

Eigentlich mag ich bei Stadterkundungen lieber draußen herumlaufen anstatt in ein Museum zu gehen. Doch der Besuch im Lad Museum, dem früheren Victoria and Albert Museum, das nach seiner kürzlichen Renovierung in neuer Pracht erscheint, hat sich definitiv gelohnt. Nicht nur wegen der wunderschönen, palladinischen Architektur des eleganten Gebäudes. Ich erfahre hier interessante Einzelheiten über die Entstehung der Stadt und verstehe, warum Bombay in Indien heute eine solch bunte, multireligiöse Metropole ist.

Zur Blütezeit der East India Company zog Bombay Geschäftsleute aus allen Ecken und Enden des Landes an, unter anderem Geschäftsleute aus Goa, Kaufmänner aus Gujarat, muslimische Weber und die Parsen. Sie alle kamen hierher, um am Boom Bombays teilzuhaben. Noch heute hat die Stadt eine magnetische Wirkung und viele Menschen, die aus anderen Landesteilen hierherkommen, erhoffen sich hier ein wirtschaftlich besseres Leben.

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Das Gebäude lockt mit britischem Charme (Credit: Andres Romanos – Flickr)

Mather Pakkady

Unser nächstes Ziel heißt Mather Pakkady, ein Viertel, in dem goanische Christen leben. Auf dem Weg dorthin passieren wir die katholische Gloria Church, einen iranischen Friedhof und eine wunderschöne Moschee, und dies alles innerhalb eines Quadratkilometers. Mather Pakkady liegt ein wenig versteckt in Byculla, wir fragen uns durch. Und befinden uns plötzlich in einer völlig anderen Welt. Die „Sounds of Mumbai“ scheinen von der einen Sekunde auf die andere zu verstummen. Kein Hupen, kein Autolärm, nur Stille zwischen den im goanischen Stil erbauten Häusern, auf deren Briefkästen portugiesische Namen wie Mascarenhas zu lesen sind.

Obwohl die Häuschen zum Teil etwas baufällig wirken und einen Anstrich gebrauchen könnten, sind die Hauspreise in dieser Ruheoase in den vergangenen Jahren exorbitant gestiegen. Es leben viele Notare, Anwälte und Ärzte hier, alles Nachfahren goanischer Christen. Bombay, wahrhaftig eine multireligiöse Metropole.

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Sofort fühle ich mich wie nach Goa versetzt inmitten der niedlichen Häuser und der Ruhe vom Getöse der Stadt. Foto: Alexandra Lattek

Alles spielt sich auf der Straße ab

Wie in vielen anderen indischen Städten, findet auch in Bombay das Leben auf der Straße statt: Hühneraugeentferner, Tattookünstler, Ohrenreiniger und Barbiere, alles was man sich nur vorstellen kann. Während man im Westen zum Haareschneiden in einen Friseursalon geht und sich seine Hühneraugen beim Arzt entfernen lässt, kann man dies in Bombay in Indien alles „on the go“ auf der Straße erledigen, ohne Termin versteht sich.

An der Hauptstraße vor dem Zoo, in dem das Lad Museum beherbergt ist, haben sie alle ihre kleinen Stände aufgebaut: Der Hühneraugenentferner, der mich überzeugen möchte, meine Füße näher zu inspizieren und der auch Pediküre anbietet, die beiden Ohrenreiniger, die auch gerne ein Geschäft mit mir machen möchten und die in orange gekleidete, korpulente Dame mit Pistole in der Hand. Ein kleines Tattoo gefällig? Auch das Surren ihrer Maschine und die Papiere mit Motiven, die vor ihr liegen, können mich nicht überzeugen, ein gestochenes Souvenir aus Bombay mitzunehmen. Der Frisör ist zum Glück beschäftigt, er hätte mir sonst sicherlich gerne meine langen Haare abgeschnitten.

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Ich frage mich, wie viele Tattoos sie wohl am Tag sticht…Foto: Alexandra Lattek

Street Food – Bombay Sandwich, Pav Bhaji und Pani Puri

Auf der Straße werden in Bombay in Indien nicht nur Haare geschnitten und Ohren gesäubert, es wird auch gegessen und getrunken. An jeder Ecke locken andere Köstlichkeiten – frisch aufgeschnittene Papaya und Wassermelonen, erfrischendes Fresh Lime Soda, klassische „Bombay Sandwiches“, das ist Toast mit einer Art vegetarischem Burger, Gurke und einer weißen Soße. Es gibt aus gestoßenem Eis hergestelltes Eis am Stil, das in Sirups mit verschiedenen Geschmacksrichtungen getaucht wird und in das die Mädchen in Schuluniform, denen wir begegnen, jeden Tag auf dem Weg nach Hause einen Teil ihres Taschengeldes investieren.

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Foto: Alexandra Lattek

Ein Besuch in Bombay ist nicht vollständig, ohne Street Food probiert zu haben. Doch für westliche Mägen kann es zuweilen eine Herausforderung sein, an einem der Straßenstände zu essen. Doch es gibt inzwischen eine ganze Reihe schicke Lokale, die an Street Food orientierte Gerichte anbieten. So wie das Swati. Das Restaurant in Mumbai Central ist so beliebt, dass die Leute draußen Schlange stehen, vor allem Frauen, die sich hier mit ihren Freundinnen zum Mittagessen treffen. Wir lassen uns auf die Warteliste setzen und 30 Minuten später sitzen wir tatsächlich bei köstlichen Pav Bhaji, Pani Puri, Panri Chutney und frischem Zuckerrohrsaft an unserem Tisch.

