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Kumarakom – ein Paradies in den Kerala Backwaters

Alexandra Lattek ist mit India Someday nach Kumarakom in den Kerala Backwaters gereist. Sie ist von Kerala fasziniert und hat sich bereit erklärt, für uns über das kleine Örtchen Kumarakom zu schreiben – und natürlich auch für euch! Vielleicht schafft sie es ja, euch mit ihrer Begeisterung anzustecken. Schreibt uns und wir planen auch für euch eine tolle Reise in die Backwaters von Kerala!

„At what time do you want to have your tea?“ Hmmm. Ich überlege. Vielleicht so gegen halb vier, vier? Dann kann ich mich nach einer kleinen Runde Dösen auf einer der schaukelnden Liegen mit der nötigen Energie versorgen, um weiter an meinen Blogartikeln über die Kerala Backwaters zu arbeiten. Hätte ich gewusst, dass der Nachmittagstee hier immer mit einem Snack serviert wird, hätte ich mich bei den südindischen Köstlichkeiten, die ich zum Mittagessen bekommen habe, vielleicht etwas zurückgehalten.

Doch das fiel mir schwer. Denn Maria, die gute Seele des Hauses, kocht einfach zu gut. Mit ganz viel frischem Gemüse, das sie zum Teil selber anbaut. Blumenkohl, Bohnen, Erbsen, Kohl. Ganz einfache, traditionelle Gemüsesorten, die zu Hause in Deutschland eigentlich nie auf meinen Teller kommen, weil ich sie zu langweilig finde. Doch hier in Kerala wird sogar ein einfacher Weißkohl zu einem kulinarischen Vergnügen der besonderen Art. Das liegt zum einen an der Art der Zubereitung, zum anderen an der Vielfalt der Gewürze der südindischen Küche.

Kerala Backwaters
Hausgemachtes Essen ist in Indien immer am besten – und wenn es dann noch hausgemacht in Kerala gemacht wird, läuft jedem sofort das Wasser im Mund zusammen. Foto: Alexandra Lattek

Maria erklärt mir bei jedem Gericht, wie es zubereitet wird. Das Geheimnis: Chili. Und Kokosnuss. Die darf in der südindischen Küche nicht fehlen. Kokosnussmilch, Kokosnussraspeln, Kokosnussstücke. Kohl mit Kokosnussraspeln klingt für westliche Gaumen vielleicht zunächst etwas befremdlich. Nach süßsauer. Das mag ich persönlich nicht so gerne. Doch der Kohl mit Kokosnuss ist eine Wonne. Wie alles, was hier im Backwater Heritage, meinem Zuhause für die nächsten drei Tage, auf den Tisch kommt. Ich werde verwöhnt von Maria, die ihr Heim, ein über hundert Jahre altes Anwesen, zusammen mit ihrem Mann Xavier Joseph seit vielen Jahren mit ihren Gästen teilt und eines der beiden Häuser im Kolonialstil zu einem Homestay umgebaut hat.

Doch zurück zu meinem Nachmittagstee. Was für ein Luxus. Ich brauche noch nicht einmal meine gemütliche Schaukel mit den vielen weichen Kissen zu verlassen, auf der ich den Nachmittag halb liegend, halb sitzend verbracht habe mit Lesen und Schreiben. Und herumgetobt habe ich auch mit dem vierjährigen Sohn des Ehepaares aus Bangalore, welches das Wochenende hier verbringt. Der Junge dachte wohl, ich müsse mich doch langweilen mit meinem Laptop und meinem Reiseführer auf den Knien. Maria freut sich, als sie mir das Tablett bringt, mir den dampfenden Tee eingießt und meine strahlenden Augen sieht, als ich die Samosas erblicke. Nein, es sei keine große Arbeit, Samosas zuzubereiten, winkt sie ab. Der Teig sei in Nullkommanix gemixt, mit Gemüse gefüllt und ab ins siedend heiße Öl. Sie sind köstlich, ihre Samosas. Frisch, knusprig, die Gemüsefüllung ein Gedicht. Ich könnte mich daran gewöhnen, so bemuttert und bekocht zu werden. Und an die Idylle rings um mich herum sowieso.

Backwaters heritage home schaukel
Das Anwesen ist groß und an jeder Ecke findet sich ein kleines nettes Fleckchen, wo man gemütlich den Nachmittagstee genießen kann. Foto: Alexandra Lattek

Das Zirpen der Grillen und das Plätschern des Wassers

Auch wenn ich die Stadt liebe und ich mich an das Getute und Getöse in Indien schon längst gewöhnt habe, genieße ich die Stille der Backwaters – jenem weit verzweigtem Netz aus dutzenden von Flüssen, Seen, Bächen und Kanälen, das sich auf fast 2000 Quadratkilometern im Hinterland der Malabarküste im Süden Keralas zwischen Kochi und Kollam erstreckt. Es mag kitschig klingen, doch ich höre tatsächlich nur das Zirpen der Grillen und das Zwitschern der Vögel. Vielleicht aus der Ferne dann und wann das Geräusch eines Motorrads. Und das Geräusch, das entsteht, wenn jemand ein Paddel ins Wasser taucht. Doch ansonsten ist es still hier, am Ufer des Meenchali, jenem Fluss, der der indischen Schriftstellerin Arundhati Roy in ihrem preisgekrönten Roman „Der Gott der kleinen Dinge“ als Kulisse dient.

Und es gibt nichts zu tun. Der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Frische Luft zu tanken. Gut zu essen. Über das kleine Anwesen zu spazieren, die Nase in die duftenden Blüten zu halten oder sich mit einem Buch, einem Tee oder einem frisch gepressten Ananassaft auf eine der vielen Sitzgelegenheiten zurückzuziehen, zum Beispiel auf die Veranda. Von der Hektik Kottayams, der nächst größeren Stadt, ist hier in Kumarakom, einem kleinen Dörfchen am östlichen Rande der Backwaters, nichts zu spüren. Kumarakom ist ein Paradies für Vogelliebhaber, denn die Vögel lieben dieses Naturparadies mit seinen Mangroven, Kokosnussbäumen und den Flüssen und Kanälen genauso wie die in- und ausländischen Gäste, die die Kerala Backwaters als grüne Oase für sich entdeckt haben.

Kerala Backwaters
Ein kleines Boot in den Backwaters wird euch auch durch kleine Kanäle und Bäche tragen, die ihr mit einem großen Hausboot niemals befahren könntet. Foto: Alexandra Lattek

Die vielen Kanäle – Lebensader der Backwaters

Am Spätnachmittag, wenn es nicht mehr ganz so heiß ist, und die untergehende Wintersonne die Kanäle und Mangroven in ein mildes Licht taucht, verlasse ich meine Schaukel, und mache einen kleinen Spaziergang. Vorbei an bunten Häusern, vor deren Tür die Großmutter mit dem Enkel sitzt und den älteren Kindern beim Herumspritzen im Wasser zusieht. Vorbei an den Frauen, die bis zu den Knien im Wasser stehen und Wäsche waschen. Vorbei an dem jungen Mann mit dem Lunghi, der mit dem Flusswasser sein Motorrad wäscht, bevor er es wieder auf Hochglanz poliert. Vorbei an Vätern, die mit ihren Kindern die abendliche Dusche im Fluss nehmen.

Das Leben ist bunt und lebendig hier. Das Leben spielt sich am und im Wasser ab, der Hauptlebensader der Kerala Backwaters. Nach dem Frühstück am nächsten Morgen drehe ich eine Runde auf den Kanälen rund um das Anwesen. Einer der Angestellten von Maria und Xavier ist Besitzer eines der langen Holzboote, die hier in den Backwaters als Transportmittel genutzt werden. Wir schippern gemächlich durch die Mangroven. Die Uhren ticken anders hier. Selbst das Grüppchen junger Frauen, die mit ihren Laptoptaschen unter dem Arm und einem Schirm gegen die Sonne in der anderen Hand über den Kiesweg am Fluss entlang zur Hauptstraße gehen, um mit dem Bus zur Arbeit zu fahren, nimmt sich Zeit. Hektik gibt es genug im Leben. Hektik passt nicht in die Backwaters.

Kerala Backwaters
Mein Weg führt vorbei an einer alten Frau, die ihre Wäsche in den Backwaters wäscht – und sie schenkt mir ein wunderbar herzliches Lächeln als ich frage ob ich sie fotografieren darf. Foto: Alexandra Lattek
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Foto: Alexandra Lattek

die Backwaters mit der Reisbarke erkunden

Ich halte Ausschau nach den Kettuvalam, den zu Hausbooten umgebauten Lastkähnen, auf den früher vor allem Reis transportiert wurde. Doch von meinem letzten Besuch in Kerala 2011 erinnerte ich mich, dass die Kettuvalam nur auf den breiteren Wasserstraßen und den Seen verkehren konnten, die Kanäle sind zu schmal. Ein Tag auf einem solchen Luxushausboot zu verbringen und sich mit einem Masala Chai oder Fresh Lime Soda in der einen und einem Teller heißer Banana Fritter in der anderen Hand durch die Backwaters schippern zu lassen, gehört eigentlich zu einem Keralabesuch unbedingt dazu. Sowohl von Kottayam als auch von den anderen beiden größeren Orten hier, Kollam und Alleppey, kann man mehrstündige Bootsfahrten unternehmen. Oder sich sogar für 24 Stunden einmieten und auf dem Hausboot in den Kerala Backwaters übernachten.

Kettuvalam
Auf den Kanälen, die breit genug sind, können die Kettuvalam ungehindert fahren. Foto: Alexandra Lattek

Eine Gruppentour, bei der von 20 bis zu 25 Gäste auf ein Boot gepfercht werden, man nach drei Stunden und einer frischen Kokosnuss später wieder an Land ausgeladen wird, hinterließ bei mir jedoch den Geschmack einer Butterfahrt, als ich 2011 mit meinen Mit-Yogis aus dem Sivananda-Ashram in Neyaar Dam in Kottayam auf eine solche Reisbarke stieg. Ein Boot für einen ganzen Tag zu mieten ist definitiv die bessere Empfehlung. Dies hat jedoch seinen Preis, da man die Crew mit bezahlen muss und fürstlich mit köstlichem Essen versorgt wird. Für eine langzeitreisende Einzelperson mit begrenztem Budget nicht ganz ohne. Damals hatte ich das Glück, mich zumindest für einen halben Tag bei einem amerikanisch-tibetischen Pärchen als „Untermieter“ einquartieren zu können. Ein wunderbarer Tag, den wir zwischen Hängeschaukeln und Daybeds auf dem Dach der Barke verbracht haben. Ich konnte noch den Sonnenuntergang mit besagten Banana Fritters genießen, bevor das Boot seinen Liegeplatz für die Nacht ansteuert und ich von Bord musste.

Kettuvalam
Die ehemals zum Transport von Reis genutzten Barken befahren heute als Luxuskähne die Backwaters. Foto: Alexandra Lattek

Durch Kumarakom mit dem Mountainbike

Ich hatte mich dieses Mal gegen das Abenteuer Hausboot entschieden. Ich wollte die Tage an Land genießen und in das Leben im Dorf eintauchen. Bevor ich abgereist bin, habe ich meine Nachbarschaft noch mit dem Fahrrad erkundet. Vorbei an riesigen, üppigen, grünen Reisfeldern. Vorbei an gepflegten, alten Häusern, die aus der Kolonialzeit stammen und die heute nur noch am Wochenende oder in den Ferien von wohlhabenden Familien als Refugium genutzt werden. Vorbei an kleinen Kiosken, an denen die Kinder sich “Chocolates” kaufen oder die Hausfrau ein Päckchen Waschpulver beziehungsweise Waschseife.

Ich traf auf lauter lachende Gesichter. Die Frauen, denen ich begegnete, fanden es offenbar komisch, eine blonde, weiße Frau mit Kamera um den Hals auf dem Fahrrad herum radeln zu sehen. Hier sind alle zu Fuß unterwegs. Oder mit einem Boot auf dem Wasser der Backwaters. Die Kirchenglocken läuteten. Der Großteil der Bewohner hier sind Christen, wie in ganz Kerala. Meine Gastfamilie hatte mich eingeladen, sie Mittags in den Gottesdienst zu begleiten. Doch leider musste ich mich schon wieder verabschieden von diesem kleinen Paradies. Denn meine nächste Station wartete schon auf mich – Fort Cochi.

mit Fahrrad durch Kumarakom
Das Fahrrad konnte ich im Homestay ausleihen – der Anblick einer weißen Frau auf dem Fahrrad war für die meisten Einheimischen jedoch offenbar ein seltenes Ereignis. Foto: Alexandra Lattek

Ob ich die rasante Fahrt mit dem lokalen Bus überlebt habe und wie ich dort meine Tage verbracht habe, erzähle ich Euch im nächsten Artikel, in dem ich von dem vielfältigen Fort Kochi erzähle.

Wenn ihr nun selbst Lust habt, Kumarakom mit dem Fahrrad zu erkunden oder die Kerala Backwaters auf einem alten Reiskahn zu entdecken, dann schreibt uns hier und wir machen es möglich.

Grün, grüner, am grünsten: die Teeplantagen von Munnar

Alexandra berichtet von ihrer Reise durch Kerala und beschreibt in diesem Artikel die wunderbare Atmosphäre in Munnar, wo Teeplantagen die Hügel  mit einem strahlenden Grün überziehen. Lasst euch von ihrem Bericht inspirieren und wenn ihr Lust habt, die Schönheit Keralas selbst zu entdecken, dann schreibt uns hier und wir helfen euch, eine unvergessliche Reise zu planen!

Wer an Tee aus Indien denkt, dem werden wahrscheinlich als erstes Darjeeling und Assam durch den Kopf schießen, die beiden großen, bekannten Teeanbaugebiete im Nordosten Indiens. Doch auch im Süden des Landes, hoch oben in den Bergen an der Grenze zwischen Kerala und Tamil Nadu, wird dieser in Teeplantagen angebaut. Die Region rund um die Hill Station Munnar, jeweils knapp vier Autostunden von Madurai auf der einen Seite der Western Ghats und Kochi auf der anderen Seite, ist das größte Teeanbaugebiet in Südindien. Und eines der am höchsten gelegenen der Welt – Munnar Bazaar, der Hauptort, liegt auf über 1600 m. Die Teeplantagen in den Hügeln rund um Munnar erstrecken sich sogar auf bis zu 2000 m.

munnar, teeplantagen
Durch die Höhe liegen die Teeplantagen oft in Wolken gehüllt (Credit: Ravi Pinisetti – Unsplash)

 

Als wir uns von Madurai mit dem Auto durch serpentinenartigen Straßen die Western Ghats hinauf kämpfen, können wir leider von der frischen Bergluft erst einmal nur träumen. Vor uns qualmt es aus dem Auspuff eines altersschwachen Linienbusses, den wir erst nach einem waghalsigen Überholmanöver passieren können. Bei unserem Teestop auf der Top Station, dem Umschlagplatz für den Tee aus Munnar, holt er uns wieder ein.

Egal, wir nähern uns danach auf einem Schleichweg unserem Homestay, in dem wir die nächsten zwei Tage verbringen werden. Und können dabei schon ein wenig erahnen, in was für einer grünen Oase wir gelandet sind. Als wir auf dem Balkon des Green Magic Home, einem idyllischen Privathaus mit fünf schönen Zimmern, unseren ersten Tee genießen – hier in Munnar trinkt man gesüßten Kardamontee ohne Milch – wissen wir: So kann das Paradies aussehen.

