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Im Land der Tempel: Tamil Nadu in Indien

Alexandra berichtet in diesem Blogartikel wieder einmal anschaulich und macht Lust auf Reisen – vor allem in das Land der Tempel: Tamil Nadu in Indien hat besonders viele eindrucksvolle Tempel zu bieten. Schaut selbst, welche ihr auf keinen Fall verpassen solltet!

Tamil Nadu, im äußersten Südosten Indiens gelegen, mit Grenzen zu Kerala, Karnataka, Andhra Pradesh und dem Golf von Bengalen, trägt noch einen zweiten Namen: Land der Tempel. Und dies zurecht. Nirgendwo sonst in Indien gibt es so viele heilige hinduistische Stätten wie hier. Fast 33 000 Tempel sind es, die meisten von ihnen sind mindestens 800 Jahre alt, einige datieren sogar bis ins neunte Jahrhundert zurück. Mit ihren pyramidenförmigen Türmen, die in den Himmel ragen und die Wolken zu kitzeln scheinen, sind sie schon von weitem zu erkennen. Nicht zuletzt wegen ihres in vielen Fällen kunterbunten Anstrichs. Wenn sie nicht in ockerfarbenem Sandstein oder Granitfarben daher kommen, erstrahlen die mit Gottheiten und Figuren aus hinduistischen Mythen verzierten Türme in einem Mix aus blau, grün, türkis, gelb und rot. Vielleicht ein wenig kitschig, doch irgendwie passen sie zum farbenfrohen Tamil Nadu und Indien. Die kunstvollen Ornamente, Figuren und Inschriften tragen die Handschrift der seinerzeit begabtesten Steinmetze.

Tempel in Thanjavur, tamil nadu indien
Die pyramidenförmigen Dächer der südindischen Tempel, unter denen das Allerheiligste steht, werden Vimana – hier schön zu sehen beim Brihadeshwara Tempel von Thanjavur

Dass Tamil Nadu in Indien heute über einen so reichhaltigen Kulturschatz verfügt, verdankt der Bundesstaat im tiefen Süden des Landes unter anderem seiner abgeschiedenen Lage. Im Gegensatz zum Norden, wo das Gros der alten, hinduistischen Baudenkmäler durch die Moghule und ihre Armeen zerstört wurde, blieben die Anlagen in Tamil Nadu größtenteils unversehrt. Sie sind das Erbe der großen Dynastien, die seinerzeit in Tamil Nadu herrschten – das Erbe der Pallavas, Pandyas, Vijayanagar, Cholas und Nayakas – und werden in alten tamilischen Hymnen besungen. Im Zuge unserer Reise hatten wir Gelegenheit, zwei der eindrucksvollsten Tempel zu besuchen – den Brihadeshwara Tempel in Thanjavur und den Meenakshi Amman Tempel in Madurai.

tempel in Tamil nadu indien
Die Tortürme (auch Gopuram genannt) sind beim Meenakshi Tempel in Madurai knallbunt bemalt

Thanjavur: Brihadeshwara-Tempel – Erbe der Chola-Dynastie

Der Bridashwara-Tempel war eines der ersten großen „Bauprojekte“ der Chola-Dynastie. Er geht auf den tamilischen Kaiser Arulmozhivarman zurück, der auch Rajaraja Chola I. genannt wurde. Dass dieser Tempel, dessen sandfarbene Fassade und Türme an diesem Samstag Vormittag mit dem blauen Himmel über Thanjavur um die Wette leuchten, schon über 1000 Jahre auf dem Buckel hat, sieht man dem gut erhaltenen Gemäuer nicht an. Im Mittelalter diente der Tempel als Festung gegen Invasoren, heute ist er eine der wichtigsten Pilgerstätten des Landes und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zudem ist er einer der berühmtesten Tempel in Tamil Nadu und Indien.

Thanjavur-Relief
Den Statuen an der Außenfassade sieht man das Alter zwar schon an, dennoch sind sie erstaunlich gut erhalten

Es ist Samstag. Als wir durch die imposanten Tore des Tempels schreiten, erwartet uns ein Farbenmeer aus leuchtend, bunten Saris. Die indischen Besucherinnen haben sich herausgeputzt für den Ausflug nach Thanjavur beziehungsweise Tanjore, wie die Stadt südlich von Kumbakonam, ein weiteres wichtiges Pilgerziel in Tamil Nadu, auch genannt wird.

Thanjavur priester, brihadeshwara tempel
Nicht nur mit den besten Kleidern, sondern auch mit Blumen in den Haaren geschmückt, machen sich Inderinnen auf in den Tempel

Es ist heiß und wir verbrennen uns die nackten Füße auf dem Steinboden. Unsere Sandalen mussten wir abgeben, wie in hinduistischen Tempeln üblich. Auf unserem Weg zu den Schreinen und kleinen Tempeln laufen wir daher über den Rasen am Rande der Anlage. Wir sind die einzigen westlichen Touristen hier. Und werden von den Frauengrüppchen, die sich hier auf einen Schwatz niedergelassen haben, neugierig beäugt. Wir winken. Und erhalten ein Lachen als Antwort.

Ein paar Hundert Meter weiter, als wir uns im Schatten der Arkaden vor einem der vielen kleinen Tempel hinsetzen, um etwas zu trinken, erwartet uns ein ähnliches Szenario. Wir sitzen nicht lange alleine. Werden umringt von einer Großfamilie. Urplötzlich halte ich ein Baby im Arm. Das jedoch schnell anfängt zu schreien. Die Kameras der Smartphones klicken. Ein Foto mit den beiden Touristinnen aus Europa. Völkerverständigung.

Thanjavur tamil nadu indien
Vor der braunen Fassade der Tempelanlage leuchten die bunten Gewänder umso kräftiger

Es sind Momente wie diese, die Besuche an einem Ort wie dem Brihadeshwara Tempel so besonders machen, abgesehen von der großartigen Architektur. Interaktion mit den Menschen, die hierherkommen, weil es zu ihrer Kultur und ihrem Glauben gehört. Beobachten, wie sich die Pilger in der Schlange vor dem riesigen Nandi einreihen und sich von dem Priester hinter den Gittern segnen lassen. Das schwarze Bulle Nandi im Brihadeshwara-Tempel – Nandi ist das Reittier des Gottes Shiva – ist übrigens eine der größten Nandi-Statuen in Indien. Irgendwie ist hier alles groß. Auch das Shiva Lingam, das steinerne, phallusartige Symbol Shivas, ist gigantisch. Genauso wie der Turm oberhalb des Sanktuariums, der über 60 Meter lang mit 13 sich nach oben verjüngenden Stockwerken in den Himmel ragt. Einer der Pilger erklärt uns, wie der riesige Stein über der Vimana dort hingekommen ist. Er wiegt angeblich sage und schreibe 80 Tonnen und soll über eine kilometerlange Rampe hochgezogen worden sein. Kaum vorstellbar.