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Pav – das portugiesische Brötchen ist die Basis für das beliebteste Streetfood Bombays (Credit: Andreas Mariotti – Flickr)

Shopping im Bombay – zwischen High Fashion und Flohmarkt-Kuriositäten

Modemesse im National Sports Club of India

Schon bei Swagi konnte ich feststellen, dass die Damen der gehobeneren Bombayer Gesellschaft Mode lieben. Bombay ist Indiens Modehauptstadt, hier werden die Trends kreiert. Diesen Sommer trägt man Palazzo-Pants unter der Kurta, locker geschnittene, weit ausgestellte Baumwollhosen, am besten in Weiß. An diesem Wochenende eilen die Ladies zum NSCI, dem National Sports Club of India. Nicht etwa, um Sport zu treiben, sondern um Designermode zu shoppen auf einer der größten Modemessen des Landes. Wir mischen uns unter die Damen mit ihren riesigen Einkaufstüten, staunen über die mit Glitzer und Glitter bestickten Kleider, halten Seide und Brokat in den Händen und handgenähte Schuhe mit Blumenmuster. Wir sind jedoch tapfer und steigen ohne Shoppingtüten ins Taxi.

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Oh, die Freuden des Shoppings! Uns ist es ganz schön schwer gefallen, nicht in Kaufrausch zu verfallen

Central Bazaar District

Ein paar Kilometer weiter warten bereits die nächsten Händler auf uns. In der Mutton Street im Central Bazaar District ist Flohmarkt, wie jeden Freitagnachmittag, wenn die Geschäfte der muslimischen Händler geschlossen haben. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Der einkaufsfreudige Kunde kann wählen zwischen alten Handys, Brillen, leeren Nutellagläsern, mechanischen Schreibmaschinen, alten Küchenutensilien, Radios und sonstigen Elektrogeräten. Für die Frauen gibt es Chapals, Schals und tonnenweise Schmuck. Nachdem wir mit einem heißen Chai Masala nach spezieller Rezeptur aufgetankt haben, überqueren wir die Mohammed Ali Road, wo sich ein Geschäft an das andere reiht. „Come and have a look“, dieser Spruch schallt uns an jeder Ecke ins Ohr. Es gibt schwarze Gewänder mit Goldstickerei für die muslimischen Frauen, Bäckereien mit feinsten Torten, Geschäfte mit exzellentem Parfüm.

Bombay indien
Wenn man es mal schafft, die Augen von dem Treiben auf dem Markt abzuwenden, so wird man auch über die wunderschöne Architektur der Mutton Street staunen können

Wir tauchen ein in das nächste Straßenlabyrinth. Die kleinen Straßen sind nach Gilde und Kaste beziehungsweise Religion unterteilt und jede ist auf eine bestimmte Ware spezialisiert. Von der Pyjamastraße wandern wir in die Haushaltswarenstraße. Und weiter Richtung Crawford Market, der im britischen Stil erbauten, ältesten Markthalle Bombays. Dort, wo einst die Briten ihre Einkäufe tätigten, kann man heute alles kaufen, was man braucht: Angefangen von Obst über Nüsse und Gewürze bis über Haustiere. Die kleinen Hunde und Kaninchen in den engen Käfigen tun mir irgendwie leid. Doch die Tiere finden immer recht schnell ein Herrchen oder Frauchen, erfahre ich.

Bombay markt
Nachmittags füllt sich der Markt mit vielen Kaufwütigen und rund um den Crawford Market herrscht einziges Chaos. Foto: Alexandra Lattek

Im Crawford Market shoppen wir tatsächlich, Pink Grapefruit und Papaya für unser Frühstück am nächsten Tag. Jetzt aber ab nach Hause, es war ein langer Tag. Unser Taxi quält sich durch den Feierabendverkehr. Das gibt mir die Chance, noch einen letzten Blick auf die Straßen von Bombay zu werfen, die Gerüche der Stadt einzuatmen, der unverwechselbaren Geräuschkulisse zu lauschen. Denn am nächsten Tag geht es schon weiter auf unserer Reise, nach Aurangabad. Bombay, ich vermisse Dich jetzt schon!

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Auch auf dem Crawford Market findet man alles, was das Herz begehrt – man muss nur wissen wo. Foto: Alexandra Lattek

Wenn euch der Bericht von Alexandra gefallen hat, schaut euch doch hier auch mal an, warum sie schon so oft in Indien war und was ihre Liebe für dieses fabelhafte Land ausmacht. Und wenn ihr nun auch Lust bekommen habt, die City of Dreams, Bombay in Indien zu besuchen, dann schreibt uns und wir helfen euch eine aufregende Reise zu planen, auf der ihr euch ein ganz eigenes Bild des Subkontinents machen könnt!

Let India Someday handle it and plan your best trip.

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