Munnar_View_Hills, teeplantagen
Die grünen Hügel rund um Munnar bieten Reisenden eine ruhige Oase abseits vom üblichen Trubel

frische Bergluft und heißer Kardamontee zum Aufwärmen

Zu unseren Füßen erstrecken sich kilometerweit grüne Flauschteppiche, auf der anderen Seite des Tales erheben sich einige majestätische Berge. Über das Tal ziehen ein paar Wolken, doch die stören uns nicht, denn wir sind über den Wolken. Es ist kühl hier oben und das erste Mal seit Wochen trage ich Socken und eine Fleecejacke. Nach der Hitze der Ebene in Chettinad und Madurai genieße ich es, frische, kühle Bergluft einzuatmen. Auch der am Spätnachmittag aufziehende Nebel stört mich nicht. Er gehört irgendwie dazu, denn die Pflanzen in den Teeplantagen lieben Feuchtigkeit, und die Nebelschwaden geben der Szenerie etwas mystisches. Außerdem kann ich meine Hände an dem großen Glas Tee aufwärmen, mit dem ich mich zusammen mit einer Portion feiner weißer und dunkler Schokolade zum Powerbloggen stärke. In Munnar wird nämlich nicht nur Tee angebaut, sondern auch Kakao, der in kleinen Manufakturen zu köstlichen Schokoladenspezialitäten verarbeitet wird.

Munnar Aussicht, teeplantagen
Auch wenn der Tag wolkenverhangen ist, so ist die ruhige und frische Atmosphäre doch sehr einnehmend. Foto: Alexandra Lattek

Ich stelle mir vor, wie es war, als vor 170 Jahren die ersten Briten Munnar für sich entdeckten, um der Hitze der Ebenen in Kerala und Tamil Nadu zu entfliehen. Sie werden mit ihrem Tee auf den Terrassen der kolonialen Bungalows gesessen haben, die heute zum Teil in Luxushotels umgewandelt, zum Teil Privathäuser sind. Die ersten Teepflanzen wurden von den Briten angebaut, heute befinden sich fast alle Teeplantagen im Besitz des Tata-Konzerns.

Der fährt seit einiger Zeit leider schwere Geschütze auf und gestattet es Besuchern nicht mehr, einfach so ohne Genehmigung durch die Teeplantagen zu spazieren. So werden wir leider bei unserem frühmorgendlichen Ausflug von einem Sicherheitsbeauftragten, der auf den Sandwegen zwischen den Plantageneinheiten mit dem Motorrad Patrouille fährt, kurzerhand weggescheucht. Auch die Erklärungsversuche und Bitten von Robin, unserem Landlord im Green Magic Home, und unserem Guide, helfen nicht.

Also müssen wir unseren Plan umwerfen. Wir erhaschen noch einen Blick auf die Teepflücker und -pflückerinnen, die sich wie bunte Tupfen in dem grünen Meer aus Teepflanzen bewegen. Das Teepflücken ist ein harter Job, bezahlt wird nach Gewicht und es ist Augenmaß und Präzision gefragt. Meistens wird eine solche Stelle von Generation zu Generation weitervererbt. Auch wenn die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen eindeutig verbesserungsbedürftig sind und es immer wieder zu Streiks kommt, sind die meisten Teepflücker hier dennoch dankbar für ihren Job.

Teeplantagen Munnar
Dieser Anblick erstreckt sich meilenweit vor unseren Augen

Kardamon, Kaffee und Kakao in den Wäldern rund um Munnar

Ich habe den Duft immer noch in der Nase. Von der zerriebenen Kardamonkapsel in meiner Hand. Und den Kakao- und Kaffeebohnen, die wir bei unserem Spaziergang von den grünen, saftigen Sträuchern pflücken. Ich denke an die Farben der  Blüten der Wildblumen, die hier überall wachsen. Und sehe den vorwitzigen Tausendfüßler vor mir, der todesmutig vor unseren Füßen den Weg überquert. Man kann in Munnar zwar auch richtig trekken gehen – mit dem Anamud, dessen Gipfel sich auf 2695 m erhebt, hat Munnar den höchsten Berg in Südindien – doch wir entscheiden uns nach dem geplatzten Ausflug in die Teeplantagen für eine kleinere Tour durch die umliegenden Wälder. Die jedoch auch nicht ganz ohne ist, denn durch den Regen in der Nacht sind die Wege matschig und glitschig und unser Guide ist ein Liebhaber von Abkürzungen.

Munnar sonnenuntergang
Munnar ist ein wahrers Paradies, auch wenn die Teeplantagen mal nicht zu sehen sind

Hinter den Kardamon-, Kaffee- und Kakaosträuchern blitzen uns immer wieder neugierige braune Augen entgegen. Es ist Erntesaison. Junge Mädchen, junge Frauen mit kleinen Kindern, ältere Frauen – als ich mich mit meiner Kamera nähere, schauen einige verschüchtert weg, die meisten verziehen ihr Gesicht zu einem herzlichen Lachen. Schön, wenn man trotz der körperlichen harten Arbeit trotzdem einen Grund zum Lächeln findet. Wenn ich den Kardamon aus Munnar, den ich ein paar Tage später in einem Großmarkt in Kochi gekauft habe, nach meiner Rückkehr zum Kochen verwende, werde ich sicherlich immer an diese Momente denken.

Munnar
In Munnar findet man nicht nur die berühmten Teeplantagen, sondern ebenso Kaffee, Kakao und Kardamom, die auch alle gepflückt sein wollen. Foto: Alexandra Lattek

Munnar Bazaar – nicht unbedingt sehenswert

Auch wenn es am Nachmittag in Strömen regnet, machen wir einen kleinen Ausflug nach Munnar Bazaar. Die Ansammlung von Kiosken und kleinen Geschäften entlang der mit Schlaglöchern und riesigen Pfützen übersäten Hauptstraße ist bei diesem Wetter noch weniger einladend als sonst, aber unser Guide hat uns den Mund wässrig gemacht. Und wir müssen unbedingt Schokolade einkaufen. Und Tee. Den trage ich inzwischen seit über zwei Monaten in meinem Rucksack mit mir herum. Ich freue mich schon, wenn ich ihn bald daheim in München probieren kann. Außer für einen kurzen Shoppingtrip kann man Munnar Bazaar getrost links liegen lassen. Statt dessen zieht man sich lieber wieder in sein gemütliches Homestay zurück so wie wir es dann gemacht haben. Für eine weitere Tasse Tee mit Blick auf die wolkenverhangenen Hänge, an die sich die Teeplantagen schmiegen.

P.S. Ich wünschte mir, ich hätte beim Bloggen nicht die ganze Schokolade auf einmal gegessen. Dann hätte ich mehr Platz für das wunderbare Abendessen gehabt, dass uns Robin im Green Magic Home zaubert. Keralische Köstlichkeiten – verschiedene Gemüsecurrys, alles mit einem Hauch Kokosnuss versehen, leckeres Daal und Chapattis frisch aus dem Ofen. Ein Grund, Munnar nochmals einen Besuch abzustatten!

Munnar teeplantagen
Das Abendessen im Homestay tröstet über das schlechte Wetter hinweg. Foto: Alexandra Lattek

Seid ihr nun bereit, euch selbst auf in ein Abenteuer in die Teeplantagen von Munnar zu stürzen? Dann schreibt uns und wir machen es möglich. Wir helfen euch nicht nur bei der Reiseplanung, sondern sind auch vor Ort für euch da!

Unsere Indien Reisetipps: von Hampi nach Kerala

India Someday ist eine indische Reiseagentur, die euch Indien fernab von Klischees und all-inclusive Urlaub näher bringen möchte. Wir geben euch die besten Indien Reisetipps und unterstützen euch nicht nur bei der Planung und Buchung eurer Reise, sondern sind auch vor Ort für euch da! Unser Mitarbeiter Lukas hat für euch beschrieben, wie ihr am besten von der beeindruckenden Ruinenstadt Hampi ins schöne Kerala kommt.

Hampi in Karnataka ist einer meiner Lieblingsorte in Indien, ich bin mir sicher, dass es euch genauso gehen wird. Die Jahrhunderte alten Tempel-, und Palastanlagen liegen verstreut in einer Wunderlandschaft aus außergewöhnlichen Felsformationen, Palmen und sattgrünen Reisfeldern.

Doch so schön Hampi auch ist, irgendwann ist leider die Zeit des Abschiednehmens gekommen. Aber Indien ist so vielfältig, dass ihr Hampi nicht lange nachtrauern werdet und gerne in schönen Erinnerungen schwelgen werdet. Einer der besten Indien Reisetipps ist Kerala. Der Staat im Südwesten des Landes wird nicht ohne Grund ‚Gods own Country‘ genannt und wurde von der National Geographic als eines der 10 schönsten Paradiese der Welt auserkoren! Kerala repräsentiert Indien von seiner besten Seite mit Traumstränden, den berühmten Backwaters, saftig-grünen Teeplantagen und beeindruckenden Nationalparks.

Ich stelle hier drei Optionen vor, um von Hampi nach Kerala zu kommen: Per Zug, Bus oder Flugzeug.

Urlaub in Indien: Zugreisen von Hampi nach Kerala
Hampi bietet fantastische Tempel zwischen unglaublichen Felsformationen

Die beste Zugverbindung zwischen Hampi und Kerala

Hampi – Mysore – Wayanad

Da Hampi eine historische Stätte ist, verfügt es über keinen eigenen Bahnhof. Der nächstgelegene Bahnhof ist Hospet Junction. Diesen könnt ihr von Hampi ganz einfach mit einem Bus erreichen und braucht dafür ca. 45 min. Das indische Schienennetz ist eines der größten der Welt und macht es für Reisende einfach, von A nach B zu kommen. Von Hampi (bzw. Hospet) nach Kerala gibt es allerdings keine Direktverbindung. Mit dem Hampi Express könnt ihr über Nacht nach Mysore fahren (ca. 12 Std.) und hier einen Zwischenstopp einlegen. Mysore ist übrigens eine schöne kleine Stadt mit einem ganz besonderen Flair, einem beeindruckenden Palast und einem trubeligen Marktleben. Mysore gehört neben Hampi zu meinen ganz persönlichen Favoriten unter der Indien Reisetipps. Es lohnt sich also auf dem Weg von Hampi nach Kerala ein wenig in Mysore zu verweilen.

Von Mysore gibt es eine Zugverbindung in den Norden Keralas nach Wayanad. Diese Fahrt dauert ca. 3,5 Stunden und bringt euch direkt in ein wahres Naturparadies mit grünen Hügeln und angenehmen Temperaturen.

Indien Reisetipps Mysore Palast
Der eindrucksvolle Palast in Mysore ist allemal sehenswert!

Hampi – Bangalore – Cochin

Möchtet ihr Mysore auslassen, fahrt nehmt ihr am besten den Hampi Express bis nach Bangalore, von wo aus ihr mehrere Möglichkeiten habt nach Cochin oder den Süden Keralas zu gelangen. Auch Bangalore ist einen Zwischenstopp wert – einst Stadt der tausend Seen genannt ist die Metropole noch immer erstaunlich grün. Durch die vielen Start-ups findet ihr hier ein ausgeprägtes Nachtleben, viele junge Leute und eine spannende Kunstszene. Bangalore ist of einer der Indien Reisetipps, der ein wenig unterschätzt wird.

An sieben Tagen pro Woche bringt euch der Bangalore – Ernakulam Inter-City Express nach Cochin. Er verlässt Bangalore City Junction um 06:15 Uhr und erreicht Ernakulam Junction (der beste Bahnhof für Cochin) um 17:00 Uhr. Die frühe Abfahrzeit wird entschädigt durch tolle Landschaften, die ihr an euch vorbeiziehen könnt!

bangalore, indien reisetipps
Bangalore ist eine Stadt, die die meisten Reisenden oft auslassen, weil sie nicht viele Sehenswürdigkeiten bietet – dafür hat die südindische Metropole einen ganz besonderen Charme

Hampi – Bangalore – Varkala

Wenn ihr etwas weiter südlich in Kerala ankommen wollt ist der Kanyakumari Express der Zug eurer Wahl. Auch dies ist eine tägliche Zugverbindung, allerdings handelt sich um einen Nachtzug. Er verlässt Bangalore um 20:00 Uhr und kommt am nächsten Morgen um 06:05 Uhr in Ernakulam an. Der Zug bringt euch aber auch zu den beliebten Reisezielen Varkala und Trivandrum. Der Endpunkt des Zuges ist der südlichste Punkt des Subkontinents, Kanyakumari, perfekt wenn ihr direkt zu den Stränden in Kovalam oder Varkala möchtet.

Urlaub in Indien, Kerala
Fischer an den Traumstrände Kovalams

Wie komme ich mit dem Flugzeug von Hampi nach Kerala?

Hampi selbst verfügt leider über keinen Flughafen. Der nächstgelegene Abflugort ist der Belgaum Airport (ca. 5h entfernt), allerdings gibt es hier keine Direktflüge nach Kerala. Praktischer finde ich daher über Bangalore nach Kerala zu gelangen.

Die beste Option, um von Hampi nach Bangalore zu gelangen ist meiner Meinung nach der Hampi Express, dabei handelt es sich um einen Nachtzug von Hospet nach Bangalore. Ab Bangalore gibt es täglich mehrere Flugverbindungen nach Kerala. Welchen der drei großen Flughäfen Keralas (Cochin, Trivandrum, Calicut) ihr am besten anfliegt, hängt davon ab, welchen Teil von Kerala ihr besuchen wollt. Die gute Nachricht ist, dass diese Flüge recht bezahlbar sind. Hier solltet ihr mit ca. 30-50€ pro Person und einer Flugzeit von einer Stunde rechnen.

Einer unserer Indien Reisetipps ist allerdings wo es möglich ist, Flüge zu meiden. Sie erhöhen die Kohlenstoffdioxid-Emissionen eurer Reise und euch entgeht eine authentische Erfahrung mit Zug oder Bus, bei der ihr die Landschaft seht und leicht mit Einheimischen in Kontakt kommen könnt.

Urlaub in Kerala
Ein Highlight in Kerala: Übernachtung auf einem Hausboot

Günstig aber umständlich: Mit dem Bus von Hampi nach Kerala!

Leider gibt es keine Direktbusse zwischen Hampi und Kerala. Daher bietet es sich an, mit einem KSRTC-Bus (Staatliche Busgesellschaft Karnatakas) oder mit Privatbussen nach Bangalore zu reisen. Von dort könnt ihr dann wie oben beschrieben per Zug oder Flugzeug weitereisen oder einen weiteren Bus zu eurem Zielort wählen. Die Busse fahren entweder von der Hampi Bus Junction oder der Hospet Bus Junction ab. Hierbei handelt es sich um Nachtbusse, die rund neun Stunden nach Bangalore benötigen und alle um 21:00 Uhr abfahren. Die Tickets können direkt vor Ort in Hampi erworben oder online gekauft werden. Oder ihr schreibt uns einfach und wir organisieren die Tickets für euch!

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Mit dem Bus in Indien unterwegs zu sein ist jedes Mal ein besonderes Abenteuer (Credit: Mohit Tomar – Unsplash)

Mit diesen Indien Reisetipps für eure Tour von Hampi nach Kerala solltet ihr gut vorbereitet sein. Wenn ihr dennoch Fragen habt oder Hilfe beim Buchen der Zug-, Bus- oder Flugtickets braucht, dann meldet euch bei uns! Wir helfen euch außerdem gerne auch bei allen anderen Aspekten der Reise, seien es Unterkünfte, Aktivitäten oder die Routenplanung!

Im Land der Tempel: Tamil Nadu in Indien

Alexandra berichtet in diesem Blogartikel wieder einmal anschaulich und macht Lust auf Reisen – vor allem in das Land der Tempel: Tamil Nadu in Indien hat besonders viele eindrucksvolle Tempel zu bieten. Schaut selbst, welche ihr auf keinen Fall verpassen solltet!