Thanjavur tamil nadu indien
Nicht nur der Vimana, der riesige Turm des Tempels, sondern auch die Gopurams über den Eingangstoren sind reich verziert

Madurai: Meenakshi Amman Tempel – Shiva und Meenakshi in love

Langsam werden wir etwas kribbelig in unserem Bus, mit dem wir von Chettinad nach Madurai fahren. Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig an. Denn wir haben noch etwas vor am Abend – wir wollen unbedingt der Abendzeremonie im Meenakshi Amman Tempel beiwohnen. Es ist schon fast dunkel, als wir vor dem Krankenhaus im Norden Madurais aussteigen und die fünf Minuten zu unserem Hotel laufen. Der Tempel schließt um 19:00 Uhr, heißt es an der Rezeption. Wirklich? Wir hatten da eine ganze andere Information. Da nur eine Nacht in Madurai auf dem Programm steht, gehen wir kurzentschlossen das Risiko ein, vor verschlossenen Türen zu stehen und fahren mit der Rikscha in die Stadt. Der Tempel ist hell erleuchtet. Und hat noch mindestens drei Stunden geöffnet. Glück gehabt!

Der Meenakshi Amman Tempel in der Altstadt Madurais ist eine der spektakulärsten Tempelanlagen in ganz Indien. Der mit sechs Hektar gigantisch große Komplex ist dem Gott Shiva, der hier in Tamil Nadu in Indien auch Sundareshwara genannt wird, und seiner Partnerin Parvati genannt, die hier in Form von Meenakshi erscheint. Wie alle Tempel in Tamil Nadu wird der Meenakshi Amman Tempel, der aus dem16. und 17. Jahrhundert stammt, von hohen Mauern umgeben. Man sollte sich gut merken, durch welches der Tore man das Gelände betritt, ansonsten läuft man Gefahr, den Stand mit den abgegebenen Schuhen und Handys nicht mehr wiederzufinden. Dies aber nur am Rande.

tempel tamil nadu indien
Jede dieser detaillierten Darstellungen repräsentiert eine Geschichte aus der Hindu-Mythologie

Wir kommen noch rechtzeitig zur großen Zeremonie, mit der die Hochzeit von Shiva alias Sundareswarar und Parvati alias Meenakshi gefeiert wird. Der Legende nach nahm Shiva an der Stelle, an der heute der Tempel steht, die Pandya-Prinzessin Meenakshi zur Frau. Shiva soll auch heute die Nächte nicht ohne seine Herzallerliebste verbringen. Er wird daher jeden Abend zu ihr gebracht. In einer aufwendigen Prozession tragen Abend für Abend Priester eine Sänfte mit einer Figur Shivas durch den Tempel und bringen diese zur fischäugigen Meenakshi. Diese war übrigens ein Waisenkind und wurde von der Königsfamilie Madurais adoptiert. Sie soll drei Brüste gehabt haben, von der eine wieder verschwand, als sie in Shiva die große Liebe fand.

meenakshi tempel madurai
Jeden Abend findet diese Zeremonie statt, bei der eine Menge an Räucherstäbchen verbrannt werden und sich viele Menschen einfinden

Wir postieren uns rechtzeitig am Shiva-Schrein und schauen gebannt auf den langen Tross, der an uns vorbei zieht. Dann kommt das furiose Finale: Trommeln erklingen, die Priester stimmen einen mitreißenden Gesang an. Die Szenerie verschwindet hinter einem Dunstschleier von Weihrauch, der sich in sämtlichen Ritzen ablegt und die Nase zum Kitzeln bringt. Wir müssen uns selbst frische Luft zufächeln, die Statue Shivas wird von den Priestern mit kühler Luft bedacht. Die Prozession endet im Schlafgemach von Shiva und Meenakshi – was dort passiert, wissen nur die übrigen Hindugötter … Für ein konservatives Land wie Indien ein bemerkenswertes Schauspiel, das sich mit seinem Spektakel aus Blumen, Opfergaben, Musik und Weihrauch Abend für Abend wiederholt.

Madurai-Women, tamil nadu indien
Der Tempel ist aber nicht nur Stätte religiöser Praktiken, sondern auch Treffpunkt nach dem Gebet

Das Ausmaß des Tempels erkennen wir erst am nächsten Morgen bei unserem zweiten Besuch, als wir die zwölf gigantischen Tempeltürme im Hellen sehen. Was für eine Pracht, sie sind über und über mit jeweils filigranen Figuren versehen – jeder Turm ist mit zwischen 1000 und 1500 versehen, mit Göttern, Dämonen, Tieren und Tempelwächtern.

meenakshi tempel
Die zwölf Gopurams stehen über den zwölf Toren des Tempels, damit ist der Meenakshi Tempel in Tamil Nadu einer der größten

Wir umrunden den Tempelkomplex und kommen beim Anblick der riesigen, bunten Türme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Noch eindrucksvoller finde ich es jedoch in den Tempelhallen. Im Gegensatz zu christlichen Kirchen, in denen die Besucher irgendwie immer vor Ehrfurcht erstarren und mucksmäuschenstill sind, sind Hindutempel ein schriller Ort. Ein Ort der Rituale, ja. Auch ein Ort der Stille. Aber auch ein Ort für Begegnungen, Familienausflüge. Es gibt kleine Geschäfte, in denen man Bücher und Postkarten kaufen kann, Armreifen, Kerzen, Räucherstäbchen und natürlich alles, was man für eine Opfergabe braucht.