Tamil Nadu, im äußersten Südosten Indiens gelegen, mit Grenzen zu Kerala, Karnataka, Andhra Pradesh und dem Golf von Bengalen, trägt noch einen zweiten Namen: Land der Tempel. Und dies zurecht. Nirgendwo sonst in Indien gibt es so viele heilige hinduistische Stätten wie hier. Fast 33 000 Tempel sind es, die meisten von ihnen sind mindestens 800 Jahre alt, einige datieren sogar bis ins neunte Jahrhundert zurück. Mit ihren pyramidenförmigen Türmen, die in den Himmel ragen und die Wolken zu kitzeln scheinen, sind sie schon von weitem zu erkennen. Nicht zuletzt wegen ihres in vielen Fällen kunterbunten Anstrichs. Wenn sie nicht in ockerfarbenem Sandstein oder Granitfarben daher kommen, erstrahlen die mit Gottheiten und Figuren aus hinduistischen Mythen verzierten Türme in einem Mix aus blau, grün, türkis, gelb und rot. Vielleicht ein wenig kitschig, doch irgendwie passen sie zum farbenfrohen Tamil Nadu und Indien. Die kunstvollen Ornamente, Figuren und Inschriften tragen die Handschrift der seinerzeit begabtesten Steinmetze.

Tempel in Thanjavur, tamil nadu indien
Die pyramidenförmigen Dächer der südindischen Tempel, unter denen das Allerheiligste steht, werden Vimana – hier schön zu sehen beim Brihadeshwara Tempel von Thanjavur

Dass Tamil Nadu in Indien heute über einen so reichhaltigen Kulturschatz verfügt, verdankt der Bundesstaat im tiefen Süden des Landes unter anderem seiner abgeschiedenen Lage. Im Gegensatz zum Norden, wo das Gros der alten, hinduistischen Baudenkmäler durch die Moghule und ihre Armeen zerstört wurde, blieben die Anlagen in Tamil Nadu größtenteils unversehrt. Sie sind das Erbe der großen Dynastien, die seinerzeit in Tamil Nadu herrschten – das Erbe der Pallavas, Pandyas, Vijayanagar, Cholas und Nayakas – und werden in alten tamilischen Hymnen besungen. Im Zuge unserer Reise hatten wir Gelegenheit, zwei der eindrucksvollsten Tempel zu besuchen – den Brihadeshwara Tempel in Thanjavur und den Meenakshi Amman Tempel in Madurai.

tempel in Tamil nadu indien
Die Tortürme (auch Gopuram genannt) sind beim Meenakshi Tempel in Madurai knallbunt bemalt

Thanjavur: Brihadeshwara-Tempel – Erbe der Chola-Dynastie

Der Bridashwara-Tempel war eines der ersten großen „Bauprojekte“ der Chola-Dynastie. Er geht auf den tamilischen Kaiser Arulmozhivarman zurück, der auch Rajaraja Chola I. genannt wurde. Dass dieser Tempel, dessen sandfarbene Fassade und Türme an diesem Samstag Vormittag mit dem blauen Himmel über Thanjavur um die Wette leuchten, schon über 1000 Jahre auf dem Buckel hat, sieht man dem gut erhaltenen Gemäuer nicht an. Im Mittelalter diente der Tempel als Festung gegen Invasoren, heute ist er eine der wichtigsten Pilgerstätten des Landes und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zudem ist er einer der berühmtesten Tempel in Tamil Nadu und Indien.

Thanjavur-Relief
Den Statuen an der Außenfassade sieht man das Alter zwar schon an, dennoch sind sie erstaunlich gut erhalten

Es ist Samstag. Als wir durch die imposanten Tore des Tempels schreiten, erwartet uns ein Farbenmeer aus leuchtend, bunten Saris. Die indischen Besucherinnen haben sich herausgeputzt für den Ausflug nach Thanjavur beziehungsweise Tanjore, wie die Stadt südlich von Kumbakonam, ein weiteres wichtiges Pilgerziel in Tamil Nadu, auch genannt wird.

Thanjavur priester, brihadeshwara tempel
Nicht nur mit den besten Kleidern, sondern auch mit Blumen in den Haaren geschmückt, machen sich Inderinnen auf in den Tempel

Es ist heiß und wir verbrennen uns die nackten Füße auf dem Steinboden. Unsere Sandalen mussten wir abgeben, wie in hinduistischen Tempeln üblich. Auf unserem Weg zu den Schreinen und kleinen Tempeln laufen wir daher über den Rasen am Rande der Anlage. Wir sind die einzigen westlichen Touristen hier. Und werden von den Frauengrüppchen, die sich hier auf einen Schwatz niedergelassen haben, neugierig beäugt. Wir winken. Und erhalten ein Lachen als Antwort.

Ein paar Hundert Meter weiter, als wir uns im Schatten der Arkaden vor einem der vielen kleinen Tempel hinsetzen, um etwas zu trinken, erwartet uns ein ähnliches Szenario. Wir sitzen nicht lange alleine. Werden umringt von einer Großfamilie. Urplötzlich halte ich ein Baby im Arm. Das jedoch schnell anfängt zu schreien. Die Kameras der Smartphones klicken. Ein Foto mit den beiden Touristinnen aus Europa. Völkerverständigung.

Thanjavur tamil nadu indien
Vor der braunen Fassade der Tempelanlage leuchten die bunten Gewänder umso kräftiger

Es sind Momente wie diese, die Besuche an einem Ort wie dem Brihadeshwara Tempel so besonders machen, abgesehen von der großartigen Architektur. Interaktion mit den Menschen, die hierherkommen, weil es zu ihrer Kultur und ihrem Glauben gehört. Beobachten, wie sich die Pilger in der Schlange vor dem riesigen Nandi einreihen und sich von dem Priester hinter den Gittern segnen lassen. Das schwarze Bulle Nandi im Brihadeshwara-Tempel – Nandi ist das Reittier des Gottes Shiva – ist übrigens eine der größten Nandi-Statuen in Indien. Irgendwie ist hier alles groß. Auch das Shiva Lingam, das steinerne, phallusartige Symbol Shivas, ist gigantisch. Genauso wie der Turm oberhalb des Sanktuariums, der über 60 Meter lang mit 13 sich nach oben verjüngenden Stockwerken in den Himmel ragt. Einer der Pilger erklärt uns, wie der riesige Stein über der Vimana dort hingekommen ist. Er wiegt angeblich sage und schreibe 80 Tonnen und soll über eine kilometerlange Rampe hochgezogen worden sein. Kaum vorstellbar.

Thanjavur tamil nadu indien
Nicht nur der Vimana, der riesige Turm des Tempels, sondern auch die Gopurams über den Eingangstoren sind reich verziert

Madurai: Meenakshi Amman Tempel – Shiva und Meenakshi in love

Langsam werden wir etwas kribbelig in unserem Bus, mit dem wir von Chettinad nach Madurai fahren. Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig an. Denn wir haben noch etwas vor am Abend – wir wollen unbedingt der Abendzeremonie im Meenakshi Amman Tempel beiwohnen. Es ist schon fast dunkel, als wir vor dem Krankenhaus im Norden Madurais aussteigen und die fünf Minuten zu unserem Hotel laufen. Der Tempel schließt um 19:00 Uhr, heißt es an der Rezeption. Wirklich? Wir hatten da eine ganze andere Information. Da nur eine Nacht in Madurai auf dem Programm steht, gehen wir kurzentschlossen das Risiko ein, vor verschlossenen Türen zu stehen und fahren mit der Rikscha in die Stadt. Der Tempel ist hell erleuchtet. Und hat noch mindestens drei Stunden geöffnet. Glück gehabt!

Der Meenakshi Amman Tempel in der Altstadt Madurais ist eine der spektakulärsten Tempelanlagen in ganz Indien. Der mit sechs Hektar gigantisch große Komplex ist dem Gott Shiva, der hier in Tamil Nadu in Indien auch Sundareshwara genannt wird, und seiner Partnerin Parvati genannt, die hier in Form von Meenakshi erscheint. Wie alle Tempel in Tamil Nadu wird der Meenakshi Amman Tempel, der aus dem16. und 17. Jahrhundert stammt, von hohen Mauern umgeben. Man sollte sich gut merken, durch welches der Tore man das Gelände betritt, ansonsten läuft man Gefahr, den Stand mit den abgegebenen Schuhen und Handys nicht mehr wiederzufinden. Dies aber nur am Rande.

tempel tamil nadu indien
Jede dieser detaillierten Darstellungen repräsentiert eine Geschichte aus der Hindu-Mythologie

Wir kommen noch rechtzeitig zur großen Zeremonie, mit der die Hochzeit von Shiva alias Sundareswarar und Parvati alias Meenakshi gefeiert wird. Der Legende nach nahm Shiva an der Stelle, an der heute der Tempel steht, die Pandya-Prinzessin Meenakshi zur Frau. Shiva soll auch heute die Nächte nicht ohne seine Herzallerliebste verbringen. Er wird daher jeden Abend zu ihr gebracht. In einer aufwendigen Prozession tragen Abend für Abend Priester eine Sänfte mit einer Figur Shivas durch den Tempel und bringen diese zur fischäugigen Meenakshi. Diese war übrigens ein Waisenkind und wurde von der Königsfamilie Madurais adoptiert. Sie soll drei Brüste gehabt haben, von der eine wieder verschwand, als sie in Shiva die große Liebe fand.

meenakshi tempel madurai
Jeden Abend findet diese Zeremonie statt, bei der eine Menge an Räucherstäbchen verbrannt werden und sich viele Menschen einfinden

Wir postieren uns rechtzeitig am Shiva-Schrein und schauen gebannt auf den langen Tross, der an uns vorbei zieht. Dann kommt das furiose Finale: Trommeln erklingen, die Priester stimmen einen mitreißenden Gesang an. Die Szenerie verschwindet hinter einem Dunstschleier von Weihrauch, der sich in sämtlichen Ritzen ablegt und die Nase zum Kitzeln bringt. Wir müssen uns selbst frische Luft zufächeln, die Statue Shivas wird von den Priestern mit kühler Luft bedacht. Die Prozession endet im Schlafgemach von Shiva und Meenakshi – was dort passiert, wissen nur die übrigen Hindugötter … Für ein konservatives Land wie Indien ein bemerkenswertes Schauspiel, das sich mit seinem Spektakel aus Blumen, Opfergaben, Musik und Weihrauch Abend für Abend wiederholt.

Madurai-Women, tamil nadu indien
Der Tempel ist aber nicht nur Stätte religiöser Praktiken, sondern auch Treffpunkt nach dem Gebet

Das Ausmaß des Tempels erkennen wir erst am nächsten Morgen bei unserem zweiten Besuch, als wir die zwölf gigantischen Tempeltürme im Hellen sehen. Was für eine Pracht, sie sind über und über mit jeweils filigranen Figuren versehen – jeder Turm ist mit zwischen 1000 und 1500 versehen, mit Göttern, Dämonen, Tieren und Tempelwächtern.

meenakshi tempel
Die zwölf Gopurams stehen über den zwölf Toren des Tempels, damit ist der Meenakshi Tempel in Tamil Nadu einer der größten

Wir umrunden den Tempelkomplex und kommen beim Anblick der riesigen, bunten Türme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Noch eindrucksvoller finde ich es jedoch in den Tempelhallen. Im Gegensatz zu christlichen Kirchen, in denen die Besucher irgendwie immer vor Ehrfurcht erstarren und mucksmäuschenstill sind, sind Hindutempel ein schriller Ort. Ein Ort der Rituale, ja. Auch ein Ort der Stille. Aber auch ein Ort für Begegnungen, Familienausflüge. Es gibt kleine Geschäfte, in denen man Bücher und Postkarten kaufen kann, Armreifen, Kerzen, Räucherstäbchen und natürlich alles, was man für eine Opfergabe braucht.

Die Pilgerer verbringen teilweise den ganzen Tag hier, es ist daher normal, dass sie ihr Essen mitbringen und unter der Außenarkade verspeisen. Oder sich an einem der Essenstände etwas kaufen. An jeder Ecke findet ein Ritual oder eine Zeremonie statt. Ich beobachte, wie ein junges Paar quasi verheiratet wird. Viele Ehen in Indien werden nur im Tempel geschlossen, den Gang zum Standesamt braucht es nicht.

madurai, hochzeit
Die Braut ist festlich geschmückt – die Zeremonie findet jedoch fast beiläufig statt

Ich treffe auf eine Gruppe Männer, mit orangefarbenen Lunghis (den Tücher, die um die Hüften gebunden werden), sie kommen aus einem der Schreine, die für mich als Nicht-Hindu nicht zugänglich sind. „Ma’am, one selfie please.“ Inder lieben Selfies, egal ob Touristen oder Pilger. Okay, schießen wir ein Selfie. Ich ziehe mich in ein ruhigere Ecke zurück, vor den beiden Shiva Lingams, die mit Kreidestaub überzogen sind und von denen einer aussieht wie ein Phallus. Vor mir sitzen zwei Männer und meditieren. Sie tragen Business-Outfit. Ich sehe sie später in ihr Smartphone sprechend wieder. In Indien geht man in der Mittagspause mal schnell zum beten und meditieren in den Tempel wie in Deutschland in die Reinigung oder zum Friseur.

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Ich mache ihnen die Freude eines Seflies

Auch eine der Sicherheitsbeamtinnen zieht sich für einige Minuten aus ihrem Dienst zurück. Barfuss, den Walkie-Talkie an ihrem Gürtel, umrundet sie den Shiva Lingam mehrfach und murmelt dabei ein Gebet. Danach geht es zurück zum Dienst. Natürlich darf der Tempelelefant nicht fehlen – ich habe Glück und laufe der betagten Dame über den Weg. Die Berührung mit dem Rüssel ist eine Segnung. Vielleicht bringt sie mir Glück.

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Der Geruch im Tempel ist ein Gemisch aus Räucherstäbchen, Blumen, Früchten und auch Elefantenkot

Fazit: Thanjavur und Madurai ein absolutes Muss in Tamil Nadu und Indien

Insbesondere der Besuch im Meenakshi Amman Tempel in Madurai gehört für mich zu den Highlights der Reise durch Tamil Nadu in Indien. Ich wollte schon seit Jahren herkommen, jetzt hat es endlich geklappt! Ich könnte stundenlang an Orten wie diesem verbringen. Nicht nur wegen der imposanten Architektur, sondern vor allem wegen des bunten, lebhaften Treibens, das einen so tiefen, interessanten Einblick in die hinduistische Kultur gibt. Priester, die auch nur Menschen sind und in ihr Smartphone plappern, Pilger, die ein Foto nach dem anderen schießen, sich vor den Statuen ablichten und Selfies mit Touristen wollen. Undenkbar in unseren Kirchen. Mir gefällt die Lebendigkeit hier.

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Auf ein Wiedersehen mit dem lebendigen Madurai und Thanjavur – und vielleicht noch vielen anderen Orten in Tamil Nadu (Credit: Veera Jayanth – Unsplash)

Das Land der Tempel heißt natürlich nicht nur wegen dieser beiden Tempel so – ihr könnt ein halbes Jahr damit verbringen, alle Tempel in Tamil Nadu zu erkunden. Wenn ihr euch für die spannende Kultur interessiert und mehr über Hindu-Mythologie erfahren wollt, dann schreibt uns und wir planen euch eine inspirierende und lehrreiche Reise ins Land der Tempel und darüber hinaus!