Die Pilgerer verbringen teilweise den ganzen Tag hier, es ist daher normal, dass sie ihr Essen mitbringen und unter der Außenarkade verspeisen. Oder sich an einem der Essenstände etwas kaufen. An jeder Ecke findet ein Ritual oder eine Zeremonie statt. Ich beobachte, wie ein junges Paar quasi verheiratet wird. Viele Ehen in Indien werden nur im Tempel geschlossen, den Gang zum Standesamt braucht es nicht.

madurai, hochzeit
Die Braut ist festlich geschmückt – die Zeremonie findet jedoch fast beiläufig statt

Ich treffe auf eine Gruppe Männer, mit orangefarbenen Lunghis (den Tücher, die um die Hüften gebunden werden), sie kommen aus einem der Schreine, die für mich als Nicht-Hindu nicht zugänglich sind. „Ma’am, one selfie please.“ Inder lieben Selfies, egal ob Touristen oder Pilger. Okay, schießen wir ein Selfie. Ich ziehe mich in ein ruhigere Ecke zurück, vor den beiden Shiva Lingams, die mit Kreidestaub überzogen sind und von denen einer aussieht wie ein Phallus. Vor mir sitzen zwei Männer und meditieren. Sie tragen Business-Outfit. Ich sehe sie später in ihr Smartphone sprechend wieder. In Indien geht man in der Mittagspause mal schnell zum beten und meditieren in den Tempel wie in Deutschland in die Reinigung oder zum Friseur.

Madurai-Selfie
Ich mache ihnen die Freude eines Seflies

Auch eine der Sicherheitsbeamtinnen zieht sich für einige Minuten aus ihrem Dienst zurück. Barfuss, den Walkie-Talkie an ihrem Gürtel, umrundet sie den Shiva Lingam mehrfach und murmelt dabei ein Gebet. Danach geht es zurück zum Dienst. Natürlich darf der Tempelelefant nicht fehlen – ich habe Glück und laufe der betagten Dame über den Weg. Die Berührung mit dem Rüssel ist eine Segnung. Vielleicht bringt sie mir Glück.

Madurai-Fruits
Der Geruch im Tempel ist ein Gemisch aus Räucherstäbchen, Blumen, Früchten und auch Elefantenkot

Fazit: Thanjavur und Madurai ein absolutes Muss in Tamil Nadu und Indien

Insbesondere der Besuch im Meenakshi Amman Tempel in Madurai gehört für mich zu den Highlights der Reise durch Tamil Nadu in Indien. Ich wollte schon seit Jahren herkommen, jetzt hat es endlich geklappt! Ich könnte stundenlang an Orten wie diesem verbringen. Nicht nur wegen der imposanten Architektur, sondern vor allem wegen des bunten, lebhaften Treibens, das einen so tiefen, interessanten Einblick in die hinduistische Kultur gibt. Priester, die auch nur Menschen sind und in ihr Smartphone plappern, Pilger, die ein Foto nach dem anderen schießen, sich vor den Statuen ablichten und Selfies mit Touristen wollen. Undenkbar in unseren Kirchen. Mir gefällt die Lebendigkeit hier.

tamil nadu indien
Auf ein Wiedersehen mit dem lebendigen Madurai und Thanjavur – und vielleicht noch vielen anderen Orten in Tamil Nadu (Credit: Veera Jayanth – Unsplash)

Das Land der Tempel heißt natürlich nicht nur wegen dieser beiden Tempel so – ihr könnt ein halbes Jahr damit verbringen, alle Tempel in Tamil Nadu zu erkunden. Wenn ihr euch für die spannende Kultur interessiert und mehr über Hindu-Mythologie erfahren wollt, dann schreibt uns und wir planen euch eine inspirierende und lehrreiche Reise ins Land der Tempel und darüber hinaus!

Strandleben rund um Pondicherry in Indien

Alexandra Lattek hat mit India Someday eine aufregende Tour durch Indien unternommen und berichtet in ihren Artikeln von ihren Eindrücken. Hier geht es um die Strände rund um die ehemals französische Stadt Pondicherry. Auch wenn es im Bundesstaat Tamil Nadu keine Badekultur gibt, wie wir sie kennen, stellen die wunderschönen Strände rund um Pondicherry Indien im besten Licht dar! Aber schaut selbst!

Wer in Indien einen längeren Strandurlaub machen möchte, wird nicht unbedingt Pondicherry als Ziel wählen. Goa, Gokarna und Varkala heißen die Strandparadiese im Süden und Südwesten des Landes, die vor allem Rucksackreisende in Scharen anziehen. Wer es sich leisten kann, fliegt nach Port Blair und steckt seine Füße in den pudrigen Sand der Andamanen, die immer noch ein Geheimtipp sind. Oder mietet sich nach einem Besuch in den Backwaters in Kerala in einer der reizenden Unterkünfte am Marari Beach in der Nähe von Alleppey ein.

Bei einem Besuch in Pondicherry lohnt es sich jedoch, neben der Erkundung der klassischen „Spots“ wie White Town, dem Sri Aurobindo Ashram und Auroville, die Lage am Meer zu nutzen und zumindest ein paar Stunden an einem der umliegenden Strände zu verbringen. Das haben jedenfalls meine französische Co-Bloggerin Aminata und ich während unseres Besuchs in Pondicherry gemacht.

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Der Stadtstrand in Pondicherry bringt eine angenehme Brise und lässt die Blicke der Flanierenden weit schweifen. Foto: Alexandra Lattek

Die Strandpromenade

Den letzten Meerblick hatten wir zum Start unserer Reise in Bombay. Nach fast zwei Wochen mit dem Zug und Bus quer durch das Land von der West- zur Ostküste des Subkontinents haben wir uns riesig darauf gefreut, ein paar Tage am Meer zu verbringen. Kaum in Pondicherry angekommen, zog es uns dann auch direkt in die Goubert Avenue. Dort liegt der gut ein Kilometer lange Stadtstrand von Pondicherry.

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Die Promenade mit französischem Flair zieht die meisten Besucher an. Foto: Alexandra Lattek

Schon bei unserem Spaziergang durch das schachbrettartig angelegte französische Viertel konnten wir immer wieder das blaue Meer hervor blitzen sehen in den Richtung Meer angelegten Straßen. Die Goubert Avenue, auch als Beach Road bekannt, ist verkehrsberuhigt, so dass man hier unbehelligt von dem für indische Städte üblichen Verkehrschaos herumbummeln kann.

Apropos typisch für Indien: Wenn nicht die große Statue des großen indischen Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi wäre, könnte man sich hier genauso gut in einem nordfranzösischen Strandbad wähnen. Die Straße wird von weiß getünchten Kolonialvillen gesäumt, die heute größtenteils Hotels beherbergen. Auch das alte Rathaus befindet sich hier. Am Ende der Promenade wartet das Le Café mit Café au lait und französischer Pâtisserie sowie einer luftigen Terrasse mit Seeblick. Das Café hat übrigens rund um die Uhr geöffnet, während die meisten Lokale in Pondicherry gegen 23.00 schließen.

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Die Promenade ist ein Treffpunkt für Familien, Freunde und Verliebte. Foto: Alexandra Lattek

Schwimmen tut niemand am Promenade Beach. Das ist alleine schon wegen der Wellenbrecher etwas schwierig. Die meisten kommen zum Flanieren und eine Brise salzige Meerluft schnuppern hierher. Vor allem am späten Nachmittag und am Abend, wenn es nicht mehr ganz so heiß ist, werden Kind und Kegel eingepackt und die Selfiesticks und Smartphones ausgepackt, schließlich möchte man doch eine Erinnerung für’s Familienalbum.

Pondicherry indien
Abends wird außerdem die Straße für Fahrzeuge gesperrt, sodass man ganz in Ruhe am Wasser entlang schlendern kann. Foto: Alexandra Lattek

Serenity Beach

Wer eine Runde schwimmen möchte, ist besser mit dem Serenity Beach bedient. Der liegt auf dem Weg nach Auroville. Wer sich einen palmengesäumten Strand wie in Südgoa vorstellt, an dem die westlichen Touristen in knappen Bikinis und Badehosen auf Hotelliegen in der Sonne brutzeln, wird hier allerdings ein anderes Bild vorfinden. Dutzende bunt gestrichene Boote weisen darauf hin, dass es sich in erster Linie um einen Fischerstrand handelt, wie übrigens die meisten Strände in Indien. Im Wasser springen ausschließlich Jungen und Männer herum. Die Mädchen und Frauen wagen sich nur mit den Füßen hinein, bleiben ansonsten – angezogen und mit einem Schirm gegen die Sonne bewaffnet – lieber am Rand stehen und beobachten das Ganze aus der Ferne.

Serenity Beach
Die bunt gestrichenen Fischerboote liegen dicht and dicht und warten auf die nächste Ausfahrt. Foto: Alexandra Lattek

Für einen Fischerstrand ist der Serenity Beach erstaunlich sauber. Es gibt sogar ein paar Restaurants und mit Palmenblättern bedeckte Hütten mit Strandbars. Der Serenity Beach scheint zu jenen Orten in Südindien zu gehören, die ihr Image als Fischerdorf ablegen und sich für Touristen aufhübschen wollen. Doch dies scheint noch nicht ganz angekommen zu sein bei den Reisenden, die Lokale sind alle recht verwaist. Vielleicht ändert sich dies in der Hauptsaison, die im November beginnt.

Pondicherry Indien
Auch die Füße von den Wellen umspülen zu lassen, sorgt für eine angenehme Erfrischung. Foto: Alexandra Lattek

Auro Beach

Ebenfalls gut zu verbinden mit einem Besuch in Auroville ist der Auro Beach. Wie der Name schon erahnen lässt, liegt der Auro Beach einen Katzensprung von der „Stadt der Morgenröte“ – Auroville – entfernt. Mit dem relativ flachen Wasser und dem leichten Wellengang gehört der Auro Beach zu den beliebtesten Stränden zum Schwimmen in der Gegend um Pondicherry in Indien. Doch auch hier fiel ein Teil des Strandes dem Bau von Wellenbrechern zum Opfer.

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Nicht weit entfernt von Pondicherry findet ihr den Auro Beach, der nach Sri Aurobindo benannt ist. Foto: Alexandra Lattek

Anstelle von Strandliegen findet man hier ebenfalls Fischerboote. Von den Touristen und Aurovilleanern, die hierherkommen, lassen sich die einheimischen Fischer ebenso wie am Serenity Beach nicht stören. Dennoch oder gerade deswegen ist dies ein wunderbarer Ort, um den Sonnenaufgang oder den Abend zu genießen.

Auro beach
Auch hier treffen Menschen in der Abenddämmerung zusammen, um die sanfte Brise zu genießen (Credit: Ashwini Chaudhary – Unsplash)

Paradise Beach

Laut Trip Advisor gehört der Paradise Beach zu den zwölf besten Stränden nicht nur in Pondicherry, nein in Indien. Wir wollten herausfinden, ob dieser Strand wirklich so paradiesisch und schön ist wie beschrieben. So haben wir uns mit einer Rikscha aufgemacht zu der acht Kilometer außerhalb der Stadt gelegenen Anlegestelle, von der die Boote zum „Paradiesstrand“ lostuckern. Zusammen mit indischen Klein- und Großfamilien und eingepackt in eine Schwimmweste – hoffentlich ist das Boot seetauglich! – sind wir dann ins Paradies geschippert. Wenn nicht die grauen Wolken gewesen wären, die leider an diesem Tag den Himmel bedeckten, hätten wir hier wirklich ein kleines Paradies vorgefunden. Ein langer, breiter, sauberer Sandstrand, von Palmen gesäumt und viel, viel Platz, um ungestört ein paar Stündchen zu dösen. Es gibt sogar ein paar festinstallierte Sonnenschirme.

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Aminata und ich genießen die kleine Bootsfahrt und sind gespannt, was uns am Paradies Beach erwartet. Foto: Alexandra Lattek

Nach Schwimmen ist uns trotzdem nicht. Dies scheint auch am Paradise Beach eine männliche Domäne zu sein. Den Bikini in unseren Rucksäcken hätten wir getrost in unserem Guest House lassen können, abseits von Goa, Gokarna und Varkala ist das hierzulande für Frauen nicht das richtige Strandoutfit. Wenn die Inderinnen schwimmen gehen, tun sie dies in voller Montur, egal, ob sich der schöne Sari dabei mit Salzwasser vollsaugt oder der Salwar Kameez hinterher völlig versandet ist. Zwar gibt es am Paradise Beach sogar Umkleidekabinen und Duschen, doch mit meiner Tunika und Pluderhose schwimmen zu gehen kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Doch einfach mal ein paar Stunden ohne Gehupe und „Ma’am, come into my shop“ im warmen Sand zu liegen, den rauschenden Wellen zu lauschen und sich die salzige Luft um die Nase wehen zu lassen, war schon Erholung genug. Bis die Busladung mit einer Jugendgruppe aus Tamil Nadu am Strand einfiel und ihr Lager ausgerechnet vor unseren Handtüchern aufschlagen müsste … Zeit für einen Ortwechsel!

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Mit dem feinen weißen Sand und dem flachen Wasser ohne Steine hat der Strand allemal Paradies-Potential. Foto: Alexandra Lattek

Für uns geht es wieder zurück nach Pondicherry. Wir haben noch viel vor und wollen uns ansehen, wie die Stadt koloniale Geschichte und Moderne verbindet. Denn tatsächlich in Pondicherry ist Indien mit seiner kolonialen Vergangenheit besonders deutlich zu spüren.