Die Kaufmannsvillen von Chettinad: indische Architektur vom Feinsten

Ihr wolltet schon immer ein wenig über indische Architektur erfahren? Die Bloggerin und Indien-Verliebte Alexandra berichtet von ihrer Zeit in Chettinad, einer Region in Tamil Nadu, die bekannt ist für ihren beeindruckenden Kaufmannsvillen. Zum Glück sind diese oft meist noch gut erhalten und geben so ein faszinierendes Zeugnis für indische Architektur. Schaut selbst, was Alexandra hier am meisten beeindruckt hat und was sie für eure Reise empfehlen kann!

Ihr habt noch nie von Kothamangalam gehört? Keine Sorge, ich bis vor kurzem auch nicht. Der Taxifahrer, der uns dort hinbringen soll, offenbar ebenfalls nicht. Er fragt. Und fragt. Und fragt. An einem Tante-Emma-Kiosk in Karaikudi, die Kreisstadt, zu der Kothamangalam gehört, die wir zuerst ansteuern. An einem Teestand am Rande des National Highway, auf dem wir wieder ein gutes Stück in die Richtung zurückfahren müssen, aus der wir gekommen sind. Den zahnlosen, älteren Herrn mit Schnauzer und Lunghi auf dem Fahrrad, der uns auf einer der unasphaltierten, mit Schlaglöchern gespickten Straßen entgegenkommt, in die wir schließlich einbiegen. Jeder scheint ihn in eine andere Richtung zu lotsen. Wie so oft in Indien. Ohne Navi und ohne Karte, mit der telefonischen Hilfe der Tamil sprechenden guten Seele unseres Hotels, kommen wir dann tatsächlich irgendwann an. Im Paradies. In einem wunderschönen alten Kaufmannshaus. Oder viel besser gesagt in einer Kaufmannsvilla. Der Saratha Vilas.

indische Architektur
Der erste Blick enthüllt noch nicht die Schönheit dieser Villa. Foto: Alexandra Lattek

Beinahe wären wir an dem weißen Gemäuer vorbeigefahren, doch Michel, einer der beiden Köpfe hinter diesem wunderschönen Heritage Mansion, hält auf der Straße schon nach uns Ausschau. Wir treten ein in die Welt der Chettiar, den reichen Kaufleuten, nach denen die Region im Herzen Tamil Nadus benannt ist. Und kommen vom ersten Moment an aus dem Staunen und Bewundern und Seufzen vor Wohlbehagen nicht mehr hinaus.

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Doch schon der Eingang, der einen wunderbar grünen Garten erahnen lässt, macht einiges mehr her. Foto: Alexandra Lattek

Die Nattukottai Chettiar und ihr architektonisches Erbe in Tamil Nadu

Ob wir schon etwas über die Chettiar gehört hätten, fragt uns Michel, als wir über die steinerne Veranda in die große Halle eintreten, in deren blank gewienerten Bodenfliesen wir uns fast spiegeln können. Nein? Dann wird’s Zeit. Der Architekt und Möbeldesigner Michel ist in seinem Element. Noch bevor wir unser Zimmer beziehen, erklärt er uns, was es mit den Chettiar und palastartigen Gebäuden wie der Saratha Vilas auf sich hat. Lektion 1: indische Architektur in Tamil Nadu also!

Die Geschichte der Nattukottai Chettiar lässt sich bis zur berühmten Chola-Dynastie zurückverfolgen, eine der im Mittelalter herrschenden Familie in Tamil Nadu. Die Chettiar waren erfolgreiche Kaufleute, die durch einen ausgeprägten Geschäftssinn und ein Händchen für Finanzgeschäfte im 19. Jahrhundert zu einem beachtlichen Wohlstand gekommen waren. Schon früh ist es ihnen gelungen, ihre Geschäfte über ganz Südostasien auszudehnen, wohin auch viele von ihnen ausgewandert sind. Viele Chettiar leben heute in Sri Linka, Myanmar, Singapur, Malaysia, Kambodscha oder Vietnam, einige hat es auch in den Westen verschlagen.

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Oft finden sich auch religiöse Elemente in der Architektur, die den Hindu-Tempeln Südindiens ähneln (Credit: Jean-Pierre Dalbéra -Flickr)

Geblieben sind ungefähr 30.000 wunderbare alte Häuser in der Region Chettinad, verteilt über 73 Dörfchen und zwei kleinere Städte. Die Häuser sind architektonisch eine Mischung aus tamilischer also indischer Architektur mit Einflüssen aus dem Kolonialstil, gewürzt mit einer Prise Art Deco. Nicht nur der Stilmix, sondern auch die Accessoires wie große Kristalllüster aus Europa, Fliesen aus italienischem und belgischem Marmor, Keramiken aus Europa und Japan und erlesene Möbelstücke aus burmesischem Teakholz, wie wir sie in der großen Empfangshalle der Saratha Vilas bewundern können, sind ein Spiegelbild der Einflüsse aus den zahlreichen Reisen, die die geschäftstüchtigen Chettiar rund um den Globus führten.

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Der Charme der Saratha Vilas gewinnt noch mehr durch das merkliche Alter des Gebäudes. Foto: Alexandra Lattek

Die Saratha Vilas gehörte einst einem solchen reichen, tamilischen Kaufmann, Thiru S.A.S.S. Subramanian. Obwohl dieser angesichts seiner Geschäfte zumeist im malayischen Malakka weilte, fühlte sich Subramanian wie die meisten der Chettiar sehr heimatverbunden und ließ 1910 das Haus errichten, in dem wir für die nächsten drei Tage wohnen dürfen. Die großzügige, luxuriöse Villa sollte nicht nur als Rückzugsdomizil dienen, sondern auch seinen Wohlstand demonstrieren. Der Luxus dieser vergangenen Zeit ist erhalten geblieben in der Saratha Vilas und von Michel und Bernard, verfeinert und mit modernen Elementen ergänzt zu einem außerordentlich charmanten Heritage Hotel, aus dem man gar nicht mehr weg möchte.

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Die gemütlichen Chaiselounge Sessel und Sofas rund um den Hof laden zum Ausruhen ein – und man kann auch gerne mal einen ganzen Tag auf ihnen verbringen. Foto: Alexandra Lattek

Wir haben uns in den drei Tagen, die wir in der Saratha Vilas verbracht haben, auch kaum vom Fleck bewegt. Außer natürlich, um die vielen versteckten Ecken und Winkel des nach den Prinzipien des Vasu Shastra – das ist die indische Version von Feng Shui – angelegten Hauses zu erkunden und uns vorzustellen, wie Thiru S.A.S.S. Subramanian hier wohl vor mehr als hundert Jahren gelebt haben mag. Der Thinnai, die große Eingangsveranda, die es in fast allen tamilischen Häusern gibt, nur nicht immer so nobel mit Böden aus italienischem und belgischem Marmor, war der Ort, wo die Geschäfte gemacht wurden. Die große Halle wurde nur für Feste wie Hochzeiten oder andere Familienfeiern genutzt. Das „richtige Leben“ spielte sich in den dahinter liegenden Innenhöfen und den kleineren Hallen und Räumen ab. Diese sind übrigens an einer Achse ausgelegt, die sich über die gesamte Länge des Hauses erstreckt. So kann man beispielsweise von der Veranda über den ersten Innenhof und den Speisesaal bis in den Küchenhof schauen. Und es hat den Vorteil, dass hier, wo es die meiste Zeit des Jahres extrem trocken und heiß ist, immer ein kühles Lüftchen weht. Wir sind ganz begeistert davon, was Michel uns alles über indische Architektur und die Besonderheiten dieser Häuser in Tamil Nadu erzählen kann.

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Man kann sehen, mit wie viel Liebe das Haus noch heute gepflegt und erhalten wird. Foto: Alexandra Lattek

Architektonischer und kulinarischer Hochgenuss in der Saratha Vilas

Obwohl unser Zimmer ein Traum ist, verbringen wir die meiste Zeit auf den Chaiselounges unter den Arkaden im großen Innenhof. Natürlich erst nach dem hervorragenden Frühstück, das wir im großen Speisesaal einnehmen, der früher für die Bewirtung der Gäste bei großen Festen genutzt wurde. Während wir bei südindischen Dosa mit Kokosmilch, Joghurt mit Papaya und Granatapfelkernen den Tag beginnen, versuchen wir uns vorzustellen, wie hunderte von Gästen auf Matten auf dem Boden gesessen und getafelt haben.

Vom Frühstückstisch geht es dann auf eine der lauschigen Sitzgelegenheiten. Hier lässt es sich bei einer Tasse Masala Chai wunderbar in den Tag hineinleben, nachdenken und träumen. Und Artikel schreiben für den Blog von India Someday. Zum Abendessen wandern wir dann in den Küchenhof, wo früher für die großen Gesellschaften gekocht wurde. Auf uns wartet heute nur ein Tisch für vier Personen, auf dem es aus den Schüsseln schon duftet und dampft. Köstliche „Fusion Kitchen“, französische Gerichte mit indischer Note oder umgekehrt. Der Koch, den Michel und Bernard angeheuert haben, versteht sein Handwerk. Das Hühnchen und der Fisch bekommen mit den indischen Gewürzen eine ganz besondere Note. Für Mädels hätten wir ja einen ganz schön guten Appetit, bemerkt Michel schmunzelnd. Ja, haben wir. Vor allem, wenn es so fantastisch schmeckt!

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Michel erzählt uns bei Essen noch mehr über die indische Architektur der Region, die wir am nächsten Tag erkunden wollen. Foto: Alexandra Lattek

Für Michel und Bernard ist die Saratha Vilas mehr als nur ein Hotel. Es ist ihr Baby, ihr Herzensprojekt. Das merkt man nicht nur daran, wie rührend sie sich um ihre Gäste kümmern und mit welchem Engagement sie über Chettinad und das reiche kulturelle Erbe der Region sprechen. Jedes der geräumigen und hellen Zimmer ist individuell eingerichtet. Die Sitzgelegenheiten und Tische haben die beiden Architekten zum Teil selber designt, hergestellt wurden sie von Handwerkern aus der Region. Überall finden sich farblich passende Gemälde, Keramiken und Holzskulpturen. Die Wände sind übrigens zum Teil im „Chettinad Stil“ verputzt, das heißt mit einer Lasur aus Eiweiß, sehr lange haltbar und umweltfreundlich, wie wir erfahren.

Michel und Bernard hat es über Umwege nach Chettinad verschlagen. Inspiriert durch zahlreiche Indienreisen haben sie sich zunächst auf das Design von Holzmöbeln konzentriert, zusammen mit Handwerkern in Kerala, und unter dem Namen Gondwana in Frankreich vertrieben. Nach Aufenthalten in Chennai und Pondicherry entdeckten sie dann die Region Chettinad für sich. Eigentlich hatten sie gar nicht vor, hier ein Hotel zu eröffnen. Sie waren gekommen, um die Region als Architekten beim Erhalt des architektonischen Erbes zu unterstützen. Doch wie so oft kommt es anders als man denkt. Ein Glück für genussliebende Reisende wie meine Co-Bloggerin und mich, die sich hier vom sonst so trubelhaften, chaotischen „Incredible India“ erholen können.

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Solche Häuser in der Region von Chettinad zu sehen, ist keine Seltenheit. Foto: Alexandra Lattek

Mit dem Rikscha Wallah auf Erkundungstour in den umliegenden Dörfern

Wir konnten Chettinad natürlich nicht verlassen, ohne zumindest einen Vormittag ein wenig die Gegend zu erkunden. Darauf bestanden unsere Gastgeber. Und recht hatten sie. Wir hätten definitiv etwas verpasst. Ein palastartiges Gebäude neben dem anderen, die einen etwas herausgeputzter als die anderen, einige etwas unpassend knallbunt gestrichen, bei den anderen blättert etwas der Putz ab – allen gemeinsam: eine wunderschöne Bandbreite, um die indische Architektur zu bestaunen.

Chettinad indische Architektur
Liebevoll und ein wenig kitschig wurden einige der Häuser angestrichen. Foto: Alexandra Lattek

Viele der alten Kaufmannsvillen in Chettinad stehen heute leer. Die Straßen des Dörfchens, das wir erkundet haben, war wie leergefegt – bis auf unsere Rikscha, die uns bei unserem Spaziergang auf Schritt und Tritt folgte. Einige der Häuser werden von Hausangestellten in Schuss gehalten, die sich mit der Führung von Touristen durch die heiligen Hallen ein paar Rupien dazu verdienen, oder in bezaubernde Hotels umgewandelt wie die Saratha Vilas. Andere dienen als Ferienhaus für die im Ausland lebenden Chettiar, die hier gerne für große Familienfeiern zusammenkommen. Vielleicht ergibt sich ja einmal die Gelegenheit, einer Chettiar Hochzeit beizuwohnen? Ansonsten kann ich mir sehr gut vorstellen, zu einem Yoga-Retreat in die Saratha Vilas wiederzukommen – den großen Yogaraum im Obergeschoss habe ich jedenfalls schon mal ausprobiert!

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Definitiv eine Erkundung wert – es reiht sich Villa an Villa und wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Foto: Alexandra Lattek

Wollt ihr nun selbst einmal die indische Architektur in Form der Kaufmannsvillen von Chettinad erleben? Sehnt ihr euch nach einem Heritage-Hotel auf eurer Reise durch Südindien? Dann schreibt uns und wir helfen euch, eure Reise nach Chettinad zu lenken und euch in eines der bezaubernden Hotels einzuquartieren.

Strandleben rund um Pondicherry in Indien

Alexandra Lattek hat mit India Someday eine aufregende Tour durch Indien unternommen und berichtet in ihren Artikeln von ihren Eindrücken. Hier geht es um die Strände rund um die ehemals französische Stadt Pondicherry. Auch wenn es im Bundesstaat Tamil Nadu keine Badekultur gibt, wie wir sie kennen, stellen die wunderschönen Strände rund um Pondicherry Indien im besten Licht dar! Aber schaut selbst!

Wer in Indien einen längeren Strandurlaub machen möchte, wird nicht unbedingt Pondicherry als Ziel wählen. Goa, Gokarna und Varkala heißen die Strandparadiese im Süden und Südwesten des Landes, die vor allem Rucksackreisende in Scharen anziehen. Wer es sich leisten kann, fliegt nach Port Blair und steckt seine Füße in den pudrigen Sand der Andamanen, die immer noch ein Geheimtipp sind. Oder mietet sich nach einem Besuch in den Backwaters in Kerala in einer der reizenden Unterkünfte am Marari Beach in der Nähe von Alleppey ein.

Bei einem Besuch in Pondicherry lohnt es sich jedoch, neben der Erkundung der klassischen „Spots“ wie White Town, dem Sri Aurobindo Ashram und Auroville, die Lage am Meer zu nutzen und zumindest ein paar Stunden an einem der umliegenden Strände zu verbringen. Das haben jedenfalls meine französische Co-Bloggerin Aminata und ich während unseres Besuchs in Pondicherry gemacht.

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Der Stadtstrand in Pondicherry bringt eine angenehme Brise und lässt die Blicke der Flanierenden weit schweifen. Foto: Alexandra Lattek

Die Strandpromenade

Den letzten Meerblick hatten wir zum Start unserer Reise in Bombay. Nach fast zwei Wochen mit dem Zug und Bus quer durch das Land von der West- zur Ostküste des Subkontinents haben wir uns riesig darauf gefreut, ein paar Tage am Meer zu verbringen. Kaum in Pondicherry angekommen, zog es uns dann auch direkt in die Goubert Avenue. Dort liegt der gut ein Kilometer lange Stadtstrand von Pondicherry.