Wenn ihr gespannt seid auf französisches Flair an der Ostküste des Landes, dann schreibt uns und wir planen eure Reise nach Pondicherry und Indien. Schreibt uns einfach hier!

Mumbai oder Bombay in Indien – eine neue Perspektive

Wer, wenn nicht Alexandra, die Indien über alles liebt, wäre am besten geeignet über Mumbai zu berichten. Über eine Stadt, die oft der Gefahr einer einzigen Geschichte zum Opfer fällt, wie die Autorin Adichie es nennt (“The danger of a single story”). Denn mit der schieren Größe kommen auch viele Geschichten und Perspektiven. Alexandra ist in der Stadt auf unbekannten Pfaden unterwegs und beschreibt ihre Eindrücke für euch!

Bombay. Bombayyy. Einige Orte auf der Welt tragen Namen, die wie Musik in den Ohren klingen. Die schmeichlerisch sind und einen schon alleine mit ihrem Klang um den kleinen Finger wickeln. Bombay ist so ein Name für mich. Bom Bahia, die gute Bucht. So nannten die Portugiesen seinerzeit das einst kleine Fischerdorf auf dem schmalen Landstreifen, der sich vorwitzig ins Arabische Meer schiebt. Für mich wird Bombay immer Bombay bleiben, obwohl die „City of Dreams“, wie die Stadt auch genannt wird, seit 1996 offiziell Mumbai heißt, benannt nach der lokalen Gottheit Mumba Devi.

Für die meisten westlichen Neuankömmlinge ist die „Maximum City“ mit ihren 16 Millionen Einwohnern zunächst einfach nur respekteinflößend. Der Verkehr scheint noch chaotischer als anderswo in Indien, die Menschenmassen noch größer, der Kontrast zwischen glitzerndem Reichtum und hoffnungsloser Armut noch extremer. Ja, Bombay in Indien fordert und kann einen überfordern. Aber Bombay fasziniert gleichermaßen. Mich hat die Stadt bei meinem ersten Besuch vor einigen Jahren direkt in ihren Bann gezogen. So wie Bewohner von Bombay, die ihre Stadt lieben. Sie sind stolz auf ihre Stadt und können sich nicht vorstellen, woanders zu leben.

Bombay indien
Bombay ist eine der wenigen Städte in Indien mit richtig hohen Wolkenkratzern Foto: Alexandra Lattek

Bombay abseits der klassischen Sehenswürdigkeiten

So wie Soraya und Fabia, Mutter und Tochter, bei denen ich während meines aktuellen Besuchs mit India Someday zwei Tage zu Gast sein durfte. Soraya stammt aus Südindien und lebt bereits seit 35 Jahren in Bombay. Ihre Tochter Fabia wurde in Frankreich geboren und ist in England zur Schule und Universität gegangen. Nach ihrem Examen zog es sie jedoch zurück nach Bombay. Sie liebt das Leben hier, genau wie ihre Mutter, die Französisch an einer internationalen Schule unterrichtet. Die beiden teilen nicht nur ihre liebevoll eingerichtete Wohnung im neunten Stock eines Apartmenthauses in Central Bombay und den einzigartigen Blick ihrer großen Dachterrasse mit ihren Gästen, sondern auch ihre Lieblingsorte.

 

dachterrasse ausblick
Ich kann gar nicht genug bekommen von diesem atemberaubenden Ausblick von ihrer Dachterrasse. 

Orte, die man als „normaler“ Tourist nicht unbedingt zu sehen bekommt. Orte abseits des Touristenviertels Colaba mit dem Colaba Causeway, dem Gateway of India, dem Taj Mahal Palace Hotel, dem legendären Café Leopold und dem Regal, einem der ältesten Filmtheater der Stadt. Abseits des Fort-Viertels mit der St. Thomas Cathedral, dem Victoria Terminus und dem vormaligen Prince of Wales-Museum, das heute Chhatrapti Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalay heißt. Und abseits des Chowpatty Beach am oberen Ende des Marine Drive, einer Institution in Bombay, an dem sich am Abend und am Wochenende Jogger, Familien und gerne auch Liebespärchen treffen, um spazieren zu gehen und den Blick auf das Arabische Meer und die Hochhäuser von Malaber Hill zu genießen.

Mumbai Central
Ich bin nun aber abseits dieser Sehenswürdigkeiten unterwegs, um ein anderes Bild der Stadt zu bekommen. Foto: Alexandra Lattek

Auf Nachbarschaftsbesuch rund um den „Baby Garden“ in Mumbai Central

Ich hatte das Glück, einen Tag mit Fabia und Soraya verbringen zu dürfen und Einblicke in „ihr“ Bombay in Indien zu bekommen. Das Zuhause der beiden liegt in der Nähe des Bahnhofs Mumbai Central, direkt gegenüber des „Baby Garden“, einem hübschen, kleinen Park, in dem schon frühmorgens die Vögel tschilpen und die bunten Papageien herumkrächzen. Der Baby Garden liegt in einer muslimisch geprägten Nachbarschaft und ist Frauen und Kindern vorbehalten. Am Freitagvormittag ist hier wenig los. Die Kinder sind in der Schule, die Frauen beim Einkaufen im benachbarten Markt. Parsische Händler, die man an ihrer Kopfbedeckung erkennt verkaufen Schmuck und Haushaltswaren sowie frisches Obst und Gemüse. Nebenan sitzt ein Mann im Schneidersitz und reiht orangefarbene Blüten auf eine Schnur auf, die als Opfergabe für den Besuch in den örtlichen Hindutempeln verkauft werden.

Die Fischhalle ist gänzlich von Frauen dominiert. Sie gehören den Koli an, erklärt mir Fabia. Koli ist der alte Name der Fischergemeinde, die ursprünglich die sieben Inseln bewohnt hat, auf denen sich das heutige Bombay erstreckt. Es geht gemütlich hier zu. Zwischen dem Abwiegen von Pomfret und frischen Shrimps bleibt genug Zeit, einen Chai zu trinken und ein wenig zu schwatzen.