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Die Promenade mit französischem Flair zieht die meisten Besucher an. Foto: Alexandra Lattek

Schon bei unserem Spaziergang durch das schachbrettartig angelegte französische Viertel konnten wir immer wieder das blaue Meer hervor blitzen sehen in den Richtung Meer angelegten Straßen. Die Goubert Avenue, auch als Beach Road bekannt, ist verkehrsberuhigt, so dass man hier unbehelligt von dem für indische Städte üblichen Verkehrschaos herumbummeln kann.

Apropos typisch für Indien: Wenn nicht die große Statue des großen indischen Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi wäre, könnte man sich hier genauso gut in einem nordfranzösischen Strandbad wähnen. Die Straße wird von weiß getünchten Kolonialvillen gesäumt, die heute größtenteils Hotels beherbergen. Auch das alte Rathaus befindet sich hier. Am Ende der Promenade wartet das Le Café mit Café au lait und französischer Pâtisserie sowie einer luftigen Terrasse mit Seeblick. Das Café hat übrigens rund um die Uhr geöffnet, während die meisten Lokale in Pondicherry gegen 23.00 schließen.

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Die Promenade ist ein Treffpunkt für Familien, Freunde und Verliebte. Foto: Alexandra Lattek

Schwimmen tut niemand am Promenade Beach. Das ist alleine schon wegen der Wellenbrecher etwas schwierig. Die meisten kommen zum Flanieren und eine Brise salzige Meerluft schnuppern hierher. Vor allem am späten Nachmittag und am Abend, wenn es nicht mehr ganz so heiß ist, werden Kind und Kegel eingepackt und die Selfiesticks und Smartphones ausgepackt, schließlich möchte man doch eine Erinnerung für’s Familienalbum.

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Abends wird außerdem die Straße für Fahrzeuge gesperrt, sodass man ganz in Ruhe am Wasser entlang schlendern kann. Foto: Alexandra Lattek

Serenity Beach

Wer eine Runde schwimmen möchte, ist besser mit dem Serenity Beach bedient. Der liegt auf dem Weg nach Auroville. Wer sich einen palmengesäumten Strand wie in Südgoa vorstellt, an dem die westlichen Touristen in knappen Bikinis und Badehosen auf Hotelliegen in der Sonne brutzeln, wird hier allerdings ein anderes Bild vorfinden. Dutzende bunt gestrichene Boote weisen darauf hin, dass es sich in erster Linie um einen Fischerstrand handelt, wie übrigens die meisten Strände in Indien. Im Wasser springen ausschließlich Jungen und Männer herum. Die Mädchen und Frauen wagen sich nur mit den Füßen hinein, bleiben ansonsten – angezogen und mit einem Schirm gegen die Sonne bewaffnet – lieber am Rand stehen und beobachten das Ganze aus der Ferne.

Serenity Beach
Die bunt gestrichenen Fischerboote liegen dicht and dicht und warten auf die nächste Ausfahrt. Foto: Alexandra Lattek

Für einen Fischerstrand ist der Serenity Beach erstaunlich sauber. Es gibt sogar ein paar Restaurants und mit Palmenblättern bedeckte Hütten mit Strandbars. Der Serenity Beach scheint zu jenen Orten in Südindien zu gehören, die ihr Image als Fischerdorf ablegen und sich für Touristen aufhübschen wollen. Doch dies scheint noch nicht ganz angekommen zu sein bei den Reisenden, die Lokale sind alle recht verwaist. Vielleicht ändert sich dies in der Hauptsaison, die im November beginnt.

Pondicherry Indien
Auch die Füße von den Wellen umspülen zu lassen, sorgt für eine angenehme Erfrischung. Foto: Alexandra Lattek

Auro Beach

Ebenfalls gut zu verbinden mit einem Besuch in Auroville ist der Auro Beach. Wie der Name schon erahnen lässt, liegt der Auro Beach einen Katzensprung von der „Stadt der Morgenröte“ – Auroville – entfernt. Mit dem relativ flachen Wasser und dem leichten Wellengang gehört der Auro Beach zu den beliebtesten Stränden zum Schwimmen in der Gegend um Pondicherry in Indien. Doch auch hier fiel ein Teil des Strandes dem Bau von Wellenbrechern zum Opfer.

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Nicht weit entfernt von Pondicherry findet ihr den Auro Beach, der nach Sri Aurobindo benannt ist. Foto: Alexandra Lattek

Anstelle von Strandliegen findet man hier ebenfalls Fischerboote. Von den Touristen und Aurovilleanern, die hierherkommen, lassen sich die einheimischen Fischer ebenso wie am Serenity Beach nicht stören. Dennoch oder gerade deswegen ist dies ein wunderbarer Ort, um den Sonnenaufgang oder den Abend zu genießen.

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Auch hier treffen Menschen in der Abenddämmerung zusammen, um die sanfte Brise zu genießen (Credit: Ashwini Chaudhary – Unsplash)

Paradise Beach

Laut Trip Advisor gehört der Paradise Beach zu den zwölf besten Stränden nicht nur in Pondicherry, nein in Indien. Wir wollten herausfinden, ob dieser Strand wirklich so paradiesisch und schön ist wie beschrieben. So haben wir uns mit einer Rikscha aufgemacht zu der acht Kilometer außerhalb der Stadt gelegenen Anlegestelle, von der die Boote zum „Paradiesstrand“ lostuckern. Zusammen mit indischen Klein- und Großfamilien und eingepackt in eine Schwimmweste – hoffentlich ist das Boot seetauglich! – sind wir dann ins Paradies geschippert. Wenn nicht die grauen Wolken gewesen wären, die leider an diesem Tag den Himmel bedeckten, hätten wir hier wirklich ein kleines Paradies vorgefunden. Ein langer, breiter, sauberer Sandstrand, von Palmen gesäumt und viel, viel Platz, um ungestört ein paar Stündchen zu dösen. Es gibt sogar ein paar festinstallierte Sonnenschirme.

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Aminata und ich genießen die kleine Bootsfahrt und sind gespannt, was uns am Paradies Beach erwartet. Foto: Alexandra Lattek

Nach Schwimmen ist uns trotzdem nicht. Dies scheint auch am Paradise Beach eine männliche Domäne zu sein. Den Bikini in unseren Rucksäcken hätten wir getrost in unserem Guest House lassen können, abseits von Goa, Gokarna und Varkala ist das hierzulande für Frauen nicht das richtige Strandoutfit. Wenn die Inderinnen schwimmen gehen, tun sie dies in voller Montur, egal, ob sich der schöne Sari dabei mit Salzwasser vollsaugt oder der Salwar Kameez hinterher völlig versandet ist. Zwar gibt es am Paradise Beach sogar Umkleidekabinen und Duschen, doch mit meiner Tunika und Pluderhose schwimmen zu gehen kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Doch einfach mal ein paar Stunden ohne Gehupe und „Ma’am, come into my shop“ im warmen Sand zu liegen, den rauschenden Wellen zu lauschen und sich die salzige Luft um die Nase wehen zu lassen, war schon Erholung genug. Bis die Busladung mit einer Jugendgruppe aus Tamil Nadu am Strand einfiel und ihr Lager ausgerechnet vor unseren Handtüchern aufschlagen müsste … Zeit für einen Ortwechsel!

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Mit dem feinen weißen Sand und dem flachen Wasser ohne Steine hat der Strand allemal Paradies-Potential. Foto: Alexandra Lattek

Für uns geht es wieder zurück nach Pondicherry. Wir haben noch viel vor und wollen uns ansehen, wie die Stadt koloniale Geschichte und Moderne verbindet. Denn tatsächlich in Pondicherry ist Indien mit seiner kolonialen Vergangenheit besonders deutlich zu spüren.

Wenn ihr gespannt seid auf französisches Flair an der Ostküste des Landes, dann schreibt uns und wir planen eure Reise nach Pondicherry und Indien. Schreibt uns einfach hier!

Französischer Charme in Pondicherry Indien

Unsere vielgereiste Bloggerin Alexandra Lattek berichtet diesmal von ihren Erlebnissen in Pondicherry Indien, an der Ostküste des südlichen Staates Tamil Nadu. Das besondere Reiseziel lockt mit französischem Charme und Spiritualität. Lasst euch von Alexandras bildhaften Beschreibungen inspirieren und plant auch eure Reise mit India Someday. Schreibt uns hier!

Mit Pondicherry, oder auch Puducherry, dem Unionsterritorium am Golf von Bengalen, etwa drei Busstunden südlich von Chennai, der Haupstadt Tamil Nadus, verband ich bislang immer eines: französisches Flair. Häuser, die man auch in Montpellier oder Lyon finden könnte, von Bäumen und blühenden Rosenbüschen gesäumte, ruhige Boulevards mit Kopfsteinpflaster, die zum entspannten Spazierengehen einladen, bevor man sich in einem hübschen Straßencafé auf einen cremigen Café au Lait und einem Crêpe Suzette niederlässt.

Seid ihr an einer Reise durch Tamil Nadu interessiert? Dann schaut euch folgende Route in Südindien an. 

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Eine indische Ricksha vor einem französisch anmutendem Garten ist kein seltener Anblick in Pondicherry. Foto: Alexandra Lattek

Pondicherry ist nicht nur Französische Kolonie

Als wir aus dem Zug steigen, der uns über Nacht von Bangalore hergebracht hat, empfängt uns jedoch zunächst ein ganz anderes Flair: Das für indische Bahnhöfe typische Geschiebe und Geschubse, das „Chai Chai Coffee Chai“ der Chai Wallahs, das Getute und Getöse auf dem Bahnhofsvorplatz in Pondicherry Indien, wo schon die Rikscha Wallahs auf uns warten mit ihrem „Yes, please. Where do you wanna go?“. Die etwas in die Jahre gekommenen Häuser entlang der Mahatma Gandhi Road, in der unsere Unterkunft liegt, könnte man auch in jeder anderen indischen Stadt finden. Ebenso das Chaos aus hupenden Tuk Tuks, Mopeds und Autos, durch das wir uns nach dem Einchecken im Ram Guesthouse zu Fuß Richtung Meer schlängeln.

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Aber schon ein paar Meter von unserem Guesthouse entfernt, fanden sich französisch-koloniale Bauten wie diese. Foto: Alexandra Lattek

Französische Architektur in puducherry

Wir überqueren einen kleinen Kanal und biegen in eine der kleinen Seitenstraßen ab. Und befinden uns plötzlich in einer anderen Welt. Die Straßen heißen Rue Suffren, Rue Dumas und Rue Romain Rolland. Wir sehen einen Polizisten mit einer Schirmmütze im Charles-de-Gaulle-Stil. Anstatt Häuser mit abgeblättertem Putz finden wir in weiß, ocker, gelb, rosa und blau gestrichene Kolonialgebäude und vor allem viele Boutique Hotels und Restaurants. Alles sauber und gepflegt, wie auf einer Postkarte. Willkommen in der „Ville Blanche“, dem französischen Viertel von Pondicherry Indien.

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Der Anblick dieser liebevoll gestalteten Häuser und Gärten ist nach der Reise durch den Rest Südindiens eine willkommene Abwechslung. Foto: Alexandra Lattek

Die Häuser stammen größtenteils aus dem 18. und 19. Jahrhundert und zeugen mit ihrer Architektur von der kolonialen Vergangenheit der Stadt, die bis 1954 die Hauptstadt Französisch-Indiens war. Wir werfen einen Blick in die Bibliothèque Publique, wandern vorbei am Hôtel de Ville und bummeln die Strandpromenade entlang, die heute nicht mehr Beach Road heißt sondern Goubert Salai. Es ist nicht viel los hier, ein paar indische Touristen fotografieren sich am Strand oder vor der mächtigen Mahatma-Gandhi-Statue. Wenn diese nicht wäre, würde man sich in einem französischen Ort an der Küste außerhalb der Saison vorkommen. Aber genau dieser französische Charme inmitten des chaotischen Indiens macht Pondicherry zu einem besonderen Indien Reiseziel.

Möchtet ihr Pondicherry mit etwas Strandzeit verbringen? Alexandra berichtet auch über das Strandleben rundum die Kolonialstadt

Tempelelefanten in Pondicherry Indien

Der merklich gelangweilte Mitarbeiter in der Touristeninformation empfiehlt uns, der Elefantenzeremonie in dem Hindutempel unweit des Sri Aurobindo Ashrams beizuwohnen. Auf unserem Weg dorthin passieren wir mehrere katholische Kirchen, weitere Übelbleibsel der ehemaligen Kolonie. Leider können wir sie uns nicht von innen angucken, sie sind allesamt umgeben von hohen Mauern und die Tore sind abgesperrt. Dann gehen wir doch lieber direkt zum Tempel, hier geht es ohnehin viel offener und empfänglicher zu, auch wenn wir als Nicht-Hindus nicht bis ins Allerheiligste vordringen dürfen. Wir kommen gerade rechtzeitig, als die Elefantendame mit dem Om-Zeichen auf der Stirn und den aufgemalten bunten Blumen auf den riesigen Ohren in Richtung Haupteingang geführt wird.

Auf dieser Route von Chennai nach Kerala könnt ihr einen Zwischenstopp in der ehemaligen französischen Kolonie Puducherry einlegen. 

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Der gut besuchte Hindu-Tempel findet sich direkt zwischen den französischen Kolonialbauten und bringt Leben in das sonst so geleckte Viertel. Foto: Alexandra Lattek

Allgegenwärtig: Der Geist von Sri Aurobindo und „The Mother“

Was für ein Kontrast stellt dieses bunte, fröhliche Spektakel zum Sri Aurobindo Ashram dar. Wir erkennen das Gebäude schon von weitem, grau-weiß gestrichen, wie eine ganze Reihe der Gebäude im französischen Viertel. Die Sri Aurobindo Society, die 1926 von dem bengalischen Guru Sri Aurobindo Ghose und „The Mother“, seiner wichtigsten Schülerin, gegründet wurde, ist heute der größte Immobilienbesitzer in Pondicherry und unterhält mehrere Gästehäuser in der Nähe des Ashrams.

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Vor dem Ashram herrschen strikte Sicherheitsverordnungen – Parken, Telefonieren und Fotografieren sind im Inneren des Ashrams und des Gartens nicht erlaubt. Foto: Alexandra Lattek

Sehr willkommen fühlen wir uns dort nicht. Nachdem unsere Taschen und wir untersucht wurden, wir unsere Schuhe ausgezogen und ermahnt haben, von dem Samadhi, dem blumengeschmückten Mausoleum von Sri Aurobindo und „The Mother“ ja keine Fotos zu machen, drehen wir eine kleine Runde durch den Hof. Lesen auf den Tafeln neben dem Samadhi etwas über die Geschichte des großen bengalischen Befreiungskämpfers, der sich auf der Flucht vor den britischen Besatzern hier niederließ.

Und über „The Mother“, die irgendwie furchterregend und eher unsympathisch wirkt. Einige indische Besucher umrunden das Samadhi, andere sitzen ein paar Meter entfernt auf dem Boden und meditieren. Jeden Morgen und jeden Abend öffnet der Ashram seine Pforten speziell zur Meditation, erfahren wir. Wir dürfen noch einen Blick in das Innere des Hauptgebäudes werfen. Wir staunen über den wie ein bürgerliches Wohnzimmer eingerichteten Raum und den Perserteppich. Sieht irgendwie sehr mondän aus. Und ich dachte immer, Gurus, abgesehen von dem in Saus und Braus lebenden Osho, folgen einem asketischen Lebensstil.

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Auch der Garten und der Innenhof des Ashrams sind wunderschön gepflegt – doch die Atmosphäre ist beklemmend. Foto: Alexandra Lattek

Don’t miss: Ein Tag in Auroville

Ein Besuch von Auroville, der auf dem Reißbrett entstandenen „Stadt der Morgendämmerung“, die auf „The Mother“ zurückgeht, ist ein Tipp, den ihr unbedingt wahrnehmen solltet. Die spirituelle Nachfolgern Sri Aurobindos wollte hier die „ideale Stadt“ gründen, eine Kommune, in der die Menschen frei von weltlichen Einflüssen autark leben und sich der Suche nach der „ultimativen Wahrheit” widmen können.