Bombay indien
Geschickt fädelt er die Blumen zu einer Kette auf und freut sich als ich ihn frage, ob ich ihn fotografieren darf. Foto: Alexandra Lattek

Wieder draußen sehen wir große Gerüste aus Bambus. Das Viertel wappnet sich für Ganesh Chaturthi, das zehn Tage dauernde hinduistische Fest, das anlässlich des Geburtstages des Elefantengotts Ganesha gefeiert wird. Überall werden Statuen des dickbäuchigen Gottes aufgestellt, die am letzten Tag zum Meer getragen und dort versenkt werden. Schon Wochen vorher werden in kleinen Werkstätten Ganesha-Statuen hergestellt und bemalt. Der Ganesha-Künstler aus Fabias und Sorayas Nachbarschaft macht gerade ein Mittagsschläfchen, als wir bei ihm vorbeischauen. Doch wir haben Glück und wir dürfen eintreten, um die kunterbunten Statuen zu bewundern.

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Zunächst werden die Statuen aus Lehm geformt, bevor sie dann wunderschön bunt bemalt werden. Foto: Alexandra Lattek

Wir gehen weiter, vorbei an der größten Moschee des Viertels. Später, so gegen eins, sei die ganze Straße voller Männer, die zum Freitagsgebet hierher kommen, erklärt Fabia. Vielleicht haben wir an anderer Stelle Gelegenheit, dies zu sehen, es gibt unzählige Moscheen in Bombay. Zuvor statten wir noch der Synagoge im Viertel einen Besuch ab. Leider bleibt uns der Eintritt in das alte Gebäude verwehrt. Der Zutritt ist den Mitgliedern der Gemeinde vorbehalten.

Bevor wir in ein Taxi steigen, dass uns zu unserer nächsten Station bringt, kommen wir an einem etwas von der Straße zurück versetzten Haus vorbei, mit wunderschönen Ornamenten verziert. Das Haus wird von Parsi bewohnt, einer gebildeten und meist sehr wohlhabenden, uralten religiösen Gemeinschaft, die der Lehre des Zoroastrismus folgen und bereits im 8. Jahrhundert aus Persien nach Indien gekommen sind.

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Bevor es weitergeht, erstmal eine frische Kokosnuss zum Löschen unseres Durstes. Foto: Alexandra Lattek

Bombay – eine multireligiöse Metropole

Dr. Bhau Dadji Lad Museum

Eigentlich mag ich bei Stadterkundungen lieber draußen herumlaufen anstatt in ein Museum zu gehen. Doch der Besuch im Lad Museum, dem früheren Victoria and Albert Museum, das nach seiner kürzlichen Renovierung in neuer Pracht erscheint, hat sich definitiv gelohnt. Nicht nur wegen der wunderschönen, palladinischen Architektur des eleganten Gebäudes. Ich erfahre hier interessante Einzelheiten über die Entstehung der Stadt und verstehe, warum Bombay in Indien heute eine solch bunte, multireligiöse Metropole ist.

Zur Blütezeit der East India Company zog Bombay Geschäftsleute aus allen Ecken und Enden des Landes an, unter anderem Geschäftsleute aus Goa, Kaufmänner aus Gujarat, muslimische Weber und die Parsen. Sie alle kamen hierher, um am Boom Bombays teilzuhaben. Noch heute hat die Stadt eine magnetische Wirkung und viele Menschen, die aus anderen Landesteilen hierherkommen, erhoffen sich hier ein wirtschaftlich besseres Leben.

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Das Gebäude lockt mit britischem Charme (Credit: Andres Romanos – Flickr)

Mather Pakkady

Unser nächstes Ziel heißt Mather Pakkady, ein Viertel, in dem goanische Christen leben. Auf dem Weg dorthin passieren wir die katholische Gloria Church, einen iranischen Friedhof und eine wunderschöne Moschee, und dies alles innerhalb eines Quadratkilometers. Mather Pakkady liegt ein wenig versteckt in Byculla, wir fragen uns durch. Und befinden uns plötzlich in einer völlig anderen Welt. Die „Sounds of Mumbai“ scheinen von der einen Sekunde auf die andere zu verstummen. Kein Hupen, kein Autolärm, nur Stille zwischen den im goanischen Stil erbauten Häusern, auf deren Briefkästen portugiesische Namen wie Mascarenhas zu lesen sind.

Obwohl die Häuschen zum Teil etwas baufällig wirken und einen Anstrich gebrauchen könnten, sind die Hauspreise in dieser Ruheoase in den vergangenen Jahren exorbitant gestiegen. Es leben viele Notare, Anwälte und Ärzte hier, alles Nachfahren goanischer Christen. Bombay, wahrhaftig eine multireligiöse Metropole.

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Sofort fühle ich mich wie nach Goa versetzt inmitten der niedlichen Häuser und der Ruhe vom Getöse der Stadt. Foto: Alexandra Lattek

Alles spielt sich auf der Straße ab

Wie in vielen anderen indischen Städten, findet auch in Bombay das Leben auf der Straße statt: Hühneraugeentferner, Tattookünstler, Ohrenreiniger und Barbiere, alles was man sich nur vorstellen kann. Während man im Westen zum Haareschneiden in einen Friseursalon geht und sich seine Hühneraugen beim Arzt entfernen lässt, kann man dies in Bombay in Indien alles „on the go“ auf der Straße erledigen, ohne Termin versteht sich.

An der Hauptstraße vor dem Zoo, in dem das Lad Museum beherbergt ist, haben sie alle ihre kleinen Stände aufgebaut: Der Hühneraugenentferner, der mich überzeugen möchte, meine Füße näher zu inspizieren und der auch Pediküre anbietet, die beiden Ohrenreiniger, die auch gerne ein Geschäft mit mir machen möchten und die in orange gekleidete, korpulente Dame mit Pistole in der Hand. Ein kleines Tattoo gefällig? Auch das Surren ihrer Maschine und die Papiere mit Motiven, die vor ihr liegen, können mich nicht überzeugen, ein gestochenes Souvenir aus Bombay mitzunehmen. Der Frisör ist zum Glück beschäftigt, er hätte mir sonst sicherlich gerne meine langen Haare abgeschnitten.

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Ich frage mich, wie viele Tattoos sie wohl am Tag sticht…Foto: Alexandra Lattek

Street Food – Bombay Sandwich, Pav Bhaji und Pani Puri

Auf der Straße werden in Bombay in Indien nicht nur Haare geschnitten und Ohren gesäubert, es wird auch gegessen und getrunken. An jeder Ecke locken andere Köstlichkeiten – frisch aufgeschnittene Papaya und Wassermelonen, erfrischendes Fresh Lime Soda, klassische „Bombay Sandwiches“, das ist Toast mit einer Art vegetarischem Burger, Gurke und einer weißen Soße. Es gibt aus gestoßenem Eis hergestelltes Eis am Stil, das in Sirups mit verschiedenen Geschmacksrichtungen getaucht wird und in das die Mädchen in Schuluniform, denen wir begegnen, jeden Tag auf dem Weg nach Hause einen Teil ihres Taschengeldes investieren.