„A dream: There should be somewhere on earth a place which no nation could claim as its own, where all human beings of good will who have a sincere aspiration, could live freely as citizens of the world and obey one single authority, that of the supreme truth; a place of peace, concord and harmony …“
– The Mother –

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Die Stadt ist auf dem Reißbrett entworfen und schon allein deswegen einen Besuch wert. Foto: Alexandra Lattek

Die Stadt, die 1968 in der Nähe von Pondicherry Indien gegründet wurde, sollte einmal 50.000 Einwohner haben. Davon ist man noch weit entfernt. In den Kommunen mit bezeichnenden Namen wie Certitude, Fertile und Transformation leben heute „nur“ etwa 1.700 Menschen. Dazu kommen jedes Jahr allerdings Scharen von Besuchern, die wie wir einen Tagesausflug von Pondicherry in das wohl größte, esoterische Zentrum Indiens machen, oder die sich für mehrere Wochen oder Monate in einer der Enklaven einquartieren und in einem der zahlreichen Projekte mitarbeiten. Das Konzept ist allemal besonders und macht Pondicherry dadurch zu einem viel besuchten Reiseziel in Indien.

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Ein Haus in der Stadt, die keiner Nation angehören soll (Credit: Aleksandr Zykov – Flickr)

Ein Tag in Auroville fühlt sich an, wie auf einem anderen Planeten zu sein. Im Dreamer’s Café im Visitor Center gibt es alles, was das westliche Backpackerherz begehrt  – von Free-WiFi über Cappuccino aus einer Espressomaschine, die auch in einer Cafébar in Roma oder Firenze stehen könnte, Bananen-Walnuss-Brot und Karottenkuchen. Das kannte ich schon von meinem Aufenthalt im Ashram der „Hugging Mother“ Amma in Kerala. Zwar kommen die meisten Westler zur Sinnsuche an einen solchen Ort, doch auf die ein oder andere westliche Annehmlichkeit wollen sie dann doch nicht verzichten.

Leckere Restaurants & Cafes in Auroville bei Pondicherry

Zudem habe ich in Indien noch nie eine solche Ansammlung von Pizzerien und griechischen Tavernen gesehen wie auf den letzten Kilometern bis zum Besucherzentrum von Auroville. Dort statten wir uns erst einmal mit einer Karte aus, das Gelände ist riesig, viel zu groß, um es zu Fuß zu erkunden. Leider ist heute sowieso vieles geschlossen wegen des Geburtstags des Elefantengottes Ganesha. Aha, der wird hier von den Aurovilleanern also auch gefeiert.

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Vielleicht liegt das Gefühl, an einem ganz fremden Ort zu sein, daran, dass die Stadt künstlich nach einem Vorbild einer Lotusblume angelegt ist (Credit: Ashwin Kumar – Flickr)

Leider hat auch die berühmte Auroville Bakery geschlossen. Dort wollten wir uns eigentlich mit einem Bekannten eines Bekannten meiner Co-Bloggerin Aminata treffen. Samvith, Sohn einer französischen Mutter und eines deutschen Vaters, wurde in Auroville geboren und ist nach seiner Schulzeit in Internaten in Frankreich und England, seinem Studium und seinen ersten Jobs in den USA vor ein paar Jahren wieder nach Auroville zurückgekehrt.

Er holt uns mit dem Motorrad vor der Auroville Bakery ab und wir fahren „Indian style“ – zu dritt ohne Helm – zu einem kleinen, indischen Lokal, wo wir anstatt Croissants und Milchkaffee, Idli mit Kokosnuss-Chutney und Masala Chai frühstücken. Als wir zahlen wollen, winkt Samvith ab, in den meisten Geschäften und Lokalen in Auroville kann man nicht mit Geld bezahlen. Als Aurovilleaner hat man eine Art Konto, er trägt das, was wir verkonsumiert haben, in das Buch bei der Essensausgabe ein.

Essen kann man in dieser Region an der Küste Tamil Nadus wirklich sehr gut. Hier findet ihr Alexandra’s Bericht über das Essen in Pondicherry Indien

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Auroville – so seltsam es doch anmutet, so faszinierend ist es auch (Credit: Aleksandr Zykov – Flickr)

Wie es sei, nach so vielen Jahren im Ausland wieder nach Auroville zu kommen, wollen wir von Samvith wissen. Er habe irgendwann gemerkt, dass er einfach hierher gehöre. Seine Eltern leben auch wieder hier, nach einigen Jahren in Europa und Afrika, genau wie sein Bruder. Obwohl er hier geboren und aufgewachsen ist, musste sich Samvith dem strengen Aufnahmeprozess unterziehen, um wieder Mitglied von Auroville zu werden. Man wird dazu umfassend zu seiner Gesinnung befragt, ob man die Ziele von Auroville mittrage und gewillt sei, zum Gemeinwohl beizutragen. Dazu gehört beispielsweise, dass man einem Beruf nachgeht, der in Auroville gebraucht wird und man über ausreichend Geldmittel verfügt. Über die Gesinnungsseite schweigt er sich aus. So erfahren wir auch nicht, ob er beispielsweise regelmäßig das Matri Mandir, das Allerheiligste von Auroville, zum Meditieren und Konzentrieren aufsucht.

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Besucher dürfen das Allerheiligste von Auroville nicht betreten, es aber von außen bestaunen. Foto: Alexandra Lattek

Die goldene Matri Mandir in Auroville

Wir dürfen uns diese futuristische Goldkuppel nur von außen ansehen, und das auch nur nach Abholung eines „Entry Pass Tickets“, der nur zu bestimmten Uhrzeiten ausgeteilt wird. Der Zutritt zum Inneren dieses gigantischen Bauwerks und der großen Kristallkugel ist nur möglich, wenn man sich im Besucherzentrum anmeldet und sich einen 20-minütigen Film über die Entstehung Aurovilles anschaut. Die Französin an der Rezeption im Besucherzentrum teilt uns allerdings mit, dass Auroville kein Platz zum Sightseeing und neugierige Touristen sei. Merkwürdig, dafür ist das Zentrum für Besucher und der Weg zum Aussichtspunkt auf die goldene Kupfel sehr professionell aufgezogen und sieht aus, als wäre es für viele Touristen ausgelegt.

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Der Matri Mandir (Tempel der Mutter) ist ohne Zweifel beeindruckend und erinnert tatsächlich an eine Blüte – die Blütenblätter stehen für jede der Tugenden der “Mother”

Ein Tag als Tourist in Auroville ist tatsächlich zu kurz. Obwohl ich Ashram-erfahren bin, hat dieser Ort eine etwas befremdliche Ausstrahlung auf mich. Man muss wahrscheinlich tatsächlich einige Wochen hier verbringen, um den Geist von Auroville zu durchdringen und zu verstehen, warum so viele Menschen, Inder wie Westler, ihr Leben hier verbringen. Vielleicht tue ich es den beiden Amerikannerinen gleich, die wir im Dreamer’s Café kennenlernen und quartiere mich für eine Zeit lang auf einer der Farmen ein. Und neugierig, einen Blick in das Matri Mandir zu werfen, bin ich tatsächlich auch.

Pondicherry Indien ist in diesem riesigen Land ein einzigartiges Indien Reiseziel, das in einem aufregenden Spannungsfeld zwischen Spiritualität und Kolonialgeschichte liegt. Wenn ihr es euch selbst einmal ansehen wollt, dann schreibt uns und wir helfen euch eine Reise in die Kolonialstadt Pondicherry und ins schöne Tamil Nadu zu planen!

Pondicherry – Essen in Indien wie Gott in Frankreich

Nach einer langen Reise durch Indien ist Alexandra froh, als sie in Pondicherry an der Ostküste plötzlich in einer französischen Bäckerei vor Croissant und Baguette steht. Lasst euch von ihrem kulinarischen Bericht über die Stadt anregen, in der Essen in Indien mal ganz anders aussieht!

Wer nach Pondicherry kommt, läuft Gefahr, bei seiner Abreise das ein oder andere Speckröllchen mehr auf den Hüften zu haben. Denn in der ehemaligen französischen Kolonialenklave am Golf von Bengalen warten nicht nur Dutzende hervorragender Lokale auf hungrige Gourmets, sondern ein ganz besonderer Gaumenschmaus.

Die französischen Kolonialherren sind zwar schon lange abmarschiert aus Puducherry, wie die Stadt heute offiziell heißt, doch ihre für Raffinesse und Geschmack bekannte Küche ist geblieben in der ehemaligen Hauptstadt Französisch-Indiens. Nirgendwo sonst in Indien findet man so viele Restaurants und Cafés, die sich übertreffen in der Zubereitung typischer französischer Fleischgerichte wie Coq au Vin und Steak au Poivre, von Bistro-Klassikern wie Steak Frites, Salat Niçoise, Quiche und Croque Monsieur und feiner Desserts wie Crêpe Suzette und Crème caramel. An jeder Ecke der „Ville Blanche“, dem französischen Viertel von Pondicherry, finden sich Lokale mit französischen Namen wie Café des Arts, La Terrasse, Le Rendezvous, Qualithé, Madame Shanté oder La Maison Rose und mit Speisekarten, die einem schon bei der Lektüre das Wasser im Mund zusammen laufen lassen – Essen in Indien geht eben auch so!

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Pondicherrys Straßen präsentieren sich wie in kleinen französischen Dörfern – genau wie das Essen (Credit: Ashwini Chaudhary – Unsplash)

Boulangerien wie am Montmarte

Dazu kommen kleine Bäckereien, durch die der Duft von frisch gebackenen Croissants, Brioche und Baguette zieht und in deren Auslagen man kunstvoll verzierte Patisserie bewundern kann, wie ich sie zuletzt in einer Boulangerie am Montmartre in Paris gesehen habe. In der Bäckerei mit dem passenden Namen Baker Street trifft man morgens ab 7.30 Uhr nicht nur auf französische Expatriats mit ihren Einkaufstaschen, sondern auch auf junge Frauen in Sari oder Salwar Kameez und Männer im traditionellen Lunghi. Auch viele der Inder in Pondicherry geben offenbar knusprigen Baguettes und einem Chocolatine zum Frühstück dem Vorzug gegenüber Idli mit Kokosnuss-Chutney oder Masala Dosa.

Während der drei Tage, die wir im Rahmen unserer Reise in Pondi verbringen, wie die Stadt gerne von den Indern abgekürzt wird, machen wir uns auf eine kulinarische Entdeckungsreise. Wir wollen vor allem herausfinden, ob die französische Enklave in Tamil Nadu eine echte Fusion-Küche hat wie man sie zum Beispiel aus den Südstaaten der USA kennt.

Bei einem Blick auf die Speisekarten der Restaurants und Cafés stellen wir schnell fest: Die meisten Lokale sind sogenannte „Multi Cuisine Restaurants“. Neben französischer Küche stehen weitere europäische Gerichte auf der Karte sowie indische und chinesische Klassiker, so beispielsweise bei Madame Shanti. Zwar ist die Dachterrasse des Lokals in der Rue Romain Rolland ganz hübsch und die Pasta Marinara und die Meeresfrüchte-Platte werden im Reiseführer hoch gelobt, doch irgendwie sind wir nicht so recht überzeugt. Uns ist nicht nach Schnitzel mit Kartoffelpüree und Möhren, das wir in der Rubrik „European Specialities“ finden. Indische Gerichte wie Paneer Butter Masala, Daal Makhani, Aloo Gobi und Garlic Naan hatten wir auf unserer Reise bisher fast jeden Tag. Und für Chow Mein, gebratene chinesische Nudeln, die man in Indien an jeder Ecke bekommt, sind wir auch nicht nach Pondicherry gekommen.

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Zur Abwechslung mal ein frisches Croissant zum Frühstück – darüber freuen wir uns sehr! Foto: Alexandra Lattek

Rindersteak im Garten von La Maison Rose

Wir klappen die Speisekarte wieder zu und ziehen ein paar Häuser weiter zum Haus der Rosen, La Maison Rose. Wir hatten schon am Nachmittag einen Blick durch das Tor in das hübsche Gartenlokal geworfen. Und auf die Karte. Für Aminata, meine Co-Bloggerin kommt nur ein Gericht in Frage: Rindersteak. Zwar kommen ähnlich wie bei unserem Burger im Hard Rock Café in Bangalore kurzzeitig Gewissensbisse auf – Rind in Indien essen, grenzt das nicht an Frevel? – doch der französische Küchenchef nimmt die letzten Zweifel.

Bleibt nur noch die Frage ob durchgebraten, Medium oder gar Medium Rare. Nicht, dass wir uns noch den Magen verderben. Keine Sorge, wir können unbedenklich Medium wählen, versichert man uns. Wir haben es nicht bereut. Nicht nur das saftige Steak mit selbst gemachter Knoblauchbutter ist hervorragend, auch die Beilagen, im Ofen gebackene Kartoffelstücke und gegrillte Tomaten sind exzellent. Dazu ein kühles Bier und wir fühlen uns wie Göttinnen in Frankreich. Es schmeckt fantastisch und tatsächlich wie in Frankreich, so Aminata. Sie muss es wissen – als echte Pariserin.

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Nach unserer langen Indienreise und dem Verzicht auf Rind, lassen wir uns hier dann doch mal hinreißen. Foto: Alexandra Lattek

Französische Gerichte mit indischem Touch in der Villa Shanti

Am liebsten wären wir am nächsten Abend wieder hergekommen, doch es gibt noch viel zu viel auszuprobieren in Pondicherry. Zum Beispiel das „Villa Shanti“. Das Restaurant, das in dem Innenhof eines wunderschön restaurierten Kolonialgebäudes aus dem 19. Jahrhundert untergebracht ist, ist uns ebenfalls bei unserem Spaziergang tagsüber aufgefallen. Das, was auf der Speisekarte steht, klingt schon eher nach „Fusion Food“, sowohl die Vorspeisen als auch die vegetarischen und nicht-vegetarischen Hauptgerichte und die Fischgerichte. Die Qual der Wahl ist groß: Vegetarische Bratling mit Spinatsoße, Muskatnuss und Ingwer oder Zucchini-Walnuss-Crêpes? Oder überbackener Paneer mit buntem Pfeffer und Erbsen? Überbacken hatte ich den unfermentierten Käse noch nie gegessen.

Auch die Fleischgerichte in der „Villa Shanti“ klingen verlockend: Nisha Murgi, Hühnchenbrust gefüllt mit Granatapfelkernen, Cashewnüssen und Rosinen? Wenn da nicht die Rosinen wären … Doch lieber das Hühnchen in Orangen-Weißweinsauce mit Ingwer? Auch die Salate klingen toll. Spinat-Apfelsalat mit Mandeln, Sesam und Ingwer-Honig-Dressing, Grüner Salat mit Betelblättern, Feigen, Parmesan und Tomaten. Leider wieder mit Rosinen.

Ich entscheide mich für Fisch, schließlich sind wir am Meer. Eine gute Wahl, mein „Tawa Fried Fish“, bestätigt der Kellner, ein zarter, weißer Fisch in einer Kruste aus Koriander, Curryblättern und Daal, dazu Zitronenreis und eine Tomaten-Koriander-Soße. Lecker! Und eine interessante Kombination, französische Gerichte mit indischen Gewürzen und exotischen Zutaten – so kann man sich das Essen in Indien richtig schmecken lassen – vor allem, wenn man ein wenig müde ist vom altbekannten Palak Paneer oder Butter Chicken.