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Foto: Alexandra Lattek

Ein Besuch in Bombay ist nicht vollständig, ohne Street Food probiert zu haben. Doch für westliche Mägen kann es zuweilen eine Herausforderung sein, an einem der Straßenstände zu essen. Doch es gibt inzwischen eine ganze Reihe schicke Lokale, die an Street Food orientierte Gerichte anbieten. So wie das Swati. Das Restaurant in Mumbai Central ist so beliebt, dass die Leute draußen Schlange stehen, vor allem Frauen, die sich hier mit ihren Freundinnen zum Mittagessen treffen. Wir lassen uns auf die Warteliste setzen und 30 Minuten später sitzen wir tatsächlich bei köstlichen Pav Bhaji, Pani Puri, Panri Chutney und frischem Zuckerrohrsaft an unserem Tisch.

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Pav – das portugiesische Brötchen ist die Basis für das beliebteste Streetfood Bombays (Credit: Andreas Mariotti – Flickr)

Shopping im Bombay – zwischen High Fashion und Flohmarkt-Kuriositäten

Modemesse im National Sports Club of India

Schon bei Swagi konnte ich feststellen, dass die Damen der gehobeneren Bombayer Gesellschaft Mode lieben. Bombay ist Indiens Modehauptstadt, hier werden die Trends kreiert. Diesen Sommer trägt man Palazzo-Pants unter der Kurta, locker geschnittene, weit ausgestellte Baumwollhosen, am besten in Weiß. An diesem Wochenende eilen die Ladies zum NSCI, dem National Sports Club of India. Nicht etwa, um Sport zu treiben, sondern um Designermode zu shoppen auf einer der größten Modemessen des Landes. Wir mischen uns unter die Damen mit ihren riesigen Einkaufstüten, staunen über die mit Glitzer und Glitter bestickten Kleider, halten Seide und Brokat in den Händen und handgenähte Schuhe mit Blumenmuster. Wir sind jedoch tapfer und steigen ohne Shoppingtüten ins Taxi.

shopping
Oh, die Freuden des Shoppings! Uns ist es ganz schön schwer gefallen, nicht in Kaufrausch zu verfallen

Central Bazaar District

Ein paar Kilometer weiter warten bereits die nächsten Händler auf uns. In der Mutton Street im Central Bazaar District ist Flohmarkt, wie jeden Freitagnachmittag, wenn die Geschäfte der muslimischen Händler geschlossen haben. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Der einkaufsfreudige Kunde kann wählen zwischen alten Handys, Brillen, leeren Nutellagläsern, mechanischen Schreibmaschinen, alten Küchenutensilien, Radios und sonstigen Elektrogeräten. Für die Frauen gibt es Chapals, Schals und tonnenweise Schmuck. Nachdem wir mit einem heißen Chai Masala nach spezieller Rezeptur aufgetankt haben, überqueren wir die Mohammed Ali Road, wo sich ein Geschäft an das andere reiht. „Come and have a look“, dieser Spruch schallt uns an jeder Ecke ins Ohr. Es gibt schwarze Gewänder mit Goldstickerei für die muslimischen Frauen, Bäckereien mit feinsten Torten, Geschäfte mit exzellentem Parfüm.

Bombay indien
Wenn man es mal schafft, die Augen von dem Treiben auf dem Markt abzuwenden, so wird man auch über die wunderschöne Architektur der Mutton Street staunen können

Wir tauchen ein in das nächste Straßenlabyrinth. Die kleinen Straßen sind nach Gilde und Kaste beziehungsweise Religion unterteilt und jede ist auf eine bestimmte Ware spezialisiert. Von der Pyjamastraße wandern wir in die Haushaltswarenstraße. Und weiter Richtung Crawford Market, der im britischen Stil erbauten, ältesten Markthalle Bombays. Dort, wo einst die Briten ihre Einkäufe tätigten, kann man heute alles kaufen, was man braucht: Angefangen von Obst über Nüsse und Gewürze bis über Haustiere. Die kleinen Hunde und Kaninchen in den engen Käfigen tun mir irgendwie leid. Doch die Tiere finden immer recht schnell ein Herrchen oder Frauchen, erfahre ich.

Bombay markt
Nachmittags füllt sich der Markt mit vielen Kaufwütigen und rund um den Crawford Market herrscht einziges Chaos. Foto: Alexandra Lattek

Im Crawford Market shoppen wir tatsächlich, Pink Grapefruit und Papaya für unser Frühstück am nächsten Tag. Jetzt aber ab nach Hause, es war ein langer Tag. Unser Taxi quält sich durch den Feierabendverkehr. Das gibt mir die Chance, noch einen letzten Blick auf die Straßen von Bombay zu werfen, die Gerüche der Stadt einzuatmen, der unverwechselbaren Geräuschkulisse zu lauschen. Denn am nächsten Tag geht es schon weiter auf unserer Reise, nach Aurangabad. Bombay, ich vermisse Dich jetzt schon!

Bombay crawford market
Auch auf dem Crawford Market findet man alles, was das Herz begehrt – man muss nur wissen wo. Foto: Alexandra Lattek

Wenn euch der Bericht von Alexandra gefallen hat, schaut euch doch hier auch mal an, warum sie schon so oft in Indien war und was ihre Liebe für dieses fabelhafte Land ausmacht. Und wenn ihr nun auch Lust bekommen habt, die City of Dreams, Bombay in Indien zu besuchen, dann schreibt uns und wir helfen euch eine aufregende Reise zu planen, auf der ihr euch ein ganz eigenes Bild des Subkontinents machen könnt!

Festivalbesuch in Indien: Das Sula Fest

Barbara und Abbas von India Someday waren in Nashik, um das alljährliche Sula Fest zu besuchen. Schaut euch Barbaras Bericht über Wein, Musik und Mode an! Wenn ihr selbst das Sula Festival miterleben wollt, dann schreibt uns und wir organisieren einen Ausflug von Mumbai dorthin!

Meine erste Festival-Erfahrung in Indien: Das SulaFest im Februar 2015. Die Sula Vineyards sind ein indisches Weingut gelegen in Nasik, etwa 165 km nordöstlich von Mumbai, im Staat Maharashtra. Wie wohl indischer Wein schmeckt und die Feierstimmung bei so einer Veranstaltung im oft so konservativen Indien ist? Ich bin dabei definitiv positiv überrascht worden.