Uns hat es hier so gut gefallen, dass wir am nächsten Tag am späten Nachmittag auf einen kleinen Snack wiederkommen, Hühnchen aus dem Tandoori-Ofen und Samosas mit Käse gefüllt – letztere mit dem geschmolzenen Käse schmecken „très français“, wie wir finden. Auf die obligatorische, französische Käseplatte verzichten wir, dafür gönne ich mir noch einen Nachtisch. Von meiner Crème Caramel war ich jedoch enttäuscht, insgesamt etwas fad, die Kruste labberig. Vielleicht bleibe ich in Indien doch lieber bei meinem Lieblingsdessert Gulab Jamun. Oder ich versuche es beim nächsten mal mit Crêpes.

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Mein Fischgericht war ein Traum – sehr zu empfehlen die Villa Shanti. Foto: Alexandra Lattek

Die Französisch anmutende Café-Szene in Pondicherry

Die besten Crêpes habe ich im Café des Arts in der Suffren Street und im Artika in der La Bourdonnais Street gegessen, ganz simpel mit Limettensaft und Zucker, eine Wonne und eine ideale Kombination zu meinem Müsli mit Joghurt und Frischen Früchten, das ich nach Tagen der Abstinenz unbedingt mal essen musste. Zwar nicht wirklich französisch und auch kein Fusion Food, aber egal.

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Das Café des Artes ist wunderbar französisch – leider finden wir auch nur andere Ausländer hier. Foto: Alexandra Lattek

Beide Cafés könnte man übrigens nicht nur von ihrer Speisekarte – es gibt hier alle möglichen Sorten von Crêpes, Croque Monsieur, belgische Waffeln und köstliche Kaffeespezialitäten – genauso auch in Europa finden. Das Café des Arts ist in einem Gebäude von 1880 untergebracht. Ich könnte den ganzen Tag hier verbringen, sei es im Garten oder in dem mit Kolonialmöbeln wie ein Wohnzimmer eingerichteten Innenraum. Ein ähnliches Ambiente findet man auch im Artika, an das zudem eine kleine Galerie angeschlossen ist.

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Das Café lädt zum Verweilen ein, wenn man sich von einem langen Stadtspaziergang erholen will. Foto: Alexandra Lattek

Fazit – Hervorragende französische Küche

Glücklicherweise bekomme ich die Knöpfe meiner Hosen auch nach drei Tagen Pondicherry mit diversen Croissants, Crêpes, Baguette-Sandwiches und den beschriebenen Abendessen noch zu. Leider war die Zeit zu kurz, um uns durch alle Spezialitäten zu probieren, für die Pondicherry bekannt ist und die eine Mischung aus tamilischer und keralischer Küche sind. Dazu gehört beispielsweise Kokusnuss-Curry, Gefüllter Kohl und Dosa aus Sojamehl. In den Genuss von Gerichten mit Kokosnuss werden wir noch in Kerala kommen, dort wird fast alles damit zubereitet. Die Frage „Pondicherry – der Ort für Fusion Food?“ würde ich eher mit nein beantworten. Zwar konnten wir nur eine Handvoll Lokale ausprobieren, doch bis auf die Villa Shanti haben die meisten Lokale eher eine dreigeteilte Speisekarte – französisch/europäisch, indisch und chinesisch – oder sind ganz auf französische oder indische Küche spezialisiert. Dennoch ein kulinarisches Paradies zum Essen in Indien, ich komme bestimmt wieder!

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Die vielen kleinen Cafés sind wirklich einzigartig in Pondicherry – wie hier das Cafe Green (Credit: Virendra Vikram – Unsplash)

Wollt ihr euch nun selbst von der Küche in Pondicherry überzeugen oder habt ihr nach eurer langen Indienreise mal wieder Lust auf ein Frühstück mit Croissant und Baguette? Wir helfen euch eine Reise zu planen, bei der ihr euch nach Lust und Laune durch das Essen in Indien probieren könnt. Schreibt uns einfach hier!

Bangalore in Indien: Eine Stadt der Kontraste

Bloggerin Alexandra Lattek scheut weder lange Reisen noch die Reiseziele, die viele sonst auslassen. Dazu gehört auch Bangalore in Indien. Sie berichtet euch bildhaft von dieser interessanten Stadt und räumt mit den Vorurteilen, dass die Stadt nichts zu bieten habe auf! Wenn ihr euch selbst auch eine abenteuerliche Reise begeben wollt, dann schreibt uns und wir machen es möglich!

Bangalore in Indien – oder vielmehr Bengaluru, wie die Stadt seit 2006 heißt – habe ich auf meinen bisherigen Reisen immer vernachlässigt. Meine einzige Erfahrung beschränkte sich auf den Bahnhof Bangalore Cantonment, an dem ich den Zug wechseln musste auf dem Weg von Mysore nach Hospet. Für mich war Bangalore bislang immer nur eins: Standort multinationaler Unternehmen, die hier Software entwickeln lassen oder Call-Center betreiben.

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Eine Stadt, die kaum fassbar erscheint – daher mache ich auf zu einer Erkundungstour, um selbst zu sehen, was es mit Bangalore auf sich hat

Von meinen Kollegen, mit denen ich lange in einem dieser Konzerne zusammengearbeitet habe und die es als „Expatriat“ vorübergehend nach Bangalore verschlagen hat, hörte ich immer nur eins: Verkehrschaos und eine unzureichende Infrastruktur für die durch den IT-Boom auf stolze acht Millionen Einwohner angewachsene Stadt. Die meisten meiner indischen Kollegen fühlten sich jedoch wohl hier, sie hatten einen Fahrer, der sie durch den unüberschaubaren Verkehr kurvte, trugen westliche Klamotten und gingen in italienischen Restaurants essen.

Shoppen und essen, das kann man tatsächlich gut in Bangalore. Auf unserem Abenteuer haben wir zugegebenermaßen einen guten Teil unseres Aufenthalts in Bangalore damit verbracht. Denn nach Bangalore kommt man nicht in erster Linie zum Sightseeing – Sehenswürdigkeiten sind rar gesät. Als Tourist verschlägt es einen entweder hierher, um während einer längeren Reise durch den Süden Indiens ein wenig westlichen Komfort zu genießen, oder die guten Verkehrsanbindungen und die geografisch günstige Lage der Stadt zu nutzen.

Bangalore liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen der Ost- und Westküste Indiens. Wenn man wie meine Co-Bloggerin Aminata und ich vor allem mit Bus und Zug in Südindien unterwegs ist, eignet es sich hervorragend als Zwischenstopp, wenn man nicht unbedingt 15 oder 20 Stunden am Stück im Zug sitzen will. Ami und ich haben auf unserem Weg von Mysore nach Pondicherry zwei Nächte hier verbracht.

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Shopping Malls gibt es hier an jeder Ecke und lässt uns fast vergessen, dass wir in Indien sind. Foto: Alexandra Lattek

„Eat & shop until you drop“ – i-Bar, Hard-Rock-Café und UB City

„i-Bar, please. At The Park. Park Hotel.“ „i-Bar? Park Hotel? No, Ma’am.“ Diesen Ping-Pong-Ball werfen wir uns ein paar Mal mit den Rikschafahrern in der St. Marks Road hin und her. Keiner scheint das The Park und die i-Bar zu kennen, obwohl es nach unseren Recherchen in einem Online-Stadtmagazin zu den Top-3-Ausgeh-Locations in Bangalore in Indien gehört. Vielleicht liegt es darin, dass die Jeunesse Dorée der Stadt nicht mit der Rikscha vor den It-Bars vorfährt.

Irgendwann findet sich ein Fahrer, der tatsächlich schon mal etwas vom Park Hotel gehört hat. Leider sind wir die einzigen in der stylischen Bar, aus der uns ein eiskalter Luftstrom und Bum-Bum-Bässe entgegenwehen. Die Kellner langweilen sich und freuen sich über Kundschaft. Wir wären auch gerne da geblieben, abgesehen von der überdrehten Air-Condition ist die i-Bar wirklich eine tolle Location, mit Zugang zur Terrasse und dem Pool des Hotels. Aber den Abend in einer menschenleeren Bar zu verbringen? So haben wir uns das sagenumwobene Nachtleben in Bangalore nicht vorgestellt. Außerdem wollen wir auch etwas essen und hier gibt es nur Snacks. Sind wir einfach nur zu früh? Oder liegt es daran, dass es Montag Abend ist und nicht Wochenende?

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Selbst der Blick auf den Pool kann uns nicht davon überzeugen hier alleine zu sitzen. Foto: Alexandra Lattek

Zurück auf der MG Road treffen wir zufällig auf einen Franzosen, der in Bangalore arbeitet. Er empfiehlt uns, zur UB City zu fahren. Das ist Indiens erste Luxus-Shopping-Mall. Neben sämtlichen Designermarken, die man sich nur vorstellen kann, lockt eine Plaza mit internationalen Restaurants. Und eine Bar im 13. Stock. Also auf zu UB City. Was, nur 30 Rupien? Klasse, wir haben Glück mit unserem Rikschafahrer. „First we go to my friend’s shop!“ Zu früh gefreut. „No shopping. UB City. Please.“ „First we go to the shop. Only looking.“ Unsere Argumente, dass wir sowieso nichts kaufen wollen, stören ihn nicht. Wir haben Hunger und steigen aus. Kein Shopping in irgendeinem Schmuckgeschäft von irgendeinem Freund.

Der nächste Rikschafahrer bringt uns ohne Umwege an unser Ziel. Ich staune wieder einmal über die Gegensätze in diesem Land. UB City, Luxus pur. Hinter diesem pompösen, verspiegelten Konsumtempel kann sich jedes Einkaufszentrum in Deutschland verstecken. Ein livrierter Portier zeigt uns den richtigen Aufzug. Alles glänzt und leuchtet, die Fliesen der Böden und Wände sind frisch poliert. Auf der Plaza strömen uns verschiedenste Essensgerüche in die Nase, belgische Waffeln, italienische Holzofenpizza. Chili con carne. Zwar liebe ich indisches Essen, doch zwischendurch finde ich es eine angenehme Abwechslung, auch mal Pasta oder Pizza anstatt Reis, Daal und Chappati zu essen.

Man sollte jedoch aufpassen, wo man landet. Unser Mittagessen in einem Café in der Nähe unseres Hotels in der der St. Marks Road war leider der Totalreinfall. Anstatt knusprigem Boden aus dem Holzofen landete eine Tiefkühlpizza aus unserem Teller. Und die Spaghetti Pesto ertranken in einer grünen, cremigen Soße. Das Café gehört offenbar nicht zu den Top-Restaurants der Stadt. Wir entscheiden uns für mexikanisch. Und werden nicht enttäuscht. Es fühlt sich zwar ein wenig komisch an, in Indien Burritos und Enchilada zu essen, aber den indischen Gästen um uns herum scheint es auch hervorragend zu schmecken. Zum Nachtisch gönnen wir uns noch eine Portion Churros, mit Zimt überzogen. Lecker!

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Solch ein Luxus lässt Indien nicht erwarten – aber wir sind immer für eine Überraschung zu haben (Credit: Ashwin Kumar – Flickr)

Nach unserem Dinner wollten wir den Abend noch in der Skybar ausklingen lassen. Als wir im 13. Stock aus dem Lift steigen, ruft uns der Türsteher entgegen, dass man gleich schließe. Es ist doch erst 22.00 Uhr? Für eine Bar sind das aber komische Öffnungszeiten. Wir hatten im Vorfeld wohl nicht ordentlich recherchiert: 2008 hat die konservative Lokalregierung den Bars und Clubs der Stadt eine Sperrstunde auferlegt. Und ein Tanzverbot. Man befand, das rhythmische Bewegen zu Musik sei anrüchig und würde zum Verfall der Sitten beitragen. Ebenso die zunehmende Vergnügungssucht der jungen Bangalorianer, die ihr in den IT-Firmen verdientes Geld in den zahlreichen Pubs, Bars und Clubs der Stadt in Alkohol investierten.

Man lässt uns dann doch noch auf einen Absacker hinein, weißt aber noch einmal darauf hin, dass man um 22.30 schließe. Für einen Fresh Lime Soda sollte es noch reichen. Mit dem Tanzverbot nimmt es das Dutzend Geschäftsleute, das in einer Ecke der Terrasse die Hüften schwingt, nicht so genau. Wie ich später lese, wurde das Tanzverbot vor einiger Zeit etwas gelockert und in der Stunde vor Toreschluss drücken die meisten Barbesitzer die Augen zu. Wir schauen dem Treiben zu und genießen derweil den Ausblick über die Stadt. Und die frische Luft, denn in Bangalore herrscht im Vergleich zum restlichen Südindien ein angenehmes Klima. Die Stadt liegt nämlich auf gut 1.000 Meter, in den Ausläufern der Western Ghats.
 Und verfügt über zahlreiche grüne Parks, die für ein wenig Luftaustausch sorgen, aber ansonsten in unseren Augen recht trist anmuten. Wir befinden, der Cubbon Park kann weder mit dem Englischen Garten in München noch mit dem Jardin du Luxembourg mithalten. Dies aber nur am Rande.

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Wir haben Glück und dürfen in der Skybar noch einen letzten Drink schlürfen

Während unserer zwei Tage in Bangalore können wir natürlich nicht alle empfohlenen Restaurants ausprobieren. Vor unserer Weiterreise landen wir – ich traue es mich kaum zu sagen – im Hard Rock Café. Ja, Hard Rock Café. Dass ich in Indien einmal eine solche Lokalität aufsuchen und dann auch noch einen Hamburger aus Rindfleisch essen würde, hätte ich mir bis vor kurzem nicht vorstellen können. Normalerweise mag ich solche Ketten überhaupt nicht. Und Fleisch esse ich in Indien eigentlich auch nicht, vor allem kein Rind. Das gibt es sowieso höchst selten. Das Hard-Rock-Café in Bangalore gehört jedoch zu den angesagtesten Locations der Stadt. Nicht nur wegen seines hervorragenden Essens – außer Burger gibt es auch Salate, hervorragende Desserts und einige asiatische Gerichte – sondern wegen seiner stilvollen Einrichtung und dem historischen Gebäude, in dem es untergebracht ist. Das steinerne Gebäude mit den hohen Gewölbedecken beherbergte einst eine Bibliothek. Auf den Kauf der Merchandisingprodukte des Hard Rock Cafés verzichten wir, auch wenn das aufmerksame Personal uns mehrfach auf die Einkaufsmöglichkeiten im Lokal hinweist.

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Vielleicht nicht gerade das Indien, das ich mir vorgestellt hatte, aber dennoch einen Besuch wert. Foto: Alexandra Lattek

Auf den Spuren von Tipu Sultan

Die ein oder andere Sehenswürdigkeit gibt es dann doch in Bangalore in Indien. Wer sich für die Hare Krishna-Bewegung interessiert, kann den Sri Radha Krishnar Mandir besichtigen. Oder fährt raus zum Bull Tempel, der für seine riesige Statue des Reittier Shivas (Nandi) bekannt ist. Als ich lese, dass der Weg zum Tempel mit Schlangenbeschwörern gepflastert ist, verzichte ich … Stattdessen begeben wir uns nochmal auf die Spuren des Muslimherrschers Tipu Sultan, den wir schon in Mysore und Srirangapatnam besucht haben. Der Sommerpalast in der Nähe des Hauptbasars ähnelt dem in Srirangapatnam, ist jedoch weniger prachtvoll. Wir verbringen dennoch einige Zeit dort, schlendern durch die Gänge mit den dicken Holzsäulen und werfen einen Blick auf den benachbarten Hindu-Tempel. Eine kleine Oase der Ruhe, bevor wir uns zu Fuß Richtung Basar und Freitagsmoschee begeben.

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Eine wahre Freude ist die angenehme Ruhe zwischen den Säulen des wunderschönen Palastes. Foto: Alexandra Lattek

Termin bei den Straßenzahnärzten vor der Jama Masjid

So modern sich Bangalore im Dunstkreis der großen Shopping Malls und Luxushotels gibt, so traditionell ist das Treiben rund um den City Market und die Jama Masjid, die Freitagsmoschee. Auf dem Weg zur Moschee sind wir offenbar in der Schuhstraße gelandet, auf dem Boden hocken unzählige Händler mit riesigen Haufen von Turnschuhen und Sandalen, die auf neue Besitzer warten. Schon von weitem sehen wir die weißgetünchte Moschee, ein riesiges Gebäude. Auf den Straßen rund um die Moschee herrscht ein Chaos aus Bussen, schwer beladenen Ochsenkarren, Rikschas, Mopeds, Maiskolben- und Fresh-Lime-Soda-Verkäufern. Der Platz vor der Moschee scheint zudem eine Hochburg für Zahnärzte zu sein. Wir entdecken direkt zwei „Street Dentists“, die ihre Patienten in ihrem Open-Air-Behandlungszimmer ein neues Gebiss oder eine Füllung verpassen. Nicht nur wir schauen neugierig zu, Arzt und Patient werden von Dutzenden Schaulustiger umringt. Incredible India.

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Stolz zeigt uns der behandelnde Arzt die Zähne seines Patienten. Foto: Alexandra Lattek

Fazit – Kein „Must See“, aber angenehme Abwechslung bei längerer Indienreise

Bangalore in Indien – Top oder Flop? Das ist hier die Frage. Auf einer Indienreise muss man nicht unbedingt in Bangalore gewesen sein. Ich bin trotzdem froh, dass ich diese Stadt, die ich bislang nur vom Hörensagen und als Wirtschaftsstandort kannte, endlich einmal persönlich kennengelernt habe. Bangalore ist wie die meisten indischen Metropolen ein wenig „schizophren“ – Luxus-Shopping-Malls versus Basar, Holzofenpizza im Nobelrestaurant versus fetttriefender Samosas von einem Straßenkoch, Audi A8 versus Ochsenkarre, Designerkleid versus Sari. Es sind genau diese Kontraste, die Indien für mich so interessant machen. Und die auch Städte wie Bangalore für mich zu einem interessanten Ziel machen.

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Die Jama Masjid im Herzen des Marktes thront in ihrem Weiß über dem Chaos. Foto: Alexandra Lattek

Seid ihr nun auch gespannt, diese Gegensätze zu sehen, die deutlich machen wie Bangalore Indien repräsentiert? Dann schreibt uns einfach und wir helfen euch eine tolle Reise zu planen, in der ihr sowohl Luxus als auch Markttreiben bestaunen könnt.

Zwischen Palästen, Tempeln, Räucherstäbchen und Sandelholz – Auf Stippvisite beim Maharadja von Mysore

Die deutsche Bloggerin Alexandra hat für uns die Palaststadt Mysore besichtigt und so einige interessante Erfahrungen im folgenden Artikel zusammengefasst. Wir hoffen, dass dies euer Interesse für diese aufregende südindische Stadt wecken wird. 

Mysore ist vor allem für vier Dinge berühmt: Sandelholz, Räucherstäbchen, Seide und für den kunterbunten Märchenpalast, von dem aus die Maharadjas der Wadiyar-Dynastie den Prinzenstaat in Karnataka mehr als 500 Jahre regiert haben. Als wir nach unserer zehnstündigen Zugfahrt das Bahnhofsgebäude verlassen – wir sind mit dem Nachtzug von Hospet hergekommen – werden wir jedoch weder von einem Gesandten des Maharadjas empfangen noch weht uns ein betörender Sandelholzduft um die Nase. Auf uns warten die Gepäckträger und Rikscha-Wallahs auf der Suche nach Kundschaft. Und der typische Geruch einer indischen Großstadt: Abgase gemixt mit dem, was einem aus den öffentlichen Toiletten und den kleinen und großen Müllhaufen entgegen strömt, die sich am Straßenrand auftürmen.

Mysore_Kuh_MuellDie Stadt: Große Boulevards und Relikte des British Raj

Der Charme von Mysore erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Die ehemals mit großen Bäumen geschmückten Prachtstraßen bergen zwar links und rechts noch einige koloniale Überbleibsel wie den Clock Tower und die Town Hall, werden aber heute vor allem von Reklameschildern und Ramschläden aller Art gesäumt. Die großen Alleen, die durch das Zentrum führen, entstanden Mitte des 18. Jahrhunderts auf dem Reißbrett. Die beiden muslimischen Sultane, Haider Ali und sein Sohn Tipu Sultan, die kurzzeitig die Herrschaft über Mysore inne hatten, wollten ihre eigene architektonische Duftmarke setzen und machten ein Großteil der Altstadt dem Erdboden gleich.

Ein Teil des Labyrinths aus kleinen Gassen ist noch erhalten geblieben, wie wir aus unserer Rikscha erspähen können. Kühe auf der Suche nach etwas zu Fressen wandern an den Häusern mit den kleinen Geschäften vorbei, daneben Frauen mit Einkaufstaschen auf dem Weg zum Markt und Kinder in Schuluniform. Der Tag in Mysore erwacht.

Home, sweet home: Mysore Bed & Breakfast

Wir werden an diesem Tag irgendwie nicht mehr so richtig wach. Die Nachtzugfahrt steckt uns in den Knochen. Nach einem typischen, südindischen Frühstück – Masala Dosa, einem dünnen, knusprigen Pfannkuchen mit würzigen Kartoffeln gefüllt – und einem kleinen Spaziergang in unserer neuen Nachbarschaft verbringen wir den Tag in unserem „home away from home“ – dem Mysore Bed & Breakfast.

Stephen und Manjula haben in dem zweistöckigen Haus zehn Rikschaminuten vom Zentrum entfernt ein kleines Paradies geschaffen. Stephen, der nach zahlreichen Indienreisen seine Karriere als Unternehmensberater in England aufgegeben hat, um sich in Mysore niederzulassen, ist leidenschaftlicher Antiquitätensammler. Im ganzen Haus stehen Dekogegenstände – eine Stehlampe aus einem alten Holzrad, eine echte Kanonenkugel, alte Telefone und Skulpturen indischer Götter. Neben dem mit klassischen indischen Holzmöbeln eingerichteten Wohnzimmer gibt es sogar einen kleinen Raum mit einem Altar und einer Statue des Elefantengottes Ganesha. Ein Kleinod, das Mysore Bed & Breakfast, in dem wir mit hausgemachten Köstlichkeiten beim Frühstück und Abendessen verwöhnt werden und das wir am liebsten gar nicht mehr verlassen wollen. Der Nachmittag auf der blumenbepflanzten Dachterrasse, wo die einzigen Geräusche, die zu uns dringen, Mantren aus dem nahegelegenen Tempel und das Zwitschern der Vögel sind, vergeht viel zu schnell.

Mysore_MasalaDosaMysore_BedandBreakfast_Altar Mysore-BedandBreakfast_Rooftop Mysore_BedandBreakfast_Salon Mysore_BedandBreakfast_DinnerDer Palast des Maharadjas von Mysore: Pompöses Märchenschloss

Aber wir sind natürlich auch nach Mysore gekommen, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden, allen voran den Palast. Der Mysore Palace ist so etwas wie das indische Neuschwanstein, ein Mix aus verschiedenen Stilrichtungen, aus hinduistischer, muslimischer und rajputischer Architektur, garniert mit einigen europäischen Stilelementen. Der Palast mit den roten Kugeln auf dem Dach steht an der Stelle des ursprünglichen alten Holzpalastes, der 1897 einem Brand zum Opfer viel. Zusammen mit hunderten einheimischen Touristen wandern wir durch den prunkvollen, königlichen Hochzeitssaal und die Public Durbar Hall – barfuss, um nicht die kostbaren Marmorböden mit dem Kuhmist unter unseren Schuhen zu beschmutzen. Die bunten Fenster, Kristalllüster und goldfarbenen Säulen sind ebenso prächtig wie der mit fast 300 Kilogramm Blattgold überzogene Thron. Leider dürfen wir innen keine Fotos schießen. Auch der Zutritt zu dem Flügel, in dem die königliche Familie heute lebt, bleibt uns verwehrt. Kein Wunder. Man stelle sich vor, man hätte jeden Tag Tausende Besucher in seinem Wohnzimmer sitzen.
Wir haben jedoch das Glück, an einem Sonntag in Mysore zu sein. Denn jeden Sonntag zwischen 19.00 Uhr und 19.45 Uhr wird die Fassade des Palastes erleuchtet. Mit 90.000 Glühbirnen. Was für eine Stromverschwendung in Zeiten des Klimawandels. Aber schön sieht es schon aus!

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Mysore-Palast-langMysore_Palast_Tempel

Mysore_Palast_2 Mysore_Palast_3 Chamundi Hill: Nandi und Lady Durga

Sonntags ist Ausflugstag für die indischen Großfamilien aus der Region. Auf dem Chamundi Hill ist Stau, der Parkplatz ist bereits komplett dicht. Genauso voll ist es auf dem Platz vor dem Tempel, es wimmelt vor Händlern, bei denen man Opfergaben kaufen kann, und gläubigen Hindus, auf den Chamundi Hill kommen, um der Göttin Durga zu huldigen, die in Mysore Chamundi heißt. Wir kaufen ein teures „Speed-Ticket“ und reihen uns in die deutlich kürzere Schlange ein, die zum Heiligtum des Tempels führt. Ich tue es den Hindus gleich und berühre den oberen Pfosten des Eingangs, bevor wir in den Tempelraum geschoben werden, um einen Blick auf die Durga-Statue zu werfen, die übrigens aus purem Gold ist. Klaustrophobisch darf man hier nicht sein.

Die Menschen aus der Speed-Schlange und der Langsam-Schlange drängen uns hinaus. Mit den Massen spazieren wir die 1000 Stufen hinab, die an dem mächtigen Nandi, dem Reittier Shivas, vorbeiführen. Der schwarzpolierte Koloss aus Granit ist mit Blumengirlanden geschmückt. Ein Priester nimmt Blumen, Kokosnüsse und Geldscheine entgegen und segnet die edlen Spender. Wir sollen auch an der Zeremonie teilnehmen, fordert uns ein etwas zwielichtig dreinblickender Mann auf. Ich bin in solchen Momenten immer zwiegespalten, ob es opportun ist, als Tourist solche Rituale neugierig zu beäugen und im Zweifelsfalle sogar zu fotografieren. Oder mitzumachen, obwohl ich kein Hindu bin. Ein schwieriges Thema in einem Land, in dem es an fast jeder Ecke spirituell zugeht und viele Sehenswürdigkeiten spirituelle Orte sind.

Mysore-Chamundi-Tempel-Eingang

Mysore-ChamundiHill_Haende

Mysore_Nandi Mysore_Nandi_ZeremonieBunt, bunter, am buntesten: Devaraja Market

Weniger spirituell geht es auf dem Devaraja Market zu. Hier wird gekauft und verkauft und gefeilscht. Bunte Früchte, ordentlich zu Pyramiden aufgestapelt, riesige Berge Ingwer, Knoblauch, Zwiebeln, Kokosnüsse und Erbsen leuchten um die Wette mit tausenden von Blüten in großen Schalen und Beuteln, in rot, orange, gelb und rosa. Und mit den Bergen aus Farbpulver, das nicht nur an Holi, dem Farbenfest, zum Einsatz kommt, sondern für allerlei hinduistische Zeremonien genutzt wird. Die Mandalas, die man oft vor den Häusern auf der Straße findet, werden zum Beispiel mit diesen Farben gemalt. Wir können uns nicht satt sehen an den bunten Farben, und saugen die Gerüche auf, die von den Blumen verströmt werden. Für die Bewohner der Stadt ganz alltäglich, für uns ein Fest der Sinne. Einige Händler langweilen sich augenscheinlich, es gibt hier zu viel von demselben. Wir werden abgelenkt von einem Tumult. Was passiert hier? Eine Blütenauktion. Innerhalb von Sekunden werden hier kiloweise kleine, weiße Blüten zu Sonderpreisen verkauft.

Zu dieser Jahreszeit sind nicht viele westliche Touristen unterwegs in Mysore. Wir ziehen die Aufmerksamkeit der Händler auf uns. Einige sprechen sogar ein paar Brocken Französisch und Deutsch. Als ich erzähle, ich sei aus München, bekomme ich sogar von einem der Händler ein “Servus” zur Antwort und ein “Oachkatzlschwoaf”, dem Wort, mit dem die Bayern gerne zugereisten Preußen wie mich einem Bayerischsprachtest unterziehen. “Oachkatzlschwoaf” aus dem Mund eines indischen Betelnusshändlers auf einem Basar, die Welt ist ein Dorf …

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Mysore_Marktfrau Mit dem Local Bus zum Tiger von Mysore nach Srirangapatnam

Der Fahrersitz so mancher Rikscha in Mysore hat einen Bezug mit einem Tiger. Dabei gibt es hier gar keine Tiger. Der Sitzbezug ist eine Hommage an Tipu Sultan, den Tiger von Mysore. Der Tiger von Mysore nahm Ende des 18. Jahrhunderts den Maharadjas von Mysore das Zepter aus der Hand und versuchte, das Königreich Mysore vor den kolonialen Ambitionen der Briten zu schützen. Tipu Sultan war ein Exzentriker und hatte einen Tigerspleen, seitdem er auf der Jagd einen Tiger, der ihm ans Leder wollte, mit einem Dolch bezwang. Seine Krone war mit einem Tigermuster verziert, seine Elitetruppen trugen Tigerembleme, die auch in seinem Wappen zu finden waren.

Sein Lieblingsspielzeug war ein mechanischer Tiger. Dieser sitzt auf einem britischen Offizier, dessen verzerrter Gesichtsausdruck von Todesangst zeugt. Rund um seinen Palast in Sirangapatnam ließ er ebenfalls Tigerstatuen aufstellen. Die sind mittlerweile verschwunden, aber der Mythos vom Tiger von Mysore lebt weiter. Wir gehen diesem Mythos nach und nehmen den Local Bus von Mysore nach Sirangapatnam, einem Dorf etwa 10 Kilometer außerhalb der Stadt auf einer kleinen Insel gelegen. Die lokale Rikschamafia wartet schon auf uns, wir sind die einzigen westlichen Touristen hier, denen zieht man gerne das Geld aus der Tasche.

Mysore_TipuSultan_Sommerpalast Mysore_TipuSultan_Sommerpalast-BalkonDer Palast ist klein und weniger prachtvoll als der in Mysore. Er besteht fast vollständig aus Holz, hat wunderschön verzierte Balkone und kunstvolle Wandmalereien. Wir stellen uns vor, wie wir mit einem Buch und einem Chai auf einem der Chaiselongues sitzen und den Wind genießen, der die Hitze des Tages ein wenig mildert. Statt dessen müssen wir jedoch mit einer Bank im Park vorlieb nehmen. Auf der wir nicht lange alleine sitzen. Eine korpulente, ältere Dame quetscht sich zwischen uns, legt mir und meiner #YouWanderWePay-Mitbloggerin Aminata jeweils eine Hand auf die Oberschenkel, um sich von dem Familienoberhaupt ablichten zu lassen. Danach ist ihre Tochter dran. Ein weiteres Foto von uns, das in irgendwelchen Facebook-Accounts oder Familienalben landet. Welcome to Incredible India!

 

Let India Someday handle it and plan your best trip.

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