Sula Vineyards, Nasik, Maharashra
Sula Vineyards, Nasik, Maharashra

Anreise

Abbas, Mitbegründer von India Someday, und ich machten uns also voller Vorfreude auf den Weg nach Nasik. Wir waren mit dem Auto unterwegs, definitiv die bequemste Variante. Unsere Fahrt dauerte ca. 3 Stunden – Nasik ist also wirklich ein tolles Reiseziel auch für einen Ausflug übers Wochenende von Mumbai aus! Den Weg vom Parkplatz zum Festivalgelände fanden wir mit Leichtigkeit, er war super ausgeschildert. Die Vorfreude steigerte sich immer mehr, nun da wir viele andere Gäste trafen, die ausgelassen lachend und schwatzend ebenso auf dem Weg zum Festival waren.

Nasik ist von Mumbai aus gut zu erreichen – auch wenn ihr kein Auto habt. Oder euch einen Fahrer und Wagen nicht leisten könnt. Die preiswerteste Variante ist wohl mit dem Bus dorthin zu fahren, was etwa jeweils 5h dauert und ca. INR 500-600 pro Fahrt kostet. Eine Buchungsoption für den Bus findet ihr hier.

nasik, landschaft
Auf der Fahrt kommen wir an der schönsten Landschaft vorbei. Da Nasik in den Western Ghats liegt, ist es höher und auch grüner (Credit: Archana More – Unsplash)

Festival, Wein und Musik

Nun zum Festival selbst: Die Musik war sehr gut, die Größe perfekt, die Stimmung super und der Wein hat ebenfalls geschmeckt!

Auf den zwei Bühnen gab es ganz unterschiedliche Musik. Die Atmosphäre an der großen Bühne glich einem Amphitheater, in dem man auf Stufen oder auf dem Rasen rings um die Bühne sitzen konnte. Dort machten Acts wie Yes Sir Boss (UK), Cuban Beats All Stars (Kuba) oder Bombay Bassement (Indien) richtig Stimmung. Während auf der kleineren Bühne DJs auflegten, die uns dazu animierten das Tanzbein zu schwingen. Besonders gut hat uns Raimund (Deutschlan/ Goa) gefallen, der uns mit House und Elektro einheizte! 

Festivalbühne mit Konzerten und Modenschau auf dem Sula Fest 2015
Die Festivalbühne war während der Konzerte und der Modenschau ständig von Feiernden umringt

Die Atmosphäre war rundum angenehm, friedlich, mit gut gelaunten Menschen, die tanzten und Stimmung machten. Das international gemischte Publikum aus Jung und Alt trug zu einem vollen Erfolg des Festivals bei. Abbas und ich warfen uns ins Getümmel und hatten bei einem Gläschen Wein das ein oder andere nette Gespräch mit Menschen aus aller Welt.

Wer nicht nur wegen der Musik oder des Weines das Festival besuchen wollte, konnte an den verschiedenen Ständen leckere Snacks probieren oder Souvenirs, Mode und diverse Designgegenstände betrachten und kaufen. Denn der Hauptsponsor des Sula Fests war in diesem Jahr Vero Moda. Mode war also ein wichtiger Bestandteil des Festes. Die große Bühne wurde daher zwischendurch zum Laufsteg und ein Zelt zum Shop, in dem Begeisterte neues Inventar für den Kleiderschrank kaufen konnten.

Ein besonderer Tipp für das nächste Fest ist die Fotobox. Die Bilder hier bekommt ihr schon nach wenigen Minuten in die Hand gedrückt – eine wundervolle Erinnerung an die schöne Zeit. Das Ganze ist umsonst und ich konnte gar nicht genug bekommen. Leider konnte ich Abbas nicht überzeugen auf allen 100 Bildern (leicht übertrieben) mit mir zu posieren :).

Frisch gedrucktes Bild zum mitnehmen aus der Fotokabine beim Sula Fest
Frisch gedrucktes Bild zum mitnehmen aus der Fotokabine beim SulaFest

Wissenswert

Preise

Die Preise für Eintritt und Getränke/Essen entsprechen denen der Festivals in Europa – für indische Verhältnissse also schon recht hoch. Aber meiner Meinung nach waren sie angemessen und nicht völlig überteuert. Ein Tagesticket kostete online INR 1900 und vor Ort INR 2200. Für ein Zweitagesticket für Samstag und Sonntag war der Preis INR 3000.

Wenn man schon mal für einen Ausflug nach Nasik fährt, lohnt es sich für ein ganzes Wochenende zu bleiben. Denn auch wenn ihr nur einen Tag auf dem Festival verbringen wollt, dann könnt ihr in der restlichen Zeit die Gegend um Nasik herum erkunden. Naturliebhaber und Stadtüberdrüßige werden begeistert sein. Die umliegenden Berge sind wunderschön und gut geeignet für Wanderungen.

Unterkunft

Unterkünfte findet man entweder direkt bei den Sula Vineyards, wo ihr zelten könnt. Es gibt auch in der Nähe eine Menge Hotels, die günstiger werden, je weiter sie von den Weingärten entfernt liegen. Was mich besonders fasziniert hat, waren die Luxuszelte der Unterkunft Anjan Hills. Hier habt ihr einen fantastischen Ausblick auf die Berge ringsum und selbst für Outdoor-Muffel sind diese Zelte eine tolle Option, denn mit richtigem Bett und Bad gibt keinen Anlass zu Beschwerden. Zelten mal anders!

Zeltunterkunft in der Nähe des Festivals: Anjan Hills
Diese Zeltunterkunft der Anjan Hills liegt zudem in der Nähe des Festivals

UNSER Fazit über das Sula fest

Empfehlenswert ist das Sula Fest für alle Festival-Fans, Musik- und Weinliebhaber, Modeinteressierte oder auch Familien! Die Jahreszeit ist im Februar perfekt, denn das Wetter ist angenehm warm, aber nicht zu heiß. Abends kann es sogar etwas kühler werden, da Nasik 560 m über dem Meeresspiegel liegt.

Auf den Geschmack gekommen: Sula Fest 2015
Abbas und ich sind definitiv auf den Geschmack gekommen und prosten euch vom SulaFest 2015 zu

Wenn ihr nun Lust bekommen habt, auch einmal einen Ausflug in die Weingärten von Nasik zu machen oder sogar das nächste Sula Fest zu besuchen, dann schreibt uns einfach und wir planen euch eine abwechslungsreiche und aufregende Reise!

Let India Someday handle it and plan your best trip.